Du hast einen Blogartikel geschrieben, das Thema ist Dir wichtig, aber richtig rund ist der Artikel noch nicht? Du sitzt vor dem Bildschirm, guckst auf den Text und denkst: Korrektur lesen gut und schön, aber den ganzen Bums nochmal überarbeiten? So ein Aufwand und wie mach ich das überhaupt am besten? Erprobte und einfache Tipps um Texte zu überarbeiten? Her damit!
Auf die Idee, Euch drei einfache gut machbare Tipps zur Textoptimierung zu geben, bin ich durch die Blogparade „Kill your darlings“ gekommen. Dies ist der Link zur Blogparade.
„Kill your darlings“ ist einer der bekanntesten Schreibtipps von Stephen Hawking oder wie Loriot einst so unvergleichlich anmerkte: „Entschuldigen Sie bitte den langen Text. Ich hatte keine Zeit, einen kurzen zu schreiben“ In eine ähnliche Richtung geht das Mark Twain zugeschriebene Zitat: „Wenn Du ein Adjektiv siehst, töte es“
Vor allem bei meinem Schreibprojekt habe ich beide Tipps im Hinterkopf. Mit Adjektiven bin ich etwas nachsichtiger. Grundsätzlich sehe ich ein: Schreiben können heißt auch streichen können. Wichtig ist mir aber auch, meine eigene Stimmfarbe zu haben, einen eigenen Stil. Da gilt es die Balance zu finden. Um schnell zu einem besser lesbaren Text zu kommen, beherzige ich
Meine drei besten Tipps zum Überarbeiten von Texten
Neben den obengenannten Profi-Tipps habe ich für mich tatsächlich genau 3 Strategien entwickelt, an die ich mich auf jeden Fall halte. Die mir helfen, die Lesbarkeit meiner Texte zu verbessern. Ich glaube allerdings, das überarbeiten von Texten ist eine sehr persönliche Strategie, die jeder anders angeht. Deswegen vorweggeschickt: die Betonung liegt auf „meine“ Tipps. Aber – es sind einfache und effiziente Tipps zur Textoptimierung, die ich Euch hier gebe. Erprobt und leicht machbar. Nicht nur, aber gerade auch für Blogartikel.
Erster Tipp: Überwinde die Malerkrankheit
Hä? Malerkrankheit? Was soll das bitte sein? Ja, denkt mal darüber nach. Wie oft schreibt Ihr einen Text erstmal ins Unreine und schreibt zu Punkt eins schon mal was auf, dann kommt mal was zu Punkt zwei. Ich selbst bin der größte Bazillenträger der Malerkrankheit. Und habe mich damit abgefunden. Ich achte beim Schreiben nicht mehr darauf, wie oft ich das Wörtchen „mal“ benutze. Auf jeden Fall unglaublich oft. Sobald ich einen Text ins Unreine geschrieben habe und die erste Fassung steht, kriegt mein Schreibprogramm den Befehl: Finde das Wort „mal“ und streiche es. Ersatzlos.
Zweiter Tipp: Verweigere die Würdeplakette
Viele Autoren und vor allem Autorinnen neigen zu falscher Bescheidenheit. Interessanterweise äußert sich das häufig in der dauernden Verwendung des Konjunktivs. Ich bin die ungekrönte Königin. Ratet? Genau. Oben hat zuerst nicht „Tipps, die ich Euch gebe“ gestanden. Sondern „Tipps, die ich Euch gerne geben würde“ Mittlerweile bin ich da schmerzfrei und merze voller Würde jedes kleinste bißchen „würde“ erbarmungslos aus. Ganz selbstbewusst. Und schon hab ich wieder mal die Würdeplakette1 erfolgreich verweigert.
Dritter Tipp: Wer schläft, macht weniger Fehler
Wenn ich einen Text für den Blog oder mein Schreibprojekt schreibe, überarbeite ich ihn nie am selben Tag. Man wird irre schnell textblind. Wiederholungen sieht man nicht. Schwadronieren (die Darlings!), selbst simpelste Tippfehler überliest man. Ich hole Texte erst einen Tag später wieder hervor, stelle immer erfreut fest, dass „mal“ mal so gar nicht fehlt und mache mich an den Feinschliff. Natürlich in Begleitung.
Wenn ich meinen eigenen Text einen Tag später wieder lese, bin ich genau das: Eine Leserin. Ich sehe Tippfehler, über die ich noch einen Tag vorher zigmal drüber gescrollt habe und kille ein paar Darlings: Konjunktive und Schachtelsätze, die ich noch am Vortag als ach so kunstvoll formuliert empfand. Schachtelsätze sind schnell auseinandergezogen, die Würdeplakette ist schnell abgestreift. Das ein oder andere Adjektiv wird auch noch getötet und damit ist bei mir fertig mit schönschreiben. Ich bin ehrlich, für den Blog reicht mir das. Oder schlägt mich einer von Euch für den Pulitzer Preis vor? Sagt rechtzeitig Bescheid. In dem Fall geh ich vorher nochmal durch.
Bonus-Tipp: Ihr müsst nicht gendern !
Was ich im übrigen auch nicht mache: Gendern. Ich finde, Gendern stört den Lesefluss erheblich und verschönert die deutsche Sprache ganz und gar nicht. Im Gegenteil. Dieses und noch mehr gute Gründe findet Ihr in diesem Artikel: Warum ich nicht gendere
Welche Tipps habt Ihr zum Überarbeiten von Texten? Erzählt doch mal (Zwinkersmiley) Und ja – bevor Ihr fragt: Ich musste selbst bei diesem kurzen Text und so vielen gewollten „mals“ nochmal dran, die Malerkrankheit zu bekämpfen.
- Die Würdeplakette habe ich mir nicht selbst ausgedacht. Credits gehen an einen gar nicht mal so sympathischen Coach, der uns damit in einem Vertriebs-Seminar genervt hat. Wir stellten dort Beratungsgespräche nach, diese wurden auf Video aufgezeichnet (ätzend) und ich war – natürlich – die Erste, welche die Würdeplakette verliehen bekam. So doof die Situation sich anfühlte, ich hab das Ding verstanden. Natürlich macht das was mit meinem Gegenüber in einem Beratungsgespräch, wenn ich „Ich würde Ihnen gerne xyz empfehlen“ und genauso ist das auch bei Texten. Das Ganze ist ewig her, aber ich hab es nie vergessen. Und daraus gelernt. Wo dieser Coach das mit der Würdeplakette her hatte, das weiß ich nicht. ↩︎
An der Malerkrankheit leide ich ebenso wie an zu vielen alsos und gernes – einigen dürfen bleiben, andere nicht. Modalverben versuche ich, seit zwei Jahren gezielt zu vermeiden und das gelingt mir. Besser formuliert ist das dann … Modelverben vermeide ich seit zwei Jahren :). Ich bleibe „also“ dran …
Mein Tipp, neulich bei Buddenbohm & Söhne abgeschaut: Ich lasse mir den Text in Word laut vorlesen. Dabei fallen mir sofort doppelte Worte hintereinander und falsche Endungen auf, die ich am kommenden Tag ebenso oft überlese wie am Tag des Schreibens.
Sonnige Grüße
Ines
Liebe Ines,
bei gerne bin ich auch weit vorne. Und jedenfalls ist auch so ein Wort, was ich viel zu oft benutze. Und das mit den Modalverben – tiefer Seufzer. Wenn ich nicht Korrektur lese, würde man mich zur Queen of Plusquamperfekt krönen.
Dein Tipp mit dem laut vorlesen lassen aus Word ist großartig, das probiere ich auch mal! aus…. 😉
Liebe Grüße
Britta
Hej, deinen Humor mag ich. Die Malerkrankheit 😀 Ich mag gern persönliche Texte auf Blogs lesen. Auch wenn es nicht immer perfekt ist. Darin liegt ja gerade der Reiz. Manchmal entdecke ich im Nachhinein doch den ein oder anderen Kinken in meinen Beiträgen. Das wird natürlich sofort korrigiert. In der Hoffnung, dass es noch nicht zu viele Menschen gelesen haben.
Liebe Grüße
Sabine
Die meisten Tippfehler überliest man ja auch bei anderen. Und ich bin auch echt immer froh, wenn ich auf Blogs stoße. die nicht so glattgebügelt sind. Das macht ja auch den Reiz aus. Hochglanz – Einheitsbrei haben wir schon genug überall…
Liebe Grüße
Britta
Dir Tipps sind super – und cool verpackt. Ich mag es, dass Blogs nicht so hochglanzpoliert und perfekt sind sondern die persönliche Note des Autors die Texte ausmachen. Da darf es auch mal etwas würdevoller zugehen 😉
Ich sehe das ähnlich. Wenn ich mir so einige Ratgeber-Blogs oder auch in den sozialen Medien in Bezug auf SEO und Schreibstil so anschaue, denke ich auch immer: Nachher ist alles gleichgeschaltet. Freude macht das doch weder dem, der schreibt noch dem, der liest. Ich möchte meine eigene Schreibstimme ja eher entwickeln als abschleifen. Von daher mache ich in der Regel auch nicht mehr als das, was ich oben an Tipps habe. Ich denke, die Tipps helfen gut, um die Lesbarkeit zu erhöhen. Aber auch, um man selbst zu bleiben.
In diesem Sinne
individuelle Grüße
Britta
Interessant und hilfreich, danke! Weitere Tipps gibt es vom Meister selbst, Stephen King „On Writing“ (Das Leben und das Schreiben), der übrigens auch fordert, auf Adjektive zu verzichten.
Die Würdeplakette habe ich mir schon früh abgewöhnt, dank eines Deutschlehrers, der immer, wenn jemand mit „Ich würde…“ ankam erwiderte: „Wieso würde? Tu’s doch einfach!“ Das ist hängengeblieben.
Das mit dem Überschlafen kann ich unbedingt bestätigen, ich staune immer wieder, was ich am nächsten Tag entdecke, das mir vorher nicht aufgefallen ist. 🙂
Das Hawking Werk wurde mir neulich im Kindle angeboten, aber nur auf englisch. Ich weiß, Du liest eh im Original. Aber ich bin da leider nicht so fit. Ich bin da auch immer ambivalent mit den Adjektiven. Einerseits geh ich teils auch durch meine Texte und schmeiß Füllwörter raus, aber Adjektive werden gnädiger behandelt. Es ist ja auch eine Sache der eigenen Schreibstimme. Wenn niemand mehr Adjektive benutzt, dann klingen nachher alle Texte gleich.
Und das mit dem Überschlafen – ja. Das ist echt immer wieder ein Hammer. Selbst Jahre später…. Als ich diesen „als ich zehn war“ Text hier in den Blog geholt hab, hab ich auch noch zwei Tippfehler gefunden. Nach all den Jahren und zigmal vorher durchgelesen….
Hey, danke fürs Teilen!
Ich selber jage meine Texte noch mal durch ein Rechtschreibprogramm oder lasse meinen Gatten lesen :).
Liebe Grüße!
Ja, Rechtschreibprogramm ist auch gut. WordPress hat ja eins integriert, aber das ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Ich seh so oft auch Tippfehler bei Expertenblogs, durchaus auch die zu Themen wie schreiben. Ich wundere mich dann immer leise…. :))
Liebe Britta,
danke für deine drei ganz persönlichen Tipps – sie sind mir grundsätzlich nicht neu – sehr wohl jedoch die Bezeichnungen! Damit werden sie sich bei mir nun wirklich einprägen – und wenn nicht, weiß ich ja, wo ich nachschauen kann, lach…
MALerkrankung – ein wunderbares Wortspiel!
Würdeplakette – egal, wo er herkommt, diese „Aus“zeichnung ist klasse!
drüber schlafen – diesen dritten haben wir gemein in unserem Artikel 🙂
Weiterhin viel Schreibspaß und Überarbeitungsfreude auf dem Wasser wünscht dir
Gabi
Hallo liebe Gabi,
ja, ich wollte es mal mit ein bißchen Galgenhumor machen 😉
Ich denke auch, die Tipps ähneln sich alle irgendwie. Vor allem, wenn man viel schreibt und viel zum schreiben liest, kommt man ja immer wieder auf ähnliche Ratschläge.
Ich freue mich, wenn ich Dir ein paar Eselsbrücken geben konnte. Wir sind jetzt auf dem Wasser und auch wohl mehrere Tage offline. Das tut auch mal ganz gut. Und bringt Zeit zum überarbeiten…..
Liebe Grüße
Britta