Unser Jahr war pickepackevoll mit Rundungen, Jubiläen und besonderen Anlässen. Eine der Null-Nummern gehörte mir selbst: Ich bin jetzt 60 Jahre alt – und stolz darauf!
Im Jahresrückblick 2024 wird von der Jubiläumsflut noch ausführlich die Rede sein. Ich bin so frei und picke mir mein eigenes raus. Diesen Artikel widme ich meinem Stolz auf die 60.
Hashtag 60 Jahre und stolz darauf – gefällt nicht nur mir
Im Blog und auf social Media habe ich 60 Jahre alt und stolz darauf bereits ab und an als Hashtag benutzt. Mit durchweg positiver Resonanz. Was sagt mir das?
Ich bin nicht die Einzige! Wir sind viele. Immer mehr Männer und Frauen um die 60 Jahre sind heute stolz auf ihr Alter.
Mit 60 schon alt?
Die Frage „fühlst Du Dich mit 60 schon alt?“ kommt nicht aus unserer Generation selbst. Um fair zu sein: Mir hat diese Frage auch bisher keiner gestellt. Besser ist das.
„60 Jahre und nun?“ – natürlich stellt sich auch unsere Generation diese Frage. Aber wir beantworten sie anders. Wir 60jährigen von heute sind meilenweit von denen entfernt, an die ich mich aus meiner Jugend erinnere. Ausnahmen wie meine Oma bestätigen die Regel!
Wird die Generation der heute 60jährigen anders alt?
Ja!
Wir sind eine Generation, wie es sie zuvor noch nie gegeben hat. Versiert, erfahren und wohlhabend. Und wir fangen gerade erst an, diese unsere Kraft auszuleben.
Wir sind eine starke und mutige Generation. Unser Älterwerden gehen wir anders an. Wir feiern unsere wiedergewonnene Freiheit, wir haben Lust auf Abenteuer. Ich finde, wir zeigen auf mehreren Ebenen, wie mutig älter werden geht.
Auch wenn noch nicht allen aufgefallen ist, dass mit uns nach wie vor zu rechnen ist. Die Medien sind auch da ein bißchen betriebsblind. Deutsche Medien besser gesagt. Ausländische Medien sind da weiter. Ich las neulich den schönen Begriff Power Ager und dachte: Jau, nehm ich so.
Ich Power Ager ich.
Noch vor 10 Jahren war der 60ste Geburtstag ein komischer Tag. Ich habe einige ältere Freunde, jetzt so Anfang, Mitte 70. Kaum einer hat den 60sten Geburtstag besonders hervorgehoben oder gewürdigt. Etliche fielen auch in eine After-Midlife-Crisis-Resignation. Sie fühlten sich unsichtbar, ungehört, belächelt, unerwünscht, nicht mehr gebraucht. Aufgabe erledigt, Staffelstab an die nächste Generation weitergegeben. Rückzug in ein beiges Leben die Konsequenz.
Das ist jetzt anders!
Mit 60 Jahren fängt das Leben an?
Wie heißt es so schön: Die ersten 60 Jahre der Kindheit sind die schwersten. Die haben wir jetzt hinter uns. Zeit, übergangslos alt zu werden? Ganz sicher nicht.
Ich gebe zu, ich hatte leichte Manschetten vor dem 60sten Geburtstag.
Schon den 30sten meines Ältesten -auch in diesem Jahr-habe ich mit einem lachenden und einem wehmütigen Auge gefeiert. Die Zahl 60 ließ mich abermals schlucken. Ich würde lügen, wenn ich das verneine.
60ster Geburtstag hört sich nicht nur nach viel an, es ist auch so. Viel bereits gelebtes Leben. Voller Liebe, Freude, Spaß, Trauer, Enttäuschungen, Sorgen. In Summe viel Lebenserfahrung, die mich trägt. Aber eben auch nicht wenig Leben vor mir.
Die 5 vorne hatte ich noch freudig begrüßt – die 50er verhießen neue Freiheit, noch einen Aufbruch. Das hielten sie auch. Im letzten Jahrzehnt begrüßte ich begeistert diese Freiheit und nutzte sie für neue Wege.
Dorothy oder Carrie?
Ich gebe zu: Ich hatte eine kleine Barriere im Kopf. Das Bild im Spiegel passte irgendwie nicht zu meinem Bild von 60jährigen. Bei „60jähriger Frau“ sah ich immer noch eher Dorothy von den Golden Girls als Carrie Bradshaw. Dabei sind die SATC-Mädels in ihrer Anschlussserie „and just like that“ genauso alt wie die Golden Girls in ihrer ersten Staffel. Ist das zu glauben?
A propos Carrie und Co: Was unsere Generation auch besonders macht: Wir Frauen. Sorry, Männers. Das heißt nicht, dass Ihr nicht auch großartig seid. Das heißt auch nicht, dass die Frauen vor uns nicht auch großartig waren.
Frauen um die 60 – großartig anders
Aber wir Frauen heute um die 60 Jahre – wir sind anders großartig. Unsere Mütter waren vielfach noch abhängig von ihren Männern. Wir sind die Töchter, die das Glück hatten, in den 60ern und 70ern geboren worden zu sein.
Wir hatten Möglichkeiten im Beruf, von denen unsere Mütter nur träumen konnten – und wir haben sie genutzt. Unser Job gab uns nicht nur die Möglichkeit finanzieller Unabhängigkeit, er gab uns auch Selbstbewusstsein.
Das Selbstbewusstsein, uns zu entscheiden für 60 Jahre und stolz darauf. Ich entscheide mich weiter für Leben genießen und Leidenschaften ausleben. Am großartigsten: Diese Entscheidung treffen immer mehr. Wir entscheiden uns damit auch, ein Beispiel zu sein.
Volle Kraft voraus – Power Ager steuern selbst
Unsere Söhne sind ausgezogen, sie stehen auf eigenen Beinen. Wir sind jetzt empty nester und sorry Jungs – ich vermisse Euch, ich freue mich über jede Familienzeit. Ich genieße es, wenn Ihr da seid oder wir zusammen im Urlaub sind – aber es fühlt sich nicht schlecht an, die Kontrolle über das eigene Leben zurück zu haben.
Rückschau: Wer war ich, bevor ich alles für alle anderen war?
In meinen Vierzigern bin ich als berufstätige Mutter häufig an meine Grenzen gekommen. Die Sorge für und um meine Eltern kam dazu und brachte mich manchmal auch über meine Grenzen hinaus.
Ich war Mutter, Ehefrau, Tochter, Kundenberaterin. Alles gleichzeitig. Meine Kinder, meine Eltern, meine Kunden, meine Kollegen – sie verließen sich auf mich. Ich löste ihre Probleme, ich war für sie da. Ich selbst? Kam nur in Spurenelementen vor.
Das ist jetzt anders. Und das ist auch genau richtig so.
Manchmal dachte ich in den stressigen Zeiten an mich wie an jemand, den ich mal kannte. Ich wollte nicht vergessen, wie ich war, bevor ich alles für alle anderen war. Verloren habe ich mich nicht. Ich habe mich nur zurückgestellt.
mit 60 Jahren eine neue Welt erschließen
Natürlich bin ich auch jetzt keine Insel. Wir hatten und haben Verantwortung – auch für die Generation unter und über uns. Aber ich muss keine Fremdbestimmtheit in meinem Leben mehr zulassen.
Ich kann mich auch um mich selbst kümmern.
Jetzt habe ich nicht nur die Zeit, das zu tun, was ich gerne tue. Ich habe auch die Zeit, auf die Bremse zu treten und nicht mehr über meine Grenzen zu gehen.
Jetzt ist die Zeit, in der wir unser Wissen, unsere Erfahrung, unser Können dafür nutzen dürfen, uns eine ganz neue Welt zu erschließen. Gerne auch eine Welt, in der wir uns nicht nur um uns selbst drehen. Aber eine Welt, in der wir selbst am Ruder stehen und die Richtung bestimmen, in die unser Leben sich noch entwickeln soll.
Wir entscheiden uns bewusst für uns
Anders als früher treffen wir unsere Entscheidungen sehr bewusst. Auch die Kaufentscheidungen. Wir haben Geld, wir können mit diesem Geld umgehen und wir geben es auch aus.
Allerdings nicht für die sorgfältig ondulierte Alte-Damen-Dauerwelle, auch das Beige kommt uns nur in der Edel-Version in den Schrank. Die Schuhe, in denen wir unsere Wege erkunden, müssen bequem sein, aber die Produktion weißer Gesundheits-Schluffen kann eingestellt werden. Uns braucht keiner kommen mit „Zeit, um sich altersgerecht zu kleiden“ Die sweet 60 definieren wir uns gerne selbst.
Aber es geht um mehr als das Aussehen.
Es geht um die Einstellung. Wir zeigen klar, dass es uns gibt. Wir wollen gesehen und gehört werden. Unsere Meinung sagen. Die wir im Gegensatz zu vielen Heißluftdüsen auch begründen können. Kaum einer von uns ist noch leise. So soll es sein.
Es geht auch um Spaß am Leben. Wir sind in der „nen scheiß muss ich Ära“ und in der ist älter werden entspannend.
Wir sind viel gelassener und es interessiert uns nicht für 10 Cent, was andere von uns denken. Das macht uns interessant. Aber auch schwierig. Für die, die uns als Zielgruppe ins Visier genommen haben. Aber so what – gebt Euch Mühe. Tun wir auch.
60 Jahre alt – mit Liebe
Ja, Liebe ! Sind wir nicht zu alt für.
Für die von uns, die Single sind: Feel free. Ich kenne einige, die mit der 6 im Visier noch eine Liebe gefunden haben. Die sie nach ihren Vorstellungen gestalten.
Für die von uns, die in einer Ehe oder Partnerschaft leben – schön oder? Soviel gemeinsam bewältigt und aufgebaut. Jetzt gehen wir in dieser Beziehung gemeinsam in einen neuen Lebensabschnitt. Nicht alle schaffen den Sprung vom Eltern-Dasein zurück zum Liebespaar. Nicht allen reicht es, wenn Essen zum Sex des Alters wird. Es sind sogar so viele, dass es auch dafür schon ein Modewort gibt. Die Silver Splitters. Geil oder?
Nein, ist nicht geil. Ganz und gar nicht. Schrecklich fände ich das. Ich schrieb, wir können uns jetzt eine neue Welt erschließen. Ich bin glücklich, dass ich diese neue Welt gemeinsam mit meinem Mann definiere und erschließe. Wir haben das Glück, eine gemeinsame Leidenschaft zu haben, die den Rahmen vorgibt für unsere neue Welt. In der wir auch jeder eigene Dinge haben.
60 Jahre alt – in Freundschaft
Wenn wir diese neuen Wege gemeinsam gehen, haben wir etwas sehr Besonderes. Das merke ich hier im Blog im Austausch mit Euch. Aber auch in Bezug auf Freundschaften, die teils seit Jahrzehnten bestehen. Manche Freundschaften ändern sich, manche sind erst im Entstehen begriffen.
Freundschaften ändern sich mit neuen Lebensabschnitten. Ich weiß, dass manche Menschen uns nur ein Stück unseres Lebens begleiten. Nur wenige bleiben ein Leben lang. Das weiß ich. Das habe ich gelernt.
Dennoch ist der Punkt Freundschaft einer, mit dem ich derzeit etwas hadere. Ich merke, dass sich in einigen Beziehungen etwas ungut ändert. Das hatte ich so nicht erwartet. So ganz kann ich den Finger noch nicht in die Wunde legen. Es ist aber ein Punkt, der mich beschäftigt.
60 Jahre alt – stolz darauf – und damit ist alles gut?
Nein. Natürlich nicht. Ich bin ja nicht blöd. Denn – soviel Ehrlichkeit muss sein: Die Zeit rennt, die Uhr tickt. Die ersten Zipperlein stellen sich ein, rein physisch geht nicht mehr alles das, was früher ging. Die Grenzen, über die wir nicht mehr gehen wollen – diese Grenzen sind auch enger gesteckt.
Ich habe auch Tage, an denen ich mich älter als 60 fühle und auch so aussehe. Manche Dinge strengen mich körperlich mehr an als früher, durchfeiern ist nur noch eine Erinnerung, ich brauche mehr Pausen.
Nochmal jünger sein – nee, lass mal
Aber – um nochmal auf meine 40er zurück zu kommen, psychisch geht es mir besser als vor 10/15 Jahren. Ich war damals wirklich in allen Bereichen meines Lebens hart an der Grenze zur Überforderung. Es ging nur mit zusammengebissenen Zähnen, mit viel Disziplin und eisernem Willen. Diese Jahre haben viel Kraft gekostet. Manchmal lag ich abends im Bett und zitterte vor Erschöpfung.
Da will ich nie wieder hin.
Das Bewusstsein, dass ich so nicht mehr leben muss, dass diese Zeit hinter mir liegt und ihre Anforderungen bewältigt sind – dieses Bewusstsein ist wahnsinnig erleichternd. Ich freue mich jetzt auf jeden neuen Tag und das, was er bringt. Wenn ich mich entscheiden müsste zwischen körperlichen Kräften und seelischer Ausgeglichenheit – ich würde letzteres nehmen.
Ich gönne mir bewusst Auszeiten, ich gehe nicht mehr über meine Grenzen und zumindest derzeit kann ich sagen, dass es mir gesundheitlich deutlich besser geht als noch vor 10 Jahren.
Also: Wenn wir unsere Kräfte bewusst stärken und einsetzen, geht noch sehr viel. Dann können wir durchaus sagen: Unsere Zeit ist jetzt. Umso mehr als wir wissen:
Zeit ist das einzige nicht erneuerbare Gut
Das haben wir im Alter von 60 Jahren verstanden. Wir müssen unsere Zeit wertschätzen und damit auch die Liebe und die Freundschaft. Und uns selbst !
Ich schrieb schon im verlinkten Artikel: Gute Jahre sind nicht für immer! Das sehe ich auch aufgrund dessen, was hinter mir liegt, sehr klar. Das war mit ein Grund dafür, dass ich früh in den Vorruhestand gegangen bin und dafür auf anderes verzichte.
Gute Jahre vergehen – das müssen wir klar haben. Je eher wir das klar haben und je mehr wir das wertschätzen, was wir jetzt in unserem Alter haben, desto besser für die Zeit, die vor uns liegt.
Fazit: Yau – wir dürfen stolz sein auf die 60
All in: Es ist nicht alles rosig. Natürlich nicht. Aber 60 Jahre alt ist nicht das Ende. Es kann ein Anfang sein oder wie in meinem Fall das Fortführen dessen, was ich in meinen 50ern begonnen habe.
Ich sach ma so: Die wahre Generation Yolo (you only live once) sind wir. So nämlich.
Benutzt gerne den Hashtag, markiert mich, teilt und pin-t den Beitrag. Es muss ja nicht so schräg klingen wie Omma Trudes Posaunenchor, aber lasst es uns laut herausposaunen: Wir sind 60 Jahre alt und stolz darauf ! Schenken wir uns diesen Hashtag doch zu Weihnachten.
Hui, da sprichst du etwas an!
Erst gestern habe ich meine Falten genauer angesehen und für die kleineren brauchte ich eine Brille.
Ich weiß nicht so recht, ich gehe auf die 50 zu. Ich vermisse schon die Zeiten in denen ich Nächte lang raus war und am nächsten Morgen wieder fit.
Naja, das ist der Lauf der Zeit und wir können ihn nicht ändern.
Liebe Grüße!
Hallo Jenny,
die Zeiten, wo man nach Feiern am nächsten Morgen schnell wieder fit war , die sind vorbei. Kommen auch nicht wieder. Aber man nimmt es irgendwann mit Gelassenheit, dass man nach einer Feier am nächsten Tag halt eben Ruhe braucht….. Deswegen feiert man trotzdem ganz gern.
Richtig, den Lauf der Zeit können wir nicht ändern. Aber jede Zeit hat etwas Schönes.
Liebe Grüße
Britta
Liebe Britta,
herzlichen Dank für deine Freude an den 60! Ich hab zwar noch knapp 1 1/2 Jahre die 5 voranstehen, aber die 6 macht mir keine Angst. Wie du erlebe ich die Segen des Älterwerdens im Sinne von Freiheit, Selbstbestimmtheit und exzessiver Zeit, die nur mir gehört. Ohne Partner ist das natürlich eine Menge, die ich jedoch für mich sinnstiftend zu füllen weiß.
Gern würde ich die körperlichen Zipperlein abgeben, aber das Leben ist kein Zauberspiel, daher akzeptiere ich inzwischen, was nicht mehr geht oder nicht mehr so leicht wie früher 🙂
Eine neue (letzte) Liebe zu finden zu einem einzigen wäre schön, nach fast einem Jahrzehnt solo glaube ich nicht mehr wirklich daran, ich bin zu „kompliziert und anstrengend“ geworden durch mein Selbstbewusstsein.
Tja, dann isses eben so und ich trau mich allein und mir so einiges zu, lach.
Herzliche Grüße zu dir
Gabi
Liebe Gabi,
die Zipperlein würden wir wohl alle gerne abgeben, aber solange doch noch vieles geht, nehmen wir es so.
Aber Du emfindest Deinen Weg damit und mit Dir alleine ja auch als sehr zufriedenstellend und ich denke, viel macht auch die Einstellung. Die haben wir auf jeden Fall!
Ich glaube, wenn ich alleine wäre, würde ich auch nicht aktiv suchen. Es liegt bestimmt auch nicht daran, dass Du kompliziert geworden bist. Vielleicht liegt es auch daran, dass man in unserem Alter weniger kompromissbereit ist. Was völlig ok ist, finde ich. Aber vielleicht trifft es Dich ja doch noch einmal. Man soll niemals nie sagen.
Liebe Grüße zu Dir
Britta
Dorothy oder Carrie – die Info muss ich erst mal verdauen. Und merke dabei, dass auch ich viel entspannter auf das schaue, was vor noch vor mir liegt. Als ich in den Zwanzigern war, gab es noch nur alte Omas mit Dauerwelle und beiger, praktischer Kleidung. Heute gibt es Vorbilder, Inspiration und eine ganz neue, andere Sichtbarkeit. Alter ist kein Makel und wir dürfen uns richtig freuen auf alles, was da noch kommen mag. Und mit Zwanzig wusste ich mein faltenfreies, knackiges Ich eh überhaupt nicht zu schätzen – also warum dem hinterhertrauern 😄
Liebe Grüße!
Du sagst es: Die Info Dorothy oder Carrie ist echt hart! Finde ich auch. In meiner Erinnerung sind die SATC Mädels strahlend schön und auch da schon eigentlich gar nicht mehr so jung. Dass die jetzt auch gealtert sind, muss erstmal in unseren Kopf.
Ja, das stimmt. In meinen Zwanzigern wusste ich mich auch nicht zu würdigen. Wenn ich heute Fotos sehe, finde ich mich in dem Alter durchaus schön. Was ich damals gewiss nicht so gesehen habe. Naja. Egal. Genau. Hinterhertrauern bringt da eher gar nichts.
Ich schaue auch ganz entspannt nach vorne. Ich lese sehr gerne, dass auch die jungen Hüpfer wie Du entspannt auf das schauen, was kommt. Und bilde mir ein, dass meine Generation ein wenig dazu beiträgt, dass die Jüngeren das Alter auch nicht mehr als die beige Lebensphase betrachten.
Liebe Grüße
Britta
Moin,
da kommentiere ich doch auch gleich mal…
Tatsächlich bin ich in erster Linie dankbar, dass ich es so ziemlich unversehrt bis zu dieser Demarkationslinie geschafft habe. Psychisch mit handelsüblichen Features bedient, die sich dank ausgeprägten Selbsterhaltungstriebes gut in Schach halten lassen und physisch immerhin so fit, dass ich regelmäßige Medikamente nicht benötige. (Abgesehen davon, dass ich überhaupt noch lebe – auch das, so musste ich schmerzhaft lernen, ist nicht jedem vergönnt!)
Ansonsten
– bin ich müder als noch vor 10 Jahren
– genieße ich nach all den Jahren im Versorgungsmodus dass ich meine Prioritäten im Focus haben kann
– benehme ich mich als hätte ich noch ewig Zeit. Wohl wissend (und doch ignorierend), dass genau das nicht der Fall ist
– ist mein Leben insgesamt zwar einfacher als noch vor 10 Jahren, aber die äußeren Umstände (insbesondere die glorreichen Aussichten zwischen europäischem Kalifat und europäischem 1000jährigen Reich und mangelnde Weitsicht unserer Damen und Herren Politiker) sind in meinen Augen deutlich verschärft. Und, ja, das ist eine sehr verkürzte Darstellung, ich weiß!
– bin ich drei Sekunden davor, mir ein Kissen ans offene Fenster zu legen, mich drauf zu stützen und random Passanten zu beschimpfen
– bin ich abgehärteter und trotzdem viel schneller abgenervt (insbesondere von meiner eigenen Spezies) als noch vor 10 Jahren. Tendenz steigend
– bin ich weitaus melancholischer als früher
(Usw. Usf.)
Insgesamt aber geht es mir überdurchschnittlich gut, das weiß ich wohl. Und ich würdige das wahrhaftig sehr. Täglich.
Ob besser als noch vor Jahren – j…ein. Ich fand, jedes Jahrzehnt hatte seine guten Seiten (und seine miesen).
Nur exemplarisch zur Verdeutlichung:
Man kann verklärt an die frühen Jahren mit den Kindern denken – aber auch die waren teilweise Höllenritte mit verkotzten, schlaflosen Nächten und Sorgen.
Man kann sich erinnern, wieviel Energie und Kraft man noch um den Dekadenwechsel zwischen 49 und 50 noch hatte – aber auch daran, wie der eigene Körper genau da auch angefangen hat, auf „Hormonhölle“ zu schalten. (Ich bin immer noch der Meinung, dass mein Humor mich relativ gut da durchgebracht hat, aber schön ist was anderes!)
Irgendwas ist halt immer. 😃
Und nun wünsche ich noch einen schönen Tag und grüße mit meiner welk gewordenen 😂Hand,
Marie
Liebe Marie,
danke für Deinen ausführlichen Kommentar. Ich denke, da haben wir eine ganze Menge gemeinsam und ziehen auch gleiche Schlußfolgerungen in vielen Bereichen. Ich benehme mich allerdings nicht so, als ob ich noch ewig Zeit hätte. Da bin ich eher das genaue Gegenteil. ich habe wirklich eher so das Gefühl von „wenn nicht jetzt – dann vielleicht nie“ , was auch genau deswegen mein Blog-Motto geworden ist. Ich bin da bei der Durchsetzung meiner/ unserer eigenen Wünsche deutlich kompromissloser geworden. Auch ich habe wie Du schon im Kreis meiner Lieben erleben müssen, dass es nicht selbstverständlich ist, die 60 gut zu erreichen. Und auch ich blicke auf vieles zurück, was mich sicher härter gemacht hat. Auf eine ganze Menge davon hätte ich gerne verzichtet.
Ich bin lange nicht mehr so schnell genervt wie früher, ich habe eher das Gefühl von „alles schon da gewesen, alles schon mal gesehen – das meiste davon zweimal“ Ich denke mir oft, dass vieles nicht so heiß gegessen wie es hochgekocht wird. Ich hoffe, ich behalte Recht. Ich kann noch nicht mal sagen, dass ich schneller genervt bin von der eigenen Spezies. Aber was ich definitiv sagen kann: Ich ziehe viel schneller als früher Konsequenzen, wenn mir jemand nicht gut tut.
Und ja – das könnte man auch gut zum Motto machen: irgendwas ist immer. Das stimmt wirklich das ganze Leben lang.
Ich wünsche Dir eine möglichst friedliche restliche Vorweihnachtszeit
Liebe Grüße
Britta
Moin 😉
Oh ja, wir dürfen uns nicht an eine Alterszahl festlegen lassen. Leben wie wir uns fühlen ist leichter. Da erkennt man die Altersunterschiede.😂🙈😉
Mit Freunden und Familie habe ich leider erkennen müssen, wer wirklich zu einen steht und wer nicht. Da ist es dann wichtig bei einem Weg mit Gabelung, sich zu trennen. Es tut manchmal weh aber ließ sich nicht umgehen.
Ansonsten bin ich stolz und glücklich was ich und mein Mann bislang geschafft haben. Auch freue ich mich auf das was noch kommen wird.
Schön das du dieses 60 + Thema wieder aufgegriffen hast. Nicht jeder kommt damit klar. 👍
LG Gina
Moin meine Liebe ,
Du hast Recht. Eigentlich sollte man gar nicht soviel über die Zahl nachdenken, die vorne steht. Aber manchmal wird man halt ständig drauf gestossen :))
Ja, Ihr Beide habt viel geschafft und Euch ein tolles Leben aufgebaut. Trotz allem, was Euch im Wege stand und sicher auch immer noch steht. Dafür feiere ich Dich ja schon lange, wie entschlossen Du Dich gegen an stemmst und so vieles hinkriegst. Und dabei noch so oft so vielen hilfst.
Stimmt. Du hast das Thema auch durch, mit dem trennen an Weg-Gabelungen. Ich hatte das für mich nicht so auf dem Schirm, dass ein neuer Lebensabschnitt auch immer eine Gabelung ist. Ich habe auch das Gefühl, es ist nicht nur die Frage, wer zu einem steht. Sondern auch die Frage, wer einem was warum auch immer neidet. Der Mann und ich haben einiges durchgezogen, wovon andere immer nur große Reden schwingen. Ich habe das Gefühl, dass uns das manche übel nehmen. Ist traurig, kann und will ich aber auch nicht ändern.
Liebe Grüße in den Norden
Britta
Liebe Grüße zurück. 🫶
Danke dir 💙
Ja jeder hat sein Päckchen und jeder muss entscheiden wann er etwas davon ablegt.
Ihr und wir haben unseren Weg gefunden und den sollten wir beibehalten. Egal, wie du auch sagst, welche Neider es uns nicht gönnen. 😉🫶
Das steht außer Frage. Wie heißt es doch immer so schön? Neid muss man sich hart erarbeiten 😉
👍👏
Hey, ich bin auch stolz darauf, 63 zu sein. Und ich freue mich jedes Mal, wenn mir jemand sagt, dass man es mir nicht ansieht. Trotzdem fühle ich mich manchmal älter. Das war in jüngeren Jahren auch nicht anders. Ich stehe noch mitten im Berufsleben. Zum Glück macht mir mein Job spaß. Wenn mich jemand fragen würde, wäre ich sofort in Rente! Wegen 12 Jahren Kinderpause habe ich die Jahre nicht voll, dass ich früher gehen könnte. Und auf Altersarmut habe ich auch keinen Bock. Ich lasse es aber insgesamt ruhiger angehen. Stress vermeiden ist die Devise.
Liebe Grüße
Sabine
Ich denke, es ist ganz normal, dass wir uns auch manchmal älter fühlen. An anderen Tagen fühlen wir uns dafür ja jpnger 😉
Dass die Kinderjahre so reinhauen in die Rente, das ist schon auch immer noch bitter. Ich hab nur 6 Kinderjahre, aber auch die machen viel aus. Immerhin hatte mein Arbeitgeber damals ein gutes Programm, der hat während der Babyjahre die betriebliche Zusatzrente weitergezahlt, das reißt bei mir schon einiges wieder raus. Aber Abschläge hab ich auch. Wenn Du gerne arbeitest und den Stress vermeiden kannst, dann ist es ja auch ok. Ich hab auch lange überlegt, weil ich eigentlich ganz gerne gearbeitet habe. Aber es gab so ein paar Begleiterscheinungen, die immer schlimmer wurden….
Liebe Grüße
Britta
Ich bin schon etwas jenseits der 60, aber ich glaube manchmal fitter wir die Jugend. Das erleben ich oft beim Sport und auch in der Praxis, wo ich gelegentlich Aushilfe.
Wir sind die neuen 50er und weit entfernt von unseren Eltern, die in dem Alter optisch schon älter aussahen.
Auch unsere Erfahrungen möchte ich nicht missen. Einiges hätte ich vielleicht anders gemacht. Aber man lernt ja nie aus. Man wird auch ruhiger und gelassener. Lass mal die junge Generation machen. So werden wir im neuen Jahr aus dem Vorstand unseres Yachtclubs zurück treten und freuen uns auf uns und keine Termine. Alles hat seine Zeit.
Ich fand immer diesen Spruch „50 ist das neue 30“ ziemlich doof und der stimmt auch nicht. Aber 60 ist das neue 50 – das unterschreibe ich. Das sehe ich auch so, wenn ich uns sehe und im Vergleich dazu die Generation vor uns. Und klar – hinterher ist man immer schlauer. Aber ist ja gut, wenn man das einsieht und dieses Wissen dann jetzt umsetzt. Da bin ich bei Dir. Ich bin mal gespannt, wie das bei Euch im Yachtclub wird. Ich glaub ja, auf Eure Erfahrungen wird man so schnell noch nicht verzichten können. Aber Ihr habt es Euch verdient, jetzt Zeit ohne Termine zu haben. Genau – alles hat seine Zeit. Und diese jetzt, die machen wir zu unserer Zeit.