Ehrenamt – Ja, nein, vielleicht?

Veröffentlicht am 32 Kommentare zu Ehrenamt – Ja, nein, vielleicht?
Grafik Foto Autorin britta Langhoff Muss ich der Gesellschaft etwas zurückgeben

„Du hast doch jetzt Zeit! Übernimmst Du ein Ehrenamt?“ – Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird. Seit ich Ü50 bin, die Kinder aus dem Haus sind und spätestens seit meinem Abschied aus dem Erwerbsleben. Eine Frage, zu der ich eine klare Antwort habe. Eine, mit der ich mir sicher nicht nur Freunde mache. Ich bin sicher, meine Antwort polarisiert. Eine Antwort, die nicht leicht zu geben ist, die viele nicht so klar aussprechen würden. Die Frage, ob ich ehrenamtlich tätig sein möchte, beantworte ich mit einem klaren:

Ehrenamt? – Danke, aber nein danke!

Nein. Ich werde kein Ehrenamt annehmen. Ganz sicher nicht. Eher fang ich mit Aquarell-Malerei an, wenn mir langweilig werden sollte. Was es ganz sicher nicht wird. Ich hab mich noch nie mit mir selber gelangweilt. Wobei ich damit nichts gegen Aquarellmalerei gesagt haben will. Stell ich mir eigentlich nett vor.

Glückauf für jeden, der sich ehrenamtlich engagiert

Neulich erst saßen wir mit einem Ehepaar zusammen. Sie ganz frisch im Ruhestand, er noch anne Schüppe. Sie: „Ich hab jetzt erstmal ein paar liegen gebliebene Sachen zu erledigen. Ausmisten und sowas. Aber dann such ich mir ein Ehrenamt. Ich habe das Gefühl, ich muss der Gesellschaft jetzt auch mal was zurückgeben“ Glückauf sag ich da. Und ich sage das nicht abschätzig. Um da ganz klar zu sein: Ich bewundere jeden, der sich ehrenamtlich engagiert. Ich spreche jedem, der sich Idealismus bewahrt hat, meinen Respekt aus. Ich weiß auch, dass sehr viel ohne Ehrenamt nicht mehr gehen würde. Niemals würde ich jemanden belächeln, der ehrenamtlich arbeitet. Niemals würde ich demjenigen andere als altruistische Motive unterstellen.

Andere Bekannte engagieren sich seit einiger Zeit politisch und versuchen, mich auch dazu zu überreden: „Man kann ja nicht nur meckern, man muss auch mal was tun“ Davon ab, dass ich gar nicht meckere und erst recht politisch anders gefärbt bin: Ich finde gut, was die machen. Nur: ich will das nicht. Ich höre immer wieder, dass Menschen in ein Ehrenamt gedrängt werden oder sich zumindest mit der Frage auseinandersetzen: Warum sollte ich ehrenamtlich arbeiten? Um mit einem schlechten Gewissen und der Frage zu enden: Wie lehne ich ein Ehrenamt ab? Wenn Ihr Euch auch mit dieser Frage schwer tut: Es ist Euer Leben. Euer Ja oder Euer Nein. End of Story. Jeder, der sich gegen ein Ehrenamt entscheidet, hat das Recht dazu. Man muss sich dafür nicht rechtfertigen. Ganz einfach. Ich mag dennoch über die Gründe schreiben, aus denen ich mich gegen ehrenamtliches Engagement entschieden habe.

Zeit genug für ein Ehrenamt?

Woher also kommt mein „Ehrenamt – Danke, aber nein Danke?“ Es sind ganz persönliche Gründe und dazu stehe ich auch. Fangen wir an mit der vielen Zeit, die ich jetzt habe. Genau. Die habe ich. Jetzt. Erst jetzt. Es ist Zeit, die ich mir selbst erarbeitet habe. Und ich nehme mir die Freiheit, diese Zeit mir selbst anzubieten und sie für mich zu nutzen. Zum allerersten Mal in meinem Leben. Wenn ich eins sehr selten in meinem Leben hatte, war es das. Zeit für mich selbst und das, was mir gut tut. Wann immer die to-do-Liste „Das ist nicht schaffbar, da muss was gekappt werden“ schrie, wurde das gekappt, was man gemeinhin „ich-Zeit“ nennt. Und die to-do-Liste schrie meistens.

Foto Autorin Britta Langhoff, Ehrenamt Überlegend

Was hat mir die Gesellschaft denn gegeben?

Ich habe 40 Jahre gearbeitet, zwei formidable Jungs teils alleinerziehend großgezogen, ich habe meine Eltern gepflegt. Das alles ohne Hilfe der Gesellschaft. Vernünftige Betreuungsangebote für die Kinder gab es damals nicht so wie heute. Wobei es auch heute noch weit entfernt von gut ist. Wir waren aber eher bei nichts. Alle Betreuung war selbst organisiert. Krabbelgruppe, Kindergarten – alles in Elterninitiative. Das war noch vor dem gesetzlichen Anspruch. Also haben wir selbst gemacht. Betreuung während der Schulzeit hab ich entweder bezahlt oder mit Freundinnen auf Gegenseitigkeit organisiert.

Bei der Pflege meines Vaters war es ähnlich. Er wurde während des ersten Lockdown pflegebedürftig und wir haben ihn zuhause gepflegt, die letzten Wochen davon palliativ. Wir hatten Hilfe, aber die haben wir selbst organisiert und bezahlt. Die Alternative wäre gewesen, ihn in einem Krankenhaus oder Hospiz alleine sterben zu lassen und das hätte es mit mir nicht gegeben. Die Gesellschaft, von der einige sagen, dass man ihr was zurückgeben müsste – die war nicht da. Oder besser gesagt, die hat es uns erst recht erschwert.

Muss ich der Gesellschaft etwas zurückgeben?

Meine letzten Berufsjahre waren ebenfalls lockdown geprägt. Ich lernte eine neue Vokabel: „Kritische Infrastruktur“ und hatte in einer Woche mehr Kontakte als andere im ganzen Jahr. Ich war immer freundlich und hilfsbereit, immer über das verlangte Maß hinaus. Ich hab mir soviel Lebens- und Leidensgeschichten gehört, so viele offene Ohren geliehen, so viele Probleme gelöst. Ich hab mich in den letzten Jahren oft genug dafür beschimpfen und manchmal auch bedrohen lassen. Ich hab mich einem erhöhten Risiko ausgesetzt und es ausgehalten. Die Gesellschaft? Die war da, indem sie klar gesagt hat: Da ist Dein Platz, da ist Dein Wert, guck es Dir an. Ungefähr auf einem Rang mit Kanonenfutter in früheren Zeiten.

Ganz ehrlich: Ich habe seitdem restlos fertig mit „Ich muss der Gesellschaft was zurückgeben“ Nein, muss ich nicht. Ich wüsste nicht für was. Mir hat die Gesellschaft an sich bis jetzt nicht wirklich viel angeboten. Natürlich ist das eine Trotz-Haltung, das weiß ich auch. Dieser Gedanke ist auch nicht ausschlaggebend. Mich stört in Gänze nur sehr, dass sehr viele, die Ehrenämter andienen und einen dahin drängen wollen, damit arbeiten, ein schlechtes Gewissen zu erwecken. Und genau das – ein schlechtes Gewissen braucht kaum eine(r) von uns zu haben.

Wird ein Ehrenamt gewürdigt? Meine Erfahrungen

Meine persönlichen Erfahrungen mit Ehrenämtern stammen aus der Zeit der Elterninitiativen und sind ähem – sagen wir: eher ambivalent. Ich will das hier nicht ausführen, das hätte was von nachkarten. Nur soviel: Kennt Ihr das Sprichwort von dem kleinen Finger und der ganzen Hand, die dann gerne genommen wird? Oder das Sprichwort vom Undank, der der Welten Lohn ist? Und könnt Ihr auch so schlecht Nein sagen? So nämlich.

Was im übrigen noch nicht einmal die negativsten Erfahrungen waren, die ich mit Ehrenämtern gemacht habe. Undank ist erwartbar, soviel war mir von vornherein klar. Was mir in anderen Zusammenhängen nicht klar war: Dass sich andere mit meiner ehrenamtlichen Arbeit profilieren, während ich nicht nur Null, sondern auch noch richtig Minus dabei habe. Ja – ich winke dabei in die Blogosphäre hinein. Immerhin – ich habe dabei was gelernt. Über das Bloggen und leider auch über Menschen. Aber es hat mich bestärkt darin, meinen eigenen Blog aufzusetzen. And here we are.

Ist man überhaupt willkommen, wenn man ein Ehrenamt ausüben will?

Dennoch bin ich gespannt, bei welchem Ehrenamt die enden, die das vorhaben. Ganz so leicht ist das nämlich gar nicht, an ein Ehrenamt zu kommen. Man wird nicht überall mit offenen Armen empfangen. Die, die da entscheiden, wer mitmachen darf: Sie sind gerne wichtig. Und dann eventuell gnädig. Wenn Du ein Ehrenamt willst und man es Dir gibt: bedanke Dich dafür. Sonst bist Du ganz schnell wieder raus. Ok, das ist vielleicht nicht die Regel. Aber auch das habe ich schon einige Male im Bekanntenkreis mitbekommen. Das ist gerne auch schon mal so wie mit den Sachspenden, die nachgefragt werden. Tierfutter – ja gerne. Aber nur das gute Markenfutter! Hausrat? Nur, wenn es Neuware ist. Das nur am Rande. Zurück zum Thema.

Wie definiere ich meine Rolle in der Gesellschaft?

Egal, wie ich meine Rolle Ü 60 definiere, sie wird nicht mehr altruistisch sein. Für meine Lieben werde ich da sein, aber da ist auch bereits das Ende der Fahnenstange. Für Glitterschnitter bin ich mir auch zu schön, aber Engagement sollen fein diejenigen zeigen, die es einfordern. Denn ich: ’nen Scheiß muss ich. Ich werde freundlich und hilfsbereit bleiben. Sobald irgendjemand aus meinem inner circle Hilfe braucht – ich bin da. Sofort und ohne weitere Umstände. Aber der Gesellschaft noch mehr geben? Nein. Undank habe ich genug geerntet in meinem Leben, Selbst-Profilierung steht auch nicht oben auf meiner Agenda. Also – schaun wa mal. Wie das mit der Aquarell-Malerei so geht. Zwinker-Smiley.

Nein, ich bleibe beim Schreiben. Ich bin mir sicher: auch da kann ich etwas bewegen. Im besten Fall dem allgegenwärtigen Hass, dem Neid, der Missgunst etwas Optimismus und Lebensfreude entgegen setzen. Ich freue mich immer, wenn mir jemand sagt, dass ich ihn ermutigt habe, seine Träume zu verfolgen und gut zu sich selbst zu sein. Etwas, was gerade den Ü-50ern schwer fällt. Obwohl sie so fabelhaft sind.

Ehrenamt ablehnen? Ja – das darf man!

Ich sagte eingangs, dass meine Antwort eine ist, die sich auch andere denken, es aber nicht so offen tun würden. Macht das ruhig. Ich habe sie hier gegeben, ich habe sie auch schon des öfteren gegeben, wenn ich konkret angesprochen wurde. Ehrlichkeit hilft. Nicht nur Euch, auch anderen. Warum nicht einfach sagen, wie es ist? Es geht nicht nur um pro oder contra Ehrenamt. Letztendlich ist das eine ganz persönliche Entscheidung.

Mein Fazit zum Thema Ehrenamt Ja/ Nein/ Vielleicht

Wir sind nicht mehr jung, wir müssen und dürfen auch auf uns selbst aufpassen. Wir haben soviel durch im Leben, das Kraft gekostet hat. Meine Kraft kann ich nicht mehr einfach so verschenken. Ich weiß genau, helfen würde mir selbst nicht mehr gut tun. Die Kraft, die ich mühsam wieder erlangt habe, die spare ich mir auf. Für meine Lieben und für mich selbst. Und das darf ich auch.

Wie ist Eure Einstellung zum Ehrenamt? Habt Ihr eins? Oder wollt Ihr eins demnächst? Ist Euch schon mal eins angetragen worden? Habt Ihr Erfahrungen damit? Erzählt mal.

Nachtrag: Gerade, als ich diesen Eintrag fertig hatte, geisterte – mal wieder – das Thema soziales Pflichtjahr für Rentner durch die Medien. Wie Ihr Euch denken könnt, war meine erste Reaktion: Ihr könnt mir mal gerne im Mondenschein begegnen. Was denkt Ihr darüber?

Ihr habt vielfältig kommentiert. Zum Thema soziales Pflichtjahr für Rentner war eine Meinung Konsens. Sehr interessant. Auch die, die ein Ehrenamt ausüben hatten dazu die klare Mehrheitsmeinung. Ich fand das so interessant, dass ich dem Thema Ehrenamt noch einen Beitrag soziales Pflichtjahr für Rentner – eine umstrittene Idee gewidmet habe.

Von Britta Langhoff

Bloggerin und Autorin Ehefrau, Mutter, Hundemama und Bootsfrau Ich schreibe für Menschen, die auch im Alter ihr bestes Leben leben. Die ihre Freiheit genießen und Träume verwirklichen.

32 Kommentare

  1. „Unsere Generation ist die, wo Wehr- bzw. Zivildienst verpflichtend war. Mir fallen auch etliche andere ein, die mal gut ein soziales Jahr machen könnten. Langzeitstudenten z.b. , die direkt nahtlos in die Politik wechseln….. da könnte ein Pflichtjahr sicher Wunder wirken.“

    Das denke ich auch. Ein Pflichtjahr für Rentner? Hirnrissig!
    Auch ich (Jahrgang 1938) gehöre übrigens dieser Generation an. Habe seinerzeit Wehrdienst geleistet und war als Rentner viele Jahre in einem Altenheim ehrenamtlich tätig.
    Es hat mir viel Freude gemacht, den Bewohnern 1 mal in der Woche Gedichte & Geschichten sowohl aus eigener als auch fremder Feder vorzulesen und mich anschließend mit ihnen darüber zu unterhalten. Dabei habe ich von den alten Menschen viel Interessantes aus ihrem Leben erfahren. Kurz gesagt, es war ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

    1. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar ! Zu dem sozialen Pflichtjahr mach ich nochmal einen extra Eintrag, das Thema bewegt doch viele von uns.
      Interessant dabei ist, dass alle sich einig sind: Unter Zwang kann da nichts Gutes bei rauskommen.
      Deine ehrenamtliche Tätigkeit finde ich übrigens ganz toll, Du hast den Bewohnern dort sicher viel gegeben.
      Liebe Grüße
      Britta

  2. Natürlich gibt man mit einem Ehrenamt der Gesellschaft etwas zurück. Aber dieser Gedanke darf nicht im Vordergrund stehen. Man macht ein Ehrenamt, weil man Spaß daran hat, sich für ein Thema interessiert, Gleichgesinnte kennenlernt.
    Man zieht schließlich auch keine Kinder groß, damit man der Gesellschaft etwas zurück gibt, oder? Ob man Kinder bekommt oder sich ins örtliche Römermuseum stellt oder oder … Das bleibt jedem selbst überlassen. Und da wir Frauen sowieso mit Pflege und Kindererziehung viel ehrenamtliches erledigen, sowieso.
    LG
    Sabiene

    1. Liebe Sabiene,
      vielen Dank für Deinen Kommentar. Da ist viel Wahres dran. Meine Entscheidung für Kinder war auch eine reine Herzensentscheidung. Ich fände es aber auch gut, wenn Kindererziehung und Pflege von Angehörigen einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft hätten. Danke, dass Du diesen Aspekt aufgreifst. Ich will ja noch einen Folgeartikel über das soziale Pflichtjahr schreiben, da nehme ich das auf jeden Fall mit rein.
      Liebe Grüße
      Britta

  3. Liebe Britta,
    ich ziehe den Hut vor Menschen die ehrenamtlich tätig sind. Ich selber, ja ich nehme oder habe? keine Zeit dafür. Ich denke, mit meinem Job gebe ich vielen Menschen etwas mit auf die Reise und das ist nicht immer leicht. So wägt eben jeder ab.
    Danke für deinen Gedanken dazu.
    Liebe Grüße!

    1. Liebe Jenny,
      ich denke, das siehst Du für Dich auch ganz richtig. Keiner sollte mehr geben als ihm gut tut. Und wenn Du in Deinem Job schon vielen Menschen etwas mitgibst, dann brauchst Du sicher auch Deine Zeit für Dich.
      Liebe Grüße
      Britta

  4. Also zu dem Pflichtjahr sage ich jetzt lieber nichts. Ich will gar nicht wissen, was in einem Hirn vorgeht, dass solche abstrusen Ideen hervorbringt.
    Ich finde es bewundernswert, wenn Menschen sich ehrenamtilich oder politisch engagieren aber das muss freiwillig sein und niemand sollte sich dafür rechtfertigen müssen. Schon gar nicht, bloß weil man ja Zeit hätte. Wie übergriffig ist das bitte, jemand anderem zu sagen, was er mit seiner Zeit anzustellen hat?! Und der Gesellschaft was zurückgeben können ja gerne mal diejenigen, die der Gesellschaft gerne auch was wegnehmen. Wie wäre es mit guter Bildung, anständiger Infrastruktur usw. für all das Geld, dass der Steuerzahler brav und anständig erarbeitet hat 😉

    1. Ich bin ganz Deiner Meinung, meine Liebe. Ja, ich finde das auch extrem übergriffig. Und noch mehr, weil es doch meist von denen kommt, die selber nur fordern und nichts geben.
      Liebe Grüße
      Britta

  5. Liebe Britta,
    ich habe viele Jahre ein Ehrenamt innegehabt (als Chefredakteurin für ein Online-Magazin für Literatur und Kunst), damit aufgehört, als ich mangels Wertschätzung in eine deutliche Minus-Balance gefallen bin.
    Danach engagierte ich mich für deinen Verein – im musikkulturellen Bereich, auch hier viele Jahre lang und was darf ich sagen: auch hier war irgendwann der Wurm drin und der propagierte „Wir sind alle demonkratisch und können immer unsere Meinung sagen“-Anspruch zeigte sich dann doch als Sackgasse.
    Nach ein paar Jahren „ohne“ bin ich nun im zweiten Jahr wieder in einem Literaturverein tätig. Auch ich kenne das Bestreben „Reiche den kleinen Finger und du wirst deine Hand nicht zurückbekommen“, weiß aber inzwischen, wie ich mich deutlich abgrenzen kann und nicht über meine grundsätzliche Bereitschaft hinaus „belegt“ werde. Ich sehe mein Amt auch als hervorragende Gelegenheit der Vernetzung, denn dort, wo ich lebe, sind kulturelle Highlights eher Mangelware.
    Also halte ich meine Augen und Arme auf, jedoch mit Bedacht und stets einer gewissen Vorsicht, mich nicht mehr ausnutzen zu lassen.

    Danke für deinen Artikel und deine klare Stellungnahme,
    davon bräuchte die Welt einige mehr 🙂
    Viele Grüße
    Gabi

    1. Sehr gerne, liebe Gabi.
      Es freut mich, dass Du meinen Artikel wertschätzt. Ich sehe – auch hier haben wir ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich habe tatsächlich auch lange Jahre unentgeltlich für Online Magazine geschrieben, ich hab das nur nicht als Ehrenamt betrachtet. Aber ganz ehrlich – jetzt, wo Du es sagst: Stimmt. Da hab ich ja noch mehr Erfahrungen mit Ehrenämtern. Und gerade bei diesen Online Geschichten habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht wie Du. Die mich persönlich auch sehr enttäuscht haben. In einem anderen Kommentar schrieb ja schon ein Freund, dass er den Blog durchaus auch als „Ehrenamt“ von mir empfindet und ich fand das ganz toll. über die Begrifflichkeiten muss ich da doch nochmal nachdenken.
      Somit danke ich wieder mal auch Dir für den Gedankenanstoss !
      Liebe Grüße
      Britta

  6. Du hast völlig recht. Wer ein Ehrenamt ausübt sollte sich damit auch identifizieren können. Und niemand sollte dazu überredet werden. Vor allem würde ich mich als Rentner niemals dazu zwingen lassen. Allein schon die Idee ist absurd!

    Mein Mann war viele Jahre lang Trainer in der Fußballjugend. Da war ich natürlich auch eingespannt mit Verkauf auf Turnieren usw. Ein schlechtes Gewissen, dass ich kein Ehrenamt ausübe, habe ich nicht. Wenn ich etwas mache, dann aus Überzeugung.

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Liebe Bine,
      man liest schon jetzt immer öfter, wie sehr Menschen in Ehrenämtern auch ausgenutzt werden. Und dann unter Zwang? ich halte das auch für absurd – generationsunabhängig.
      Ohja, die Sportvereine. Auch ein beliebtes Thema. Meine Jungs haben Handball gespielt, unser Ältester hat auch eine Zeitlang als Co-Trainer fungiert. Ohne Ehrenamtliche geht in diesen Vereinen nichts. Und in der Jugend auch in der Regel auch nicht ohne Elternarbeit. Das hab ich auch immer gerne gemacht, wir Eltern hatten da schon auch eine Menge Spaß bei. Aber da wussten wir ja auch, dass alles, was wir machen, den Kindern zugute kommt. Ich sehe es wie Du: Wenn, dann aus Überzeugung.
      Liebe Grüße
      Britta

  7. Nach sechs Jahren im nächsten Jahr, werden wir den Ehrenamtlich geführten Yachtclub, den Rücken kehren.
    Wie du schon sagtest, reicht man den kleine Finger, wird die ganze Hand genommen.
    Alle Annehmlichkeiten werden gerne genommen, aber selber nichts dazu tun. Scheint die neue Generation zu werden. Haben alle keine Zeit mehr, aber Erwartungshaltung.
    Ohne uns. Dann denken wir auch mal nur an uns. Durch die vielen Termine sind wir immer gebunden, das soll anders werden.
    Ich habe es immer gerne gemacht, aber wenn es nur einseitig ist… werde ich jetzt auch mal nur an mich denken.

    1. Was Ihr da gemacht habt – bzw. immer noch macht – im Club, das ist ja schon fast mehr als ein Ehrenamt. Ich find es immer irre, wenn ich das bei Dir sehe, wieviel Arbeit da drin steckt. Und wahnsinnig schade, dass es nicht gewürdigt wird. Ich geb Dir völlig Recht, Ihr habt da so viel bewegt, Ihr habt alles Recht, das jetzt auch einfach mal nur zu genießen.
      Fühl Dich gedrückt
      Liebe Grüße
      Britta

  8. Hallo liebe Britta
    Ich habe 8 Jahre ein Ehrenamt in der Demenzbetreung ausgeübt.
    Der Gedanke, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, war jedoch nicht meine Intension.
    Es war eher der Gedanke etwas gutes zu tun in diesem Bereich.
    Ich habe 3 Kinder und durfte echt im Luxus leben, denn ich brauchte nicht nebenher noch zu arbeiten.
    Das klassische Beispiel: Kinder groß, man möchte etwas anderes tun.
    Habe dann bei der Stadt ein Ehrenamt bekommen. Es war eine tolle Zeit. Wir haben mit den Ehrenamtlern auch viel unternommen und es gab eine hohe Wertschätzung von allen Seiten.
    Als mein Mann dann in Rente ging und wir nun mit dem Wohnmobil reisen konnten, habe ich das Amt abgegeben, was auch jeder verstanden hat.
    Allerdings zwingen lassen zu einem solchen Amt (Pfichtjahr für Rentner), da kann ich nur lachen, würde ich mich nie. Da gehe ich mit euch auf die Straße. Absolut lächerlich.
    Danke für deinen Beitrag, mach weiter so, liebe Britta
    Liebe Grüße
    Petra

    1. Danke schön, liebe Petra.
      Das tut mir gut, dass Du es so schreibst. Sehr beeindruckend, was Du gemacht hast und auch wirklich schön, dass Du so gute Erfahrungen gemacht hast.
      Ich finde es echt interessant, dass auch alle, die ehrenamtlich gute Erfahrungen gemacht haben, sich ausdrücklich gegen das Pflichtjahr aussprechen.
      Da ist sich unsere Generation wohl absolut einig !
      Liebe Grüße
      Britta

  9. Schade, dass man hier keine Herzchen für Text und Antworten verteilen kann ❤️.
    Ich habe in vielem die gleichen Erfahrungen gemacht und stecke gerade in einer Phase in der keine Kraft mehr übrig ist. Lange habe ich ehrenamtlich bei der DLRG Wachdienst in Schwimmbädern und am See geschoben und Schwimmkurse für Kinder gegeben. Und ich habe ernsthaft darüber nachgedacht wenn es mir wieder besser geht, diese blöde Phase vorbei ist bei der Tafel ehrenamtlich anzufangen. Warum? Weil ich immer mit allen Mitleid habe und meine helfen zu müssen. Dein Text stupst mich gerade an das mal zu reflektieren. Danke ❤️

    1. Danke schön liebe Katja. ich fühle mich durchaus geherzt.
      Das, was Du schreibst, freut mich. Es ist eigentlich genau das, was ich mit diesem Text bewirken will. Dass man reflektiert und auch einfach auch von anderen hört, dass es ok ist, wenn man an sich selbst denkt. Es gibt so Menschen – und ich habe lange dazu gehört, Du anscheinend auch – die sich schnell in die Pflicht nehmen lassen und an deren Mitleid und gutem Herzen appelliert wird. Während andere sich da schnell mal ’nen schlanken Fuß machen. Man muss es sich eingestehen: Wenn man älter wird, muss man kritisch auf seine Kräfte gucken. Und es dauert auf jeden Fall länger, Kraft wieder zu erlangen, die man in solchen Phasen gelassen hat. ich denke, wenn Dir ein Ehrenamt gut tut, kann es ja auch durchaus sein, dass es auch Dir hilft und nicht mehr nimmt. Dann kann man das machen. Aber wenn Du merkst, dass es Dir nicht gut tut, dann ist eben nicht die Zeit dafür. Und das darf man auch genauso sagen.

  10. Liebe Britta, ich habe, wie du ja bestimmt weißt , ein Ehrenamt als grüne Dame. Ich mache das, seit Franziska 12 ist,xich mache es sehr gerne und schlussendlich auch für mich, denn durch meine Tätigkeit bekomme ich auch viel zurück von den Menschen. Aber: Sollte es bei mir zeitlich aus welchen Gründen auch immer nicht mehr passen, höre ich auch ohne schlechtes Gewissen wieder auf. Schlussendlich ist es jedem Menschen selbst überlassen, was er mit seiner freien Zeit anfängt und somit ist deine Argumentation doch durchaus in Ordnung. Und tatsächlich bekommt man noch lange nicht von jedem diesbezüglich Wertschätzung. Weihnachtsfeier2023: Ein neuer „Krankenhausmanager“ vielleicht knapp 40 übergibt mit einer Geste das Weihnachtsgeschenk, xdas man meinen könnte, da wäre wer weiß was sein. Es war ein Schüttelbecher mit Krankenhausaufdruck- eine Frechheit sondergleichen. Aber ich mache es ja nicht für ihn, sondern für die Patienten…..Sozialer Dienst für Rentner? Mehr als eine Frechheit. Ich hoffe wenn das Form annimmt, gehen ganz viele auf die Straße….
    Liebe Grüße, Diana

    1. Liebe Diana,
      ja, klar. Das weiß ich und ich habe beim schreiben auch z.b. an Dich gedacht. Deswegen war mir es wichtig, zu schreiben, dass ich ehrenamtliches Engagement würdige und meine Gründe persönlich sind. ich finde das, was Du machst, bewundernswert – ich weiß aber auch, dass ich das nicht könnte. Ich nehme persönliche Schicksale immer mit nach Hause und kann da ganz schlecht abgrenzen. Meine Vater hatte eine lange Krankenhaus-Geschichte hinter sich und ich kann Dir sagen, dass sowohl die Patienten als auch die Angehörigen das, was Du machst, sehr zu schätzen wissen. Das mit dem Manager und dem Schüttelbecher – ja leider exemplarisch. Höre ich öfter, solche Geschichten. Ich bin nach jedem Krankenhausaufenthalt meines Vaters hingegangen und hab die Hostess, die mir gerade über den Weg lief, gefragt, worüber die Damen sich denn freuen würden und hab so einige Körbe anschließend in die Krankenhäuser getragen. Weil ich da echt dankbar war und das auch zeigen wollte.
      Ansonsten bin ich ganz bei Dir: Rechtfertigung bei für oder wider – sollte eigentlich kein Thema sein, ist es aber leider doch zu oft. Und interessant, dass auch Du als ehrenamtlich Engagierte das so siehst mit dem Pflichtjahr. Oh ja, ich sehe uns schon demonstrieren. Die Wut der Rentner…… das will keiner. :))
      Liebe Grüße
      Britta

  11. Voll und ganz deiner Meinung! Und gerade du hast dir nach den letzten (Berufs)jahren wirklich verdient kein Ehrenamt auszuführen! Ich bewundere auch jeden der sich ehrenamtlich betätigt, würde es selbst aber auch nicht machen! Ich gebe der Gesellschaft monatlich fast die Hälfte meines Gehalts und das muss reichen…! Hätten wir hier im Ort ein Tierheim dann würde ich vielleicht an einem meiner freien Tage mit Hunden Gassi gehen…! Andererseits bin ich ja aus gesundheitlichen Gründen beruflich kürzer getreten! Ich bin sehr froh dass ich seitdem mein Leben ohne Stress geregelt krieg und das ist wichtig!
    Früher konnte ich sehr schlecht nein sagen, jetzt kann ich es prima und auch ohne schlechtes Gewissen! Musste ich aber auch erst durch den kleinen Finger und die ganze Hand lernen! Das ist aktuell bei uns auch grad ein Thema das mich wütend macht (müssen wir nächste Woche mal erzählen)!

    1. Oh ja, ich bin gespannt. Kleiner Finger und ganze Hand und am besten noch die Schulter dazu – das sind echt Themen, die einfach immer wieder auftauchen. Da bin ich mit den Jahren auch eher in Richtung Mittelfinger angekommen….
      Ich las übrigens neulich bei Insta eine Kommentar-Diskussion, wo es auch um Tierheime und ehrenamtliche Hilfe ging. Da waren einige, die schrieben, dass sie das mit dem Gassi gehen auch machen wollten, die Tierheime das aber abgelehnt hätten. Ich bin mir sicher, dass Du das richtig gemacht hast mit Deiner Stunden-Reduzierung. Du kümmerst Dich ja schließlich auch noch um einiges andere und das wird sicher in den nächsten Jahren auch nicht weniger werden.

      1. Die Tierheime haben das abgelehnt?? -Ich fass es ja nicht…!!
        Aber glaub ich sofort! Als mein Onkel 2016, nach der ersten Flüchtlingswelle starb, haben wir in seinem Gästezimmer 2 Schränke voll mit Wolldecken und Bettwäsche gunden! Alles so gut wie nie benutzt aber halt nicht nagelneu! Wollte niemand haben, auch nicht das rote Kreuz weil halt nicht neu…! Die Sachen gingen dann an eine Tierschutzorganisation für rumänische Straßenhunde, die haben sich super gefreut…

        1. Sowas wirst Du nicht los. Wir haben uns doch damals nach dem Tod meines Vaters auch so eine Mühe gegeben mit den Sachen. Spenden kannst Du sowas nicht, das will einfach keiner. Wir haben ja noch relativ viel im Bekanntenkreis untergebracht, da haben sich einige echt gefreut über Sachen. Ich werd das auch nie verstehen, höre das aber immer wieder.

    1. Ja, liebe Uschi. Das ist eine tolle Seite. Ich hab es mir schon ein paarmal angeschaut, wenn ich es bei Dir im Insta gesehen habe. Ich hab das tatsächlich auf dem Zettel stehen, dass ich deswegen ansprechen wollte. Aber ich hatte mir überlegt, dass ich meinen Blog erst so ca. ein halbes Jahr alt werden lassen möchte, bevor ich Dich frage, ob Du ihn listest. Dann gibt es eine größere Bandbreite an Inhalten und die Leser, die ich durch Dich gewinne, können vielleicht mehr mit mir und dem Blog anfangen.

  12. Liebe Britta, interessantes Thema… Deinen Standpunkt verstehe ich, wobei ich es gar nicht so „Auge um Auge“ betrachten wollen würde – am besten fände ich, wenn man auch sein Nein zum Ehrenamt nicht begründen müsste. Ich persönlich habe via Lions Club mit Mitte 40 begonnen, ehrenamtlich zu arbeiten, und es gibt mir einfach ein gutes Gefühl – hier muß ich nicht reich sein (bin ich nämlich nicht) und für Spenden mein Portemonnaie zücken, sondern hier kann ich als meine ganz persönlichen Stärken Ideen und Tatkraft nützlich einsetzen, um zu helfen. Jetzt bin ich Mitte 60 und auf dem Trip, alles deutlich zurückfahren zu wollen, um tatsächlich mehr Zeit für mich und meine Dinge zu haben… Den Vorstoß mit dem sozialen Jahr für Senioren fand ich sehr frech.

    1. Liebe Uschi,
      Ich kenne das Engagement der Lions Clubs noch aus meiner alten Heimat, dem Niederrhein. ich hatte immer das Gefühl, dass sind gut aufgestellte Clubs, die das Engagement auch wirklich würdigen und die wirklich was bewegen. Hier bei uns im Ruhrgebiet sind mir die Lions noch nicht so begegnet. Ich wünsche Dir, dass Du für Dich die Möglichkeit einer guten Balance zwischen weiterem Ehrenamt bei den Lions und mehr Zeit für Deine Dinge findest.
      Ich finde es übrigens sehr interessant, dass auch Du, als jemand, der viel ehrenamtlich macht, diesen Vorstoß mit dem Pflichtjahr frech fandest.
      Liebe Grüße
      Britta

  13. Nun ja, ist halt eine Frage der Definition. Ist denn Dein Blog hier kein Ehrenamt? Kein Dienst an der Gesellschaft? Ich finde schon und freue mich über jeden Text!

    Ich denke da z.B. an Deine wertvollen Tipps zur Ruhestandsfinanzierung, gratis und kompetent. 🙂

    Ansonsten stimme ich natürlich zu: Wenn mir etwas Spaß macht und zufällig auch andere was davon haben, dann gerne. Wenn nicht, ist mir das auch egal. Und ein Pflichtjahr für Alte, geht’s noch??? Mir reicht meine Bundeswehrzeit damals…

    1. Hach. Ach. Hach. Wie lieb von Dir, Uli. Das hast Du aber schön formuliert. Ich danke Dir. Zumindest ist es mir mit dem Blog wichtig, dass ich hier einen digitalen Raum anbiete, in dem jeder ehrlich sein kann und für Hass kein Raum ist. Das hat ja in den letzten Jahren in sozialen Medien echt Formen angenommen….. erschreckend.
      Ja, das mit der Bundeswehrzeit – das war auch einer meiner ersten Gedanken. Unsere Generation ist die, wo Wehr- bzw. Zivildienst verpflichtend war. Mir fallen auch etliche andere ein, die mal gut ein soziales Jahr machen könnten. Langzeitstudenten z.b. , die direkt nahtlos in die Politik wechseln….. da könnte ein Pflichtjahr sicher Wunder wirken.

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