Findet Ihr Weihnachten überbewertet? Nervt Euch das Fest der verordneten Besinnlichkeit? Sucht Ihr eine Alternative zu Weihnachten? Versteh ich. Fühl ich.
Für Euch habe ich eine frohe Botschaft:
Es gibt Alternativen für Weihnachten. Man muss sie sich nur ausdenken. Für’s erste schenke ich Euch zur Entspannung und zum Durchatmen zwischendurch eine Leseprobe aus meinem Schreibprojekt. Ihr erfahrt, was sich meine Ich-Erzählerin Anni mit Ka und ihre Deichgemeinschaft ausgedacht haben.
Leseprobe: Alternative Weihnachten am Deich
Alle Jahre wieder: hektische Vorweihnachtszeit. Von wegen „Weihnachten kommt immer so plötzlich!“ Weihnachten fängt immer früher an. Die Planung zumindest auf jeden Fall. Besinnlich auf Knopfdruck: drei, zwei, eins – hektischer die Zeiten selten sind.
Es wird unser erstes Weihnachten im Haus am Deich und ich weiß jetzt schon: Das mit den vielen Terminen im Advent – das haben sie auf dem Land auch drauf. Sowas von. An die Weihnachtsfeiertage mag ich schon gar nicht denken. Das wird die reinste Überland-Partie für uns.
Von Minna hören wir täglich Neues, was sie im Advent Schönes auf die Beine stellen will für ihre Kindergartenkinder. Alles mit tätiger Elternhilfe, versteht sich. Bastelnachmittag hier, Backorgie dort. Adventssingen um den großen Baum im Dorf. Defilée beim Krippenspiel an Heiligabend. Hab ich noch was vergessen? Bestimmt.
Zur Weihnachtsfeier in Magnus‘ Firma sind in diesem Jahr auch die Partner mit eingeladen. Ilse wird babysitten, das hab ich schon mal. Wir übernachten bei der Diva-Freundin, so können wir das Ganze noch mit einem Weihnachtseinkauf in der großen Stadt verbinden. Ganz nett, aber es geht ein ganzes Wochenende dabei drauf. Außerdem hab ich nichts anzuziehen. Ob das mitternachtsblaue Kleid von Gabis Hochzeit wohl auch betriebsfesttauglich ist?
Sonntag am Nikolaustag hat auch noch mein Papa Geburtstag. Wir haben sozusagen unseren familieneigenen Nikolaus. All die Jahre hat er seinen Geburtstag gerne unter den Teppich fallen lassen. Jetzt plötzlich dreht er auch damit langsam auf: „Wenn man in meinem Alter ist, muss man für jeden Geburtstag dankbar sein und das zeigen“ Immerhin – er lässt sich nicht lumpen und lädt zum alten Janssen ein. Hab ich da wenigstens keine Arbeit mit.
Mission Geschenkeflut entzerren
In meiner ganz eigener Tradition plane ich nämlich noch was für Nikolaus. Mission eine Alternative zu Weihnachten für die Kinder erfinden. Geschenkeflut entzerren. Das habe ich letztes Jahr noch in der großen Stadt eingeführt. Seitdem die Jungs da sind, geht mir Weihnachten schrecklich auf die Nerven. Man sollte meinen, mit Kindern wäre dieses Fest erst so richtig schön. Nicht bei uns. Am Arsch die Waldfee.
Eine einzige Reiserei war das bei uns in den letzten Jahren. Jeder aus der Familie fordert sein Recht ein, allen voran die Schwiegereltern. An diesem Tag muss holy Family zelebriert werden, alles andere ist undenkbar. Inclusive gefühlt fünfzigtausend Fotos der niedlichen wohlgeratenen Enkel, die man anschließend dem Kegelclub präsentieren kann.
Die Jungs, vor allem Henry waren vor zwei Jahren nach Weihnachten sowas von reizüberflutet. Es brauchte Wochen, bis die Beiden in ihrem normalen Aggregatzustand zurück waren. Letztes Jahr waren wir durch den baldigen Umzug so gestresst, dass ich noch widerwilliger an Weihnachten dachte als sonst.
Ein alternatives Weihnachtsritual stricken
Wie so oft fiel mir meine lebenskluge Omma ein. Die fand schon vor 30 Jahren, dass Weihnachten ausuferte. Und dabei lebten damals alle Familienmitglieder noch in einer Stadt und nicht meilenweit voneinander entfertnt. Omma strickte ein neues Familienritual, dessen Maschen ich letztes Jahr wieder aufnahm. Mein Oppa war Holländer und in Holland wird anders gefeiert. Dort ist Weihnachten ein besinnliches, gemütliches Familienfest mit viel „lekker Eten en drinken“
Geschenke gibt es aber nicht. Die gibt es am Abend vor Nikolaus. Am 5ten ist Pakjesavond – Päckchenabend. Der Nikolaustag selbst ist Hollands höchster Feiertag. In allen Städten wird getanzt und gesungen, Paraden ziehen durch die Städte. Noch vor dem ersten Advent wird die Ankunft des Sinter Claas, so heißt er in Holland, zelebriert. Übers Meer kommt er, mit dem Boot. Jedes Jahr in eine andere Stadt. Ganz großes Tennis. Wir haben das vor Jahren in Vlissingen miterlebt und waren sehr beeindruckt.
Bei uns: Weihnachten ohne Geschenkeflut
Im letzten Jahr gab es den Pakjesavond erstmals auch bei uns. Bescherung am Nikolausabend samt kleiner Feier. An Heiligabend gab es von uns nur noch ein kleines Geschenk, dafür an den Weihnachtsfeiertagen die Geschenke der Großeltern.
Letztes Jahr haben wir es so gemacht, dass die Jungs vorher zum 1. Advent große Strümpfe bekamen, die sie an die Haustür hängten. Die Diva kam heimlich und befüllte die Strümpfe. Riesenerfolg, als die Jungs die Wohnungstür aufmachten und ihre prall gefüllten Strümpfe und einige Päckchen davor fanden. Hat ihnen direkt Ehrfurcht eingeflößt. Ok – Paul war vielleicht noch ein bißchen zu klein, aber Henry war tief beeindruckt. Er hat schon vor Wochen gefragt, ob der Sinter Claas Bescheid weiß, dass wir an den Deich gezogen sind.
Verena stöhnte auch letzte Tage, wie nervig das doch alles sei mit der Weihnachtsplanung. Als ich von meiner Alternative erzählte, war sie sofort Feuer und Flamme. Sie kennt das mit dem Pakjes-Avond auch von ihren verstorbenen Großeltern, die lange Zeit in Holland gelebt haben. Die Idee der entzerrten Geschenkeflut gefiel ihr auf Anhieb. Passt. Sofort war klar: Wir machen ein Deich-Event daraus.
Nun werden am Nikolausabend alle Deichkinder ihre Strümpfe vor die Tür legen. Henk und Ilse werden das Befüllen übernehmen. Anschließend planen wir gemeinsames Nikolausgrillen (die Männer haben Entzugserscheinungen und beschenken sich selbst mit Feuer machen) Wie praktisch, dass der Nikolausabend in diesem Jahr auf einen Samstag fällt. Brauchen wir nicht auf die Zeit zu gucken.
Am Tag danach:
Geschafft. Was Feiern angeht, sind wir am Deich schon ein eingespieltes Team, noch bevor das erste Jahr zu Ende geht. Unsere Nikolausfeier war perfekt und was ich noch wichtiger finde, entspannt. Auch Lotta und Emma waren entzückt von der neuen Tradition, die Jungs sowieso und so sind alle zufrieden.
Sogar die Liesel bekam einen Strumpf vor die Fellnase gelegt, das hat Henk sich sich nicht nehmen lassen. Ist ja auch ein Deichkind, die Süße. Und sie hat ihren großen Knochen freudig bewedelt. Henk will das Ganze nächstes Jahr noch ausweiten und einen richtigen Sinter Claas geben. Vom Deichindianer zum Nikolaus – Wunder gibt es immer wieder und bei uns am Deich ganz besonders oft. Was man schon daran sieht, dass ich unser Omma geworden bin. Sagte ich schon oder?
An Weihnachten kriegen die Kinder von uns nur noch ein kleines Geschenk zum auspacken. Dazu dann „nur“ noch die Geschenke der Großeltern, das entzerrt das Ganze extrem. Zumal sie jetzt alle gut beschäftigt sind mit ihren neuesten Lego-Paketen. Bald können die Vier ihr eigenes Legoland aufmachen, aber bitte. Wenn es dem häuslichen Frieden dienlich ist.
Ende der Leseprobe
Soweit Anni, Magnus, Verena, Henk und all die anderen vom Deich. Das (Vor)Weihnachtskapitel ist inspiriert – von mir.
Die Weihnachts-Alternative in meinem Leben
Ich beichte: Weihnachten ist nicht mein Lieblingsfest. War es nie. Wird es nie werden. Es gab Jahre, in denen habe ich Weihnachten gehasst. Aus Gründen, die denen meiner Ich-Erzählerin ähneln, aber noch deutlich unerfreulicher waren. Das hat sich in den letzten Jahren zum Glück wieder geändert. In den Jahren, in denen es ganz schlimm war, habe ich mir für unsere Kernfamilie genau diese Pakjes-Avond Alternative zu Weihnachten überlegt.
Nikolausabend gab es bei uns ein leckeres Familienessen, meistens Ente. Danach dann eine ganz klassische Bescherung. Gerade als die Kinder klein waren, hat sich dieses Entzerren der Geschenke als segensreich erwiesen. Ein Stück weit legte sich die Aufregung, es blieb noch genug. Und unsere Geschenke gingen nicht in der Masse unter, sie wurden gewürdigt und ergiebig bespielt.
Eine neue Alternative aus althergebrachten Ritualen
So hatten wir eine besondere Feier nur für uns vier. Althergebrachte Rituale, die wir in unsere eigene Tradition überführt haben und mit denen wir eine besondere einzigartige Erinnerung geschaffen haben.
Heute sind die Jungs erwachsen und wohnen nicht mehr um die Ecke. Ihnen sind somit die Überland-Fahrten geblieben, aber sie freuen sich auf ein geselliges Weihnachtsfest mit uns. Besinnlichkeit ist nicht unseres. Lecker essen, feiern, lachen, Geschenke austauschen dafür umso mehr.
An unser Ritual, unsere Alternative zu Weihnachten erinnern wir uns gerne und wünschen uns auch immer einen fijne Sinter-Claas-Avond. Würden wir näher zusammenwohnen, gäbe es das wahrscheinlich immer noch so. In diesem Jahr gab es immerhin eine Nikolaus-Kaffeetafel am Wochenende danach.
Und was ist jetzt mein Lieblingsfest?
Auch wenn ich großen Spaß an unserer Sinter Claas Alternative hatte – mein Lieblingsfest im Jahreslauf wurde auch das nicht. Ich mag am allerliebsten das Osterfest. Das ist für mich wirklich mit Auferstehung verbunden, mit Neuanfang, mit Licht, Freude und Liebe. Deswegen ist der Weihnachtsmann, der den Sommer festhält, auch ein unverzichtbarer Teil meiner Adventsdekoration.
Für dieses Jahr ist es leider schon zu spät, um sich von dieser meiner Alternative für Weihnachten inspirieren zu lassen. Aber wenn Euch die Weihnachtsgestaltung auch nicht mehr gefällt, Ihr Euch auch eine anderes Weihnachten wünscht – vielleicht ist meine Geschichte ja eine Anregung. Über die man Weihnachten sprechen kann. In aller Nettigkeit, versteht sich.
Dieses Weihnachtsfest ist überschattet von schrecklichen Nachrichten, die betroffen machen. Ich möchte Euch nicht nur trotzdem, sondern gerade deswegen ein wunderfeines Weihnachtsfest wünschen. Habt es schön und so, wie Ihr es mögt. Rückt zusammen, haltet zusammen, unterstützt Euch und schenkt Euch Liebe. DAS macht die Welt ein kleines bißchen besser. Daran glaube ich fest.
Liebe Brigitte,
du hattest ja meinen Beitrag über meine Gedanken zum Fest gelesen.
Rituale sind für mich sehr wichtig und es bleiben auch die kleinen Geschenke die das Fest schöner machen. Meine Nichte hat mir eine selbst gemalte Leinwand geschenkt und es hat mich sehr berührt.
Liebe Grüße!
Liebe Jenny,
das hört sich großartig an. Ein wunderbares Geschenk, welches man gerne in Ehren hält.
Liebe Grüße
Britta
Liebe Britta, ich muss Dir jetzt mal ein Kompliment zur Leseprobe machen, das macht Laune und richtig Lust auf mehr, bitte weiter so!
Weihnachtsrituale: Ein geschmückter Baum, paar Geschenke, leckeres Essen und ein entspannter Abend. 🙂
Danke schön, lieber Uli. Das bedeutet mir viel.
Eure Weihnachtsrituale hören sich gut an, konzentriert auf das Wesentliche. Mehr ist es bei uns – zum Glück – auch nicht mehr. Zumindest am Heiligabend. Du weißt schon 😉
Liebe Grüße
Britta
Ich mache mir überhaupt keinen Stress mit den Weihnachtsfeierlichkeiten. Es gibt lecker Essen. Die Geschenke halten sich in Grenzen. Für mich muss auch nicht alles perfekt sein. Im Vorwege gibt es keine großartigen Weihnachtsfeiern oder anderweitige Verpflichtungen. Als meine Kinder noch klein waren war das anders. Aber diese Zeit geht so schnell vorbei. Und an die leuchtenden Kinderaugen denke ich noch heute gern zurück. Jetzt leuchten die Augen der Enkelkinder.
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
ich finde, das ist eine sehr gute Einstellung. Perfekt muss es echt nicht sein. Hauptsache, man ist ( und isst 😉 ) zusammen und genießt die Zeit.
So ist es mittlerweile bei uns auch. Zum Glück. Auf die Enkelkinder warte ich noch, aber leuchtende Kinderaugen sind schon schön. Wenn man vorher den ganzen Ki-Ga und Schulstress nicht mitmachen muss, bestimmt nochmal mehr.
Liebe Grüße und ein gemütliches Ausgleiten aus den Feiertagen gewünscht
Britta
Liebe Britta,
ich liebe Weihnachten. Immer schon 🙂 Und da ich eine Familie habe, der das ebenso geht, ist dieses Fest für uns eine gern genommene Gelegenheit, uns alle zusammen bei einem von uns drei Kindern zu versammeln.
Dieses Jahr bei mir.
Mit dabei meine Mama, 87, wir drei Kinder mit unseren Kindern und Familie, plus ein Hund.
Wir werden 14 sein am ersten Weihnachtstag, angereist von Pinneberg, Braunschweig, Berlin, Mannheim, Eschweiler und Köln – alle zu mir an die Mosel.
Jeder Raum ist eine Schlafgelegenheit, inklusive Keller und was soll ich sagen:
Wir feiern das!
Kochen zusammen, gehen zusammen einkaufen, räumen zusammen auf und spielen, lachen und erzählen.
Die Bescherung ist übersichtlich, doch jedes Geschenk wird zelebriert.
Am schönsten dann das Schrottwichteln …
Von daher:
Frohe Weihnachten! Meine haben heute bereits begonnen – und ich bin sicher, wenn am 28/29.12. die letzten wieder abgereist sind, fühle ich Traurigkeit, wieder allein zu sein – aber dann kommt auch die zu kurz gekommene Alleinezeit zum Schreiben und wird mich ablenken 🙂
Viele Grüße
Gabi
Liebe Gabi,
das hört sich großartig an. Trubelig und voller Freude und Liebe! Habt eine großartige Zeit und genießt Euer Zusammensein.
Und danach genießt Du sicher auch die Alleinezeit. In dem Wissen, dass Deine Lieben immer in Deinem Herzen sind und Du in ihren.
Wünsche Dir eine tolle Zeit.
Liebe Grüße
Britta