In alter Freundschaft

Veröffentlicht am 34 Kommentare zu In alter Freundschaft
In diesem Artikel geht es um Freundschaften in späteren Jahren. Wie verändern sich Freundschaften im Alter und wie kann man sie bewahren?

Auch wenn wir mutig älter werden – vieles bleibt anders. Nicht auf meiner Bingo-Karte für das älterwerden war: Der Wandel von Freundschaften im späteren Leben.

Ich bin darüber gleichermaßen verwundert wie betrübt. Ab und an habe ich das in Beiträgen der Kategorie entspannt älter werden erwähnt. Ihr habt mir in Kommentaren gespiegelt: ich bin nicht die Einzige, die so empfindet.

Höchste Zeit, gemeinsam darauf zu schauen:

Warum verändern sich Freundschaften in späteren Jahren? Welche Faktoren beeinflussen Freundschaften im Alter besonders und wie können wir auch mit 60 Jahren und älter unsere Wege gemeinsam in alter Freundschaft gehen?

Freundschaften verändern sich im Laufe des Lebens

In meinen 30ern hat sich ein gutes soziales Netzwerk gebildet. Aus Nachbarn wurden Freunde, die Kontakte zu anderen Eltern wurden enger. Mit manchen Kollegen verstand man auch privat gut. Wir unterstützten uns in unseren jeweiligen Lebensbereichen, bewältigten unseren stressigen Alltag gemeinsam und bei mancher Freundschaft aus diesen Jahren war ich sicher, mit diesen Menschen ein happily ever after zu schreiben.

Einige dieser Menschen gibt es noch in meinem Leben, von anderen höre ich nur selten. Manche gehören noch zu meinem engsten Kreis, aber auch dort nehme ich Veränderungen wahr.

Manche Menschen begleiten uns nur ein Stück unseres Lebens. Nur wenige bleiben ein Leben lang. Menschen finden durch Lebensumstände oder Lebensthemen zueinander. Ändern sich die Umstände, kommen andere Themen – und diese Verbindungen gehen oft auseinander. So weit so bekannt.

Dennoch ist es jetzt anders. Ich habe das Gefühl, dass die Verbindungen zwar bleiben, sich aber etwas zum Unguten ändert. Ich habe das vage Gefühl, dass Menschen mit zunehmendem Alter weniger Wert auf Freundschaften legen.

Oder ist das alles ganz anders?

Mit dem Alter ändert sich der Blick auch auf Freundschaften

Wenn man älter wird, ändert sich der Blick auf manches. Auch auf die Freundschaften, die man hat(te). Manche Dinge lernt man im Laufe eines Lebens, ob sie einem gefallen oder nicht.

Waren diese Verbindungen überhaupt Freundschaften? Oder doch nur Zweckgemeinschaften? Ist mein Nutzen, mein Wert für diese Menschen gesunken? Oder umgekehrt? Von manchen Menschen habe ich vielleicht zu viel erwartet, in manche Beziehungen zu viel hineininterpretiert. Viele Menschen, die ich früher leichtfertig als Freunde bezeichnet habe, waren es nicht. Das schmälert nicht zwangsläufig den Wert der Begegnung. Aber meine Sicht darauf war letzten Endes irgendwas zwischen zu anspruchsvoll und oberflächlich.

Freundschaft in späteren Jahren - die Rentnerin und der Senior-Hund
Freundschaft in späteren Jahren

Oft genug auch ist Loyalität eine Einbahnstrasse – das habe ich im Beruf aber auch in Verbindungen mit Menschen gelernt. Lernen müssen. Im Nachhinein sehe ich, wieviel Zeit und wieviel Kraft ich in Beziehungen investiert habe, die keine Freundschaft waren, sondern eher Transaktionen. Das zu erkennen, war hart. Mühsam auch der Weg zur Konsequenz: Menschen, die kein Interesse an Gegenseitigkeit haben, die nur nehmen und nicht geben, die nur Energie rauben – die müssen nicht mehr zum Leben dazu gehören.

Das ist etwas, was ich erst mit zunehmendem Alter verstanden habe.

60 Jahre alt und stolz darauf – ändern sich Freundschaften?

Aus manchen früher engen Freundschaften werden Bekanntschaften. Ich merke das, würde das Rad gerne zurückdrehen und kann es nicht. Man entwickelt sich zu sehr auseinander. Ich will die Wege, die andere gehen, nicht mitgehen. Und umgekehrt. Ich vermisse diese Menschen und die enge Freundschaft, die wir hatten. Ich will sie nicht ganz verlieren. Bekanntschaften, die in Beliebigkeit übergehen, will ich aber auch nicht mehr. Dazu bin ich zu alt. Ich wünsche mir von Freundschaft im Alter mehr Tiefe und Nähe.

Andere Freundschaften, von denen ich dachte, das hält nicht über Lebensphase x hinaus, haben sich intensiviert. Ich erzählte im Monatsrückblick August von den Pottfriesen Freundinnen. Da sind aus Kollegen Freunde geworden. Auch über den Ruhestand hinaus. Wir waren sehr viele Jahre lang ein enges Team. Nun zeigt sich, wie sehr uns das zusammen geschweißt hat und dass wir uns nicht mehr missen mögen.

Freundschaften in späteren Jahren . gemeinsame Unternehmungen
Nein, wir sind nicht im sozialen Pflichtjahr. Wir haben was gemacht, wovon wir lange erzählen werden – Kühe knuffeln in Friesland

Der Wert lebenslanger Freundschaften

Dann wieder gibt es Freunde, die habe ich schon ein Leben lang. Wir sehen uns nur selten. Aber wenn, ist es sofort wieder so, als sei man gestern erst auseinander gegangen. Dazu gehört bei mir die Freundin, mit der ich schon an meinem zehnten Geburtstag jahrelang befreundet war und eine Kollegin aus der Zeit meiner Ausbildung. Wir sind räumlich auseinander, haben aber den Kontakt immer gehalten und die Freundschaft gepflegt. Freundschaften, von denen ich weiß, dass wir gegenseitig sofort alles stehen und liegen lassen, wenn Not am Mann. Dennoch: Räumliche Trennung bringt vermissen mit sich. Das ist mit Freundinnen nicht anders als mit den Kindern.

Was mich sehr freut: Ich habe in den letzten zwei Jahren auch neue Freundschaften geschlossen. Aus der Insta-Reise-Bubble haben wir zwei Paare bereits kennengelernt, mit anderen ist der Austausch – noch – nur virtuell. Die Begegnungen im realen Leben führten dann sehr schnell weiter in Richtung „richtig tolle neue Freundschaft“

Freundinnen posieren unter einer großen Palme
Viele Wege führen nach Gran Canaria – und manchmal auch zu neuen Freundschaften

Warum verändern sich Freundschaften im Alter?

Fragen und Antworten

Sind veränderte Lebensumstände ein Grund für den Wandel von Freundschaften im späteren Leben?

Ja. Kinder ziehen aus, man verabschiedet sich aus dem Berufsleben. Das verschiebt Prioritäten. Themen und Interessen entwickeln sich neu und manchmal auch auseinander. Der eine verbringt mehr Zeit mit der Familie, der andere ist oft auf Reisen. Der nächste engagiert sich ehrenamtlich oder startet ein neues großes Projekt. All das lässt weniger Zeit und Raum für die Pflege von Freundschaften im Alter.

Spielen neue familiäre Pflichten eine Rolle?

Viele ältere Menschen füllen die Lücken in der Kinderbetreuung. Täglich. Plus Kümmerung um die berufstätigen Kinder. Man gibt Essen mit, man wäscht Wäsche mit, man mäht Rasen. Ich bewerte das nicht. Aber ich beobachte, dass es sie ihre ganze Kraft kostet und sie den Rest ihrer Zeit erschöpft auf der Couch verbringen.

Ist die Pflege der eigenen Eltern noch ein Thema, wenn man über 60 ist ?

Ja. Sehr viele sind noch mit dem Thema Pflege und Betreuung der eigenen Eltern beschäftigt. Ich weiß, wieviel Kraft das kostet. Pflege der Eltern ist immer ein schwieriges Thema, wird aber nochmal schwieriger, wenn man selber nicht mehr jung ist. Wir haben die Kraft nicht mehr in dem dafür nötigen Ausmaß. Kraft – und Zeit, die fehlen, um für sich selbst und eben auch für Freunde da zu sein.

Welche Mißverständnisse und Konflikte entstehen bei Freundschaften im späteren Leben?

Mancher wird mit den Jahren eingefahrener und sturer. Es fehlt an Flexibilität und Verständnis füreinander. Nicht jeder ist bereit, diesen Missverständnissen auf den Grund zu gehen.
Manche sind auch unzufrieden in ihrer Partnerschaft oder
erst dann zufrieden, wenn sie coram publico ihre Kritteleien austragen können. Je älter ich werde, desto unangenehmer und übergriffiger finde ich das. Auch das ist bei uns ein Grund, warum wir manche Bekanntschaften haben auslaufen lassen.

Wie ist es mit der Angst, etwas verpasst zu haben?

Viele kommen in ihren späteren Jahren an einen Punkt, an dem sie sich sagen: Wenn nicht jetzt, dann vielleicht nie. Dieser Punkt verbindet weniger als gedacht. Es kommt darauf an, was man meint, verpasst zu haben. Bei mir ist es so, dass der Wunsch nach eigener Kreativität sehr stark ist. Bei anderen ist es eher so, dass sie Unternehmungen nachholen wollen. Reisen, Konzerte, Events. Was logischerweise zu unterschiedlichen Ansätzen in der Freizeitgestaltung führt und somit zu weniger gemeinsamer Zeit.

Man hat im Alter weniger soziale Verpflichtungen. Beeinflusst das Freundschaften?

Soziale Kontakte werden im Alter seltener. Wir arbeiten nicht mehr, wir nehmen an keinen betrieblichen Veranstaltungen oder Elternabenden mehr teil. Manche Hobbys kann man mit zunehmendem Alter nicht mehr ausüben. Statt aktiv im Tennisclub zu sein, verlegt man sich aufs Fahrradfahren. Mit all dem entfällt ein großer Teil zwangsläufiger Begegnungen, bei denen man sich unterhält, Gemeinsamkeiten ausbaut und sich verabredet.

Wie ist es mit der Bereitschaft, aktiv Freundschaften zu pflegen?

Das ist nicht jedem gegeben. Ich schätze diejenigen, die aktiv Treffen anregen, sehr und zeige das auch. Es gibt aber auch einige, die auf Einladungen oder Anregungen zu Treffen erst nach mehrmaligen Aufforderungen reagieren. Was schnell den Schluß zulässt, das derjenige kein Interesse mehr hat.

Geographische Veränderungen

Ganz schlicht: Manche Freunde ziehen weg. Von der Stadt endlich aufs Land oder umgekehrt. Manche entscheiden sich auch, ihren Ruhestand im Ausland zu leben. Wenn das Band nicht sehr stark war, schläft der Kontakt irgendwann ein.

Können gesundheitliche Einschränkungen der Grund sein?

Nicht alle von uns erreichen die späteren Jahre bei guter Gesundheit. Schwere oder chronische Erkrankungen können entfremden, weil Betroffene wenig Verständnis erfahren und selbst nicht mehr so für andere da sein können.
Aber auch, wenn man nicht schwer erkrankt ist: Man ist weniger belastbar, schneller erschöpft. Braucht mehr Zeit zum regenerieren. Das merke ich besonders deutlich bei denen, die noch sehr eingespannt sind. Diese Zeit fehlt dann für Freundschaftspflege.

Wie ist es für die Zurückgebliebenen, wenn Freunde sterben?

Zwei enge Freunde von mir sind bereits gestorben. Der Verlust hat mich tief getroffen. Beide waren lange krank, für beide war der Tod eine Gnade. Beiden hat das, was die Freundschaft ihnen auf ihrem letzten Weg geben konnte, auch etwas bedeutet. Für die, die zurück bleiben, kann es aber auch sein, dass diese Erfahrung es erschwert, sich emotional neu auf andere Menschen einzulassen.

Führen tragische Verluste zu Entfremdung in späteren Jahren?

Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass die Sicht auf die Welt eine andere wird, wenn man Verluste erlitten und schwierige Zeiten durchlebt hat. Wenn andere diese Erfahrung noch nicht gemacht haben, kann das schnell zu einem Gefühl der Entfremdung führen.

Wird man im Alter in Bezug auf Freunde wählerischer?

Zeit ist nicht nur ein äußerst kostbares, sondern auch ein nicht erneuerbares Gut. Man will die Zeit, die man noch hat, nutzen. Und sie nicht mehr mit Zugeständnissen an Freunde verschwenden, die allenfalls Bekannte sind.

Ist mangelnde Planungsbereitschaft ein Grund, warum man Freunde seltener sieht?

Stattgegeben. Wir wollen nicht monatelang im voraus planen. Save the dates für große Ereignisse ja – aber ich will mich nicht im Februar für ein Abendessen im August verabreden. Manche planen Anfang Januar ihr komplettes Jahr durch, da bin ich raus. Umgekehrt sind diese Menschen dann auch nicht bereit, sich spontan zu verabreden.

Spielt Neid eine Rolle bei Freundschaften in späteren Jahren?

Leider ja. Neid muss man sich hart erarbeiten -so heißt es. Tatsächlich ist Neid ein häufiger Grund dafür, dass Freundschaften auseinander brechen. Der Unterschied zwischen denjenigen, die für ihre Zukunft gut vorgesorgt haben, und denen, die nicht, wird ab dem 60sten Lebensjahr besonders deutlich. Ich bin aber nicht bereit, mich zu rechtfertigen.

Best Ager – können wir noch neue Freundschaften schließen?

Viele scheuen sich davor, im Alter neue Freundschaften zu schließen. Man ist vielleicht einmal zu oft enttäuscht oder zurückgewiesen worden. Und es fehlt an zwangsläufigen Gelegenheiten, bei denen man neue Kontakte knüpfen könnte. Dazu kommt die Überlegung, ob eine neue Freundschaft überhaupt so intensiv und schön sein kann wie eine langjährig gewachsene.

Menschen, die mich jetzt kennenlernen, sehen mich so, wie ich jetzt bin – sie wissen nicht, wie ich zu der geworden bin, die ich jetzt bin. Ich bin froh über die Freundschaften, die ich seit Kindertagen habe. Kaum jemand kennt noch meine Familie, mein Elternhaus. Es ist schön. wenn man nicht erklären muss, wo man herkommt. Menschen, die ich heute kennenlerne, kennen teils nicht mal meine Kinder.

Aber – es ist auch schön, neuen Menschen vom eigenen Leben zu erzählen. Das bringt auch einem selbst ganz neue Reflektionen. Ich für meinen Teil bin immer interessiert an Lebensgeschichten von Menschen, die ich neu kennenlerne und die ich mag. Auch das gehört zum mutig älter werden dazu.

Vielleicht begegnet man anderen Menschen, wenn man ein neues Hobby beginnt. Oder eine ausgedehnte Hunderunde dreht. Oder vielleicht in diesem Internet? Über gemeinsame Interessen, die verbinden? Von der Insta Bubble habe ich bereits erzählt. Aber auch andere Freunde habe ich ursprünglich in diesem Internet kennengelernt. Das ist so lange her, dass mir diese Tatsache häufig entfällt. Ich erwähne es hier auch nur der Ermutigung halber.

Im Alter neue Freundschaften schließen - geht auch über das Internet
Wir sind die aus dem Internet

Warum nicht alte Freundschaften wiederbeleben?

Möglich ist auch eine Mischung aus beidem. Vielleicht werden aus alten Bekannten neue Freunde. Ich traf neulich eine Nachbarin von früher und wir verabredeten uns auf einen Kaffee. Warum nicht überlegen, wo man es bedauert, dass der Kontakt eingeschlafen ist? Was hat man zu verlieren, wenn man offen sagt, dass man das schade findet? Mehr als ein Nein kann man sich nicht einfangen.

Wie kann man Freundschaften im späteren Leben pflegen?

Weit mehr als in früheren Jahren leben Freundschaften im Alter davon, dass sie aktiv gepflegt werden. An Lösungen, wie wir Freundschaften auch in späteren Jahren bewahren, müssen wir alle arbeiten. Wie stellen wir das am besten an?

Wie pflegen wir Freundschaften im Alter?

  1. Kommunikation

    Ein kurzer Austausch über Messenger, ein kurzer Anruf, ein kurzer Plausch ersetzen nicht das tägliche Beisammensein, das gemeinsame Meistern des Alltags, aber sie sind wichtig. Sie halten das Gefühl füreinander lebendig und die Überwindung, sich nach Funkstille dann doch mal wieder zu melden, entfällt.

  2. Gemeinsame Interessen aktiv fördern

    Hat man gemeinsame Interessen? Vielleicht finden sich neue Hobbys, die man gemeinsam unternehmen kann. Hunderunden mit mehreren, ein Buchclub, Spieleabende, Stammtische – all das hilft, Freundschaften zu stärken.

  3. Offen und ehrlich sein

    Mit zunehmendem Alter wird man sich seiner selbst bewusster und weiß, was einem wichtig ist. Man kann in einer Freundschaft ruhig sagen, wie es einem geht. Auch wie es einem mit der Freundschaft geht.

  4. Verständnis signalisieren für veränderte Lebenssituationen

    Ich merke oft, wenn ich die Belastung durch Pflege der Eltern offen anspreche, renne ich offene Türen ein. Alleine das Reden darüber macht die Situation leichter – und die Freundschaft lebendiger.

Fazit: Einen neuen Umgang mit Freundschaften finden

Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mir etwas eingestehe: Wenn sich Freundschaften im Alter verändern, liegt es vielleicht auch – an mir. Und das ist völlig in Ordnung so.

Ich will manches nicht mehr, ich kann manches auch nicht mehr. Ich mag nicht mehr in einer Runde von Selbstdarstellern sitzen und mich einsam fühlen. Dagegen kann alleine sein sich wie ein safe space anfühlen. Ich habe nicht vergessen, wer ich war. Aber ich muss jetzt auch nicht mehr herausfinden, wer ich werden will. Definitiv bin ich jetzt die Person, die ich früher gerne an meiner Seite gehabt hätte.

Für mich ist es an der Zeit, mich daran zu gewöhnen, dass sich Freundschaften im späteren Leben ändern. Und selber aktiver dazu beitragen, dass Freundschaften bestehen bleiben. Denn ich bin mir sicher, die Freundschaften, die wir im Alter haben, die sind wichtiger denn je. Und deswegen ist es mir umso wichtiger, dass Freundschaft im Alter nicht beliebig ist.

Denn es heißt ja schließlich Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft.

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Von Britta Langhoff

Bloggerin, Autorin, Ehefrau, Mutter, Hundemama und Bootsfrau. 60 Jahre alt und stolz darauf. Ich schreibe für Menschen, die mutig und entspannt älter werden. Es ist nie zu spät, das Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Jetzt haben wir die Freiheit für neue Abenteuer und ganz viel Lebensfreude. Wenn nicht jetzt - dann vielleicht nie

34 Kommentare

  1. Spannendes und für mich aktuelles Thema. Von der letzten Jugendfreundin habe ich mich in diesem Frühjahr getrennt – der letzten, die Elternhaus und Mutter noch kannte. Wenn Freunde zu Bekannten werden, vergeht mir die Freude daran. Damit kann ich nicht gut umgehen. Die sublimiere ich dann lieber unter Umgehung des Bekannten-Aggregatszustands der Beziehung direkt in die Beliebigkeit und jährlicher Geburtstags-Messengernachrichten. Gelernt habe ich in den letzten Monaten, dass Hundefreundinnen nicht nur an den Mensch gebunden sind, sondern auch an den Hund. Mit dem Tod des Zausels habe ich leider nicht nur ihn verloren. Dafür kamen mit Mona neue Menschen in meinem Leben, die mir gerade immer wichtiger werden.

    Liebe Grüße
    Ines

    1. Puuh – das ist aber auch eine harte Nummer mit den Hundefreundinnen. Hätte ich jetzt so nicht auf dem Schirm gehabt. Sehr unschöne Erfahrung, wie ich finde. Bestätigt aber leider meinen Eindruck, dass viele Menschen ihre Beziehungen und Freundschaften nicht mehr so wertschätzen. Warum auch immer.
      Schön, dass sich das Blatt mit Mona in eine neue Richtung wendet. Hoffentlich eine, die mehr Bestand hat.
      Und was die Freundschaften, die in Bekanntschaften, gebe ich Dir an und für sich Recht. Nur kann ich das für mich mit manchen Menschen noch nicht so recht entscheiden.
      Wünsche Dir einen guten Start in die Woche
      Britta

  2. Wie schnell sich Freundschaften auflösen können, lernt man ja schon, wenn man mit der Schule fertig ist und ggf. in eine andere Stadt zieht. Da kristallisieren sich die echten Freundschaften schnell heraus. Neue Freundschaften kommen unerwartet – ohne Zwang funktioniert es wohl besser. Aber ohne eigenen Einsatz kann wohl auch die beste Freundschaft einschlafen. Wenn aber mal einer das Beamen ermöglichen – ich wäre die Erste, die dabei wäre 😊.
    Liebe Grüße!

    1. Ja, das stimmt. Mit der Schule endet vieles. Unser Jüngster ist der einzige Mensch, den ich kenne, der auch zehn Jahre nach dem Schulabschluss noch viel Kontakt mit seinen alten Freunden hat. Die halten das sehr eifrig aufrecht. Jeder ist in einer anderen Ecke des Landes und sie besuchen sich reihum gegenseitig regelmäßig. Das finde ich sehr schön.
      Und ja – Beamen wäre toll. Wer weiß? Vor etlichen Jahren hielten wir auch Videotelefonie noch für unmöglich….
      Starte gut in die Woche – auch ungebeamt.

  3. Es ist tatsächlich so, dass sich Freundschaften je nach Lebenslage verändern. Wenn ich darüber nachdenke, gibt es nur eine „richtige“ Freundschaft die über Jahrzehnte hinweg stabil geblieben ist. Dafür bin ich sehr dankbar und glücklich.
    Ganz wunderbar ist aber auch, dass wir uns in der Insta-Bubble gefunden haben. Sogar bis nach „Gran Canaria“ haben wir es auch schon geschafft 😃 Mögen noch etliche Treffen folgen meine Liebe. 😘

    1. Ja, das ist wirklich so. Vielleicht bin oder war ich auch eine zu hoffnungsvolle Romantikerin, als ich dachte, dass Freundschaften auch über Lebensphasen hinweg halten. Für einige wenige gilt das ja. Aber doch erstaunlich viele waren über die Jahren sowas wie Lebensabschnitt-Gefährten.
      Ich bin auch sehr froh über unsere neu entstandene Freundschaft – da werden noch viele Treffen folgen, ich bin mir sicher. Und schön ist es ja auch, täglich Kontakt halten zu können mit den Möglichkeiten, die wir heute haben.

      1. Moin du Liebe 🫶
        Wie einige schon geschrieben haben. Auch ich habe aussortiert (müssen). Das Leben ist zu kurz um sich mit Leuten auseinander zu setzen, die es nicht wollen und
        der Ärger vorprogrammiert ist. 🙈
        Auch ich habe in den Sozialen Medien Freunde dazu gewonnen. Wo ich verdammt stolz drauf bin. Ihr zählt sowas von dazu. 🥰 Weißt du auch. Einfach nur schön wenn solche Kontakte auch zu persönlichen Treffen führen. Das Foto zeigt es ja (danke 🫶). Ja das pflegen wir weiter so.👍💪
        Ich sage mir immer wieder, der gemeinsame Weg teilt sich auch mal. Da erkennt man dann, wer zu einem, freundschaftlich, passt. Oder man den Weg des anderen mit geht. Einfach weil die Freundschaft es wert ist. Sprich die Akzeptanz, von der hier bereits berichtet wurde gegeben ist. Hoffe du/ alle anderen verstehst was ich sagen möchte.
        LG Gina

        1. Moin meine Liebe ,
          wir haben uns zwar in diesem Internet kennengelernt, aber letzten Endes in real ja auch über eine dieser Freundschaften – bei Dir ja sogar noch mehr – die für uns unerklärlich zu Ende gegangen sind.
          Ja, dieses aussieben ist nicht schön. Aber manchmal muss es sein. Hinterlässt aber auf eine Art auch Narben. Was man auch daran merkt, wie oft wir beide schon darüber gesprochen haben.
          Noch eine Überlegung: Man müsste Wege ja nicht unbedingt mitgehen. Man könnte sie auch begleiten und darüber dann befreundet bleiben. Das ist aber nur den wenigsten gegeben.
          Schade.

          1. Jo, manche Dinge kann man nicht begreifen. Ist aber so.🤷🏻‍♀️ Narben bleiben, definitiv.
            Begleiten finde ich auch treffender beschrieben. 👍
            Bei mir sind freundschaftliche Versöhnungen tatsachlich schnell wieder kaputt gegangen. Keine wirklich ehrlich gemeinte Freundschaft. 🤷🏻‍♀️

  4. Aus ganz früher Kindheit hab ich keine Freunde mehr aber meine älteste Freundin hab ich seit ich 14 bin! Die zweitälteste seit Anfang 20! Du weißt ja dass ich in den letzten Jahren „ausgesiebt“ habe und ich glaube dass die die jetzt noch da sind auch immer da sein werden (zumindest der Altbestand)! Die Zeit ist einfach zu kostbar um sie mit den falschen Leuten zu verbringen…!
    Ich hab zwar das Gefühl je älter man wird desto weniger neue Freunde kommen hinzu aber es passiert doch noch! Aber je älter man wird desto wählerischer wird man (das ist zumindest mein Eindruck)!

    1. Ja, man wird wählerischer. Sowohl bei alten als bei neuen Freunden, das sehe ich auch. Der Prozeß des aussiebens ist uns ja zum Teil auch aus der Hand genommen worden. Bzw. hatte man in mancher Hinsicht keine andere Wahl mehr, als auszusieben. Ich muss auch daran denken, was Du neulich sagtest. Dass wir in dieser großen Runde damals sehr viel Spaß hatten, aber dass es eben nur das war: Spaß. Und manche sich derart auseinander entwickelt haben, dass man sich nicht mal mehr das in dieser Runde vorstellen könnte. Aber: Dieses Damals ist so lange her, dass wir durchaus schon als Altbestand durchgehen.

    2. Und die die am meisten von uns profitiert haben (seelischer Mülleimer, Hilfe bei Renovierung usw) waren die jenigen die sich selbst am wenigsten eingebracht haben wenn mal was war, da ging es wirklich nur um Spaß oder Vorteile…!
      Definitiv sind wir Altbestand!

  5. Liebe Britta, dies ist mein dritter Anlauf, deine Frage zu beantworten. Gibt so Tage, da fließen die Wörter nicht so gut aus mir heraus.
    Freundschaft ist für mich eins der wenigen Themen, bei denen ich recht entspannt bin.

    „Leben und Lassen“ umschreibt es gut. Ich habe für mich akzeptiert, dass Beziehungen, Menschen, Umstände sich ändern und man manchmal dabei gewinnt und hin und wieder auch nicht.
    Auch ist nicht jeder Freund für alles gut. Ich finde es schön, Menschen zu kennen, die vollkommen unterschiedliche Interessen, Berufe, Hobbies haben und wir vielleicht auch nur an einer dieser Stellen deutliche Überschneidungen haben.
    Darüberhinaus bin ich eine treue Seele, die sich zwar über gewisse Eigenarten eines anderen trefflich ärgern kann, die aber nur im äußersten Notfall einen Kontakt kappt. Wann so ein Notfall eintritt, habe ich mittlerweile gelernt.
    In all den Jahren musste ich das dreimal machen, nicht sehr oft finde ich.

    Kurzum: Klar ändert sich alles, wir nicht zuletzt auch, das hast du alles schon ganz richtig und gut beschrieben, aber mit meiner Akzeptanzhaltung fahre ich gut.
    Vielleicht liegt es daran, dass ich ohnehin auch sehr gut mit mir alleine sein kann ?
    Ein brachliegendes Sozialleben habe ich dennoch nicht und diese tiefer gehenden Gespräche, die auch ich als unerlässlich für eine Freundschaft empfinde, ergeben sich meist dann, wenn man sie nicht erwartet.

    So, ich hoffe, ich habe meine Gedanken nun einigermaßen sortiert aufgeschrieben – und für dich hoffe ich, dass ich mir den leicht resignativen Unterton deines Textes nur eingebildet habe(?).

    Wie immer sendet vonner Weser die liebsten Grüße
    Marie

    1. Tja Marie – ich antworte mal mit einem alten BAP Zitat: Ich bin nicht resigniert. Nur reichlich desillusioniert. Aber ich muss mich gerade an so manchen Stellen aktiv darum bemühen, nicht zu resignieren. Was auch Kraft kostet. Die ich eigentlich für anderes nutzen wollte.
      Ich mag aber Deinen Ansatz wirklich sehr. Ich bemühe mich auch um Akzeptanzhaltung, sehe aber gleichzeitig nicht, dass dazu auch gehört, dass ich es akzeptieren soll, wenn andere eben mich nicht so akzeptieren…. Du verstehst hoffentlich, wie ich es meine. Aber ich denke, ich werde mir von Deinem Ansatz eine Scheibe abschneiden, weil ich manche Kontakte eben auch nicht kappen möchte und versuche, mich in mehr Gelassenheit zu üben.
      Zumal ja – alleine sein kann ich auch sehr gut. Aber ich mag eben dieses alleine sein auch nicht dafür hergeben, einseitig nur für andere da zu sein. Ach – Du hast Recht. Es hört sich alles resignativ an. Ich schicke Grüße vonne Emscher anne Weser.
      Britta

  6. Ja das Leben filtert die Freundschaften aus. Man verliert einige durch Umzug und gewinnt auch neue. Das Aufrechterhalten ist für einige dann doch nicht so, weil Weg zu weit ist, für mich kein Argument. Da kristallisieren sich dann die echten Freunde heraus. So habe ich es erlebt, wie ich vor 10 Jahren weg gezogen bin.
    Nun treffe ich nach 50 Jahren meine Schulfreundin wieder, solange haben wir uns nicht mehr gesehen und ich bin gespannt, ob man da wieder anknüpfen kann.
    Du hast es schon sehr gut beschrieben, wie Freundschaften gelebt werden. Nicht immer einfach für beide Seiten.

    1. Ich finde es auch schade. Haben wir auch so erlebt. Und bei uns ist die Entfernung gar nicht mal so arg. Zummal jetzt alle mehr Zeit haben, aber da ist bei manchen die Bequemlichkeit vor. Wie gesagt, mein Eindruck, dass vielen Freundschaften gar nicht mehr so wichtig sind, verdichtet sich.
      Ich hoffe, es ist für Euch ein schönes Treffen nach 50 Jahren. Selbst wenn sich die einstige Freundschaft nicht wiederbelebt, ist es bestimmt schön, Erinnerungen auszutauschen.

  7. Liebe Britta,
    das ist ein toller Text. Und ja, manche Menschen begleiten uns länger, manche kürzer. Ich habe eine Freundin, seit 31 Jahren und ich meine Freundin. Andere sind schneller gegangen… aus verschiedenen Gründen. Und ja, je älter wir werden, desto mehr wissen wir was wir wollen und sicherlich ist es nicht, uns zu verbiegen.
    Liebe Grüße!

    1. Liebe Jenny,
      31 Jahre ist eine lange Zeit. Das ist sicher eine Freundschaft, die gewachsen ist und die es bewiesen hat, dass sie hält. Das freut mich sehr für Dich.
      Und Du hast Recht – je älter wir werden, desto mehr erkennen wir, dass sich verbiegen immer die schlechteste Lösung ist. Auch in Freundschaften.

  8. Liebe Britta,
    in jungen und auch früh-erwachsenen Jahren hatte ich sehr viele Freund:innen, manche begleiten mich noch heute, sehr viele nicht mehr.
    Alle Gründe, die du beschrieben hast, führten dazu, meistens tatsächlich die Tatsache, dass ich wegzog und nach anfänglichem Kontakthalten irgendwann die Motivation aufgrund starker Einseitigkeit verlor.
    Später neue Freunde zu finden wurde zunehmend schwieriger, weil auch mein persönliches Interessengebiet sich änderte. War immer Individualsportlerin, da kam selbst ein Sportverein als Kontaktquelle nicht in Frage.
    Habe mich inzwischen daran gewöhnt, keine Handvoll enge Freundschaften mehr zu pflegen, dafür ist der Kontakt innerhalb meiner Familie sehr eng und ja, der reicht mir auch 🙂
    Und doch schwebt da immer noch im hintersten Eckchen meiner Sehnsuchtskiste der Wunsch, noch einmal eine „beste Freundin“ zu finden.
    Vielleicht erwartet sie mich ja mit 60+, ab 2026 könnte es soweit sein 🙂

    Liebe Grüße
    Gabi

    1. Liebe Gabi,
      Einseitigkeit ist wirklich oft das Ende von Freundschaften. Ich fürchte allerdings, dass manche Menschen entweder zu stark eingespannt oder zu selbstbezogen sind, um sich groß Gedanken darüber zu machen. Und sich später dann wundern, warum diejenige, die sich doch sonst so oft gemeldet hat, nun ruhig ist.
      Der Kontakt innerhalb meiner Familie ist mir auch das Allerwichtigste, aber Freunde kommt direkt danach. Und ich verstehe das gut, mit dem hintersten Eckchen Deiner Sehnsuchtskiste…. ich schließe mich da an.
      Wer weiß ? Andere Wünsche, die gar nicht aktiv angegangen wurden, haben sich schließlich auch erfüllt. Ganz aktuell auch bei Dir. Was mich sehr sehr freut.
      Blogfreundschaftliche Grüße
      Britta

  9. Liebe Britta,
    das ist ein spannendes Thema, in dem ich, dir ähnlich, in den letzten Jahren durch eine harte Schule gegangen bin. Noch dazu eine, die manchmal mehr als schmerzhaft war.
    Ich teile sehr viele deiner Ansichten: Freundschaften, die beliebig werden oder sich nur einer immer meldet (oder der andere so, dass die Reaktion bei dir bleibt), Neid, veränderte Lebensumstände, räumliche Umstände, Veränderungen tragen auch dazu bei, dass sich Beziehungen verändern.
    Du hast es alles aufgezählt.
    Bei mir ist in den letzten Jahren einiges auseinandergegangen, nicht immer schön. Ich definiere den Begriff Freundschaft völlig neu und vergebe ihn mittlerweile wie Adelstitel.
    Ich kann auch mit Menschen gut sein und eine schöne Zeit haben, die ich nicht meine Freunde nenne.
    Das Leben ist vielfältiger geworden, wir leben nicht mehr in nur einer Blase. Vielleicht und auch an mangelnder Flexibilität (auch emotional) ergeben oder erledigen sich deshalb Dinge.
    Dazu muss ich sagen, dass ich selbst auch selektiver geworden bin. Dadurch haben sich schöne neue Bekanntschaften und auch Freundschaften entwickelt.
    Und eine geklebte Vase lässt oft Wasser, darum bin ich skeptisch, was das Reanimieren von Freundschaften betrifft.
    Und wie du liebe ich diese Menschen in meinem Leben, die du ewig nicht gesehen hast und es sich anfühlt, als wäre es gestern gewesen..
    Ich wünsche dir, dass du immer die Menschen um dich herum hast, die dein Leben bereichern und voller machen.
    Liebe Grüße
    Nicole

    1. Liebe Nicole,
      Du hattest mir ja bereits in Kommentaren gesagt, dass Du ähnlich empfindest wie ich. Und ich sehe hier, dass wir da durchaus ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Ich empfinde so manche Änderungen im Freundeskreis auch als schmerzhaft und gebe auch zu, dass einiges durchaus Narben hinterlässt.
      Ich kann sowas von nachvollziehen, was Du mit Adelstitel meinst. Es ist eine gute Idee, dass so zu behandeln und betrachten. Kostbar und selten. Was Bekanntschaften angeht: Vielleicht bin ich da gerade empfindlich, weil ich merke, dass manche Freundschaften sich zurückentwickeln in Richtung Bekanntschaft und bin generell in Richtung Bekanntschaft zurückhaltender geworden. Andererseits haben wir gerade im Umfeld Hafen Menschen, die gute Bekannte geworden sind und mit denen wir auch schöne Zeiten verbringen, ohne eine tiefe Freundschaft zu haben. Wenn ich darüber nachdenke, fände ich es auch schön, so etwas zuhause zu haben.
      ich wünsche Dir auch, dass Du immer von guten Menschen und guten Gedanken umgeben bist.
      Liebe Grüße ins Wochenende
      Britta

  10. Richtig enge Freundschaften habe ich nur wenige. Die liegen mir sehr am Herzen. Ich kann aber auch gut damit um, Bekanntschaften zu haben, mit denen man sich ab und zu einmal trifft. Eine echte Freundschaft entwickelt sich. Aber du hast recht. Im Alter wird es schwieriger, neue Freunde zu finden.

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Ich mag diese Bekanntschaften, mit denen man sich nur ab und zu trifft, nicht mehr so gerne, wie früher. Ich weiß auch nicht so genau, woran es liegt. Meistens bin ich da nur Zuhörerin und finde selbst so gar nicht statt. Das fällt mir schwerer, je älter ich werde. Im hafen haben wir manche Leute, die wohl unter Bekanntschaft fallen. Da mag ich das lieber. Wahrscheinlich, weil man von vornherein ein gemeinsames Thema und Umfeld hat. Da sitzen wir auch schon mal mit Bekannten zusammen oder unternehmen was, das finde ich dann auch schön.

  11. Liebe Britta,
    dieser Artikel berührt mich sehr und ich habe mich an so mancher Stelle wiedergefunden.
    Mein Freundeskreis ist ziemlich stark geschrumpft, je älter ich geworden bin. Und ja, du hast völlig recht, der Schrumpfungsprozess kam in Gang, seit meine Kinder groß sind, also KITA- oder Schul-Kontakte mit anderen Eltern entfallen. Besonders aber, seit ich in meine Selbstständigkeit gestartet bin und überwiegend von Zuhause aus arbeite. Ich kann sagen, dass mich die neuen Aufgaben verändert haben, ich musste mich weiterentwickeln, es ging gar nicht anders. Damit haben sich natürlich auch meine Werte und Sichtweisen geändert, ohne das wertend zu meinen. Was meine damaligen Freundschaften angeht, haben wir uns einfach in verschiedene Richtungen entwickelt. Und das ist völlig in Ordnung.
    Genauso wurden auch aus lange bestehenden Freundschaften letztendlich Bekanntschaften.
    Doch ich liebe meinen kleinen, feinen Freundeskreis.

    Tatsächlich habe auch ich über das Internet und die Insta-bubble wieder neue Menschen kennengelernt, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. Eine davon, die ich als richtig gute Freundin bezeichnen würde, habe ich bis heute noch nicht live kennengelernt. Doch ich liebe den Austausch via Text, Telefon und Sprachnachrichten sehr. Eine andere Freundin, traf ich bei einem Event, das auf Instagram angeteasert wurde. Wir sind uns inzwischen auch mehrfach im echten Leben begegnet und ich schätze die Offenheit und Ehrlichkeit unserer Verbindung wirklich sehr. Eine tiefe Freundschaft ist entstanden, obwohl wir uns sehr selten sehen, da wir geografisch doch eine ganz schöne Distanz zwischen uns haben.

    Und da komme ich an den Punkt über die Art und Weise, wie Freundschaften gepflegt werden, den du angesprochen hast. Wenn ich mal etwas rauszoome, fällt natürlich auch die gesellschaftliche Entwicklung ins Blickfeld. Von oben betrachtet wirken Menschen auf mich, als würden sie ihr Leben im Zeitraffer führen. Alles muss immer schneller gehen. Nicht, weil sie es so wollen, sondern weil sie über die Zeit darauf trainiert wurden. Wir alle sind da mehr oder weniger reingewachsen. Wo ich hinsehe, niemand hat mehr Zeit (und auch ich war leider lange Zeit eine von ihnen).
    Ich war schon immer ein Mensch (auch in Kindertagen schon), der wirklich viel Zeit und Herz in zwischenmenschliche Beziehungen investiert. Wenn ich mich auf eine Freundschaft einlasse, dann bin ich da auch zu einhundert Prozent drin. Das beruhte nicht immer auf Gegenseitigkeit. Dadurch habe ich bereits als Kind ziemlich enttäuschende Erfahrungen gemacht.
    Aber um beim eigentlichen Punkt zu bleiben – ich denke, viele würden gern mehr ihre Freundschaften pflegen, haben (nehmen sich zum teil unbewusst) aber einfach keine Zeit dafür. Na ja und so sehr ich an vielen Stellen das Internet und die sozialen Medien feiere, sorgen sie auf der anderen Seite meiner Meinung nach auch für immer mehr Oberflächlichkeit. Sich mit den Gefühlen und dem Wesen des anderen zu beschäftigen, ist oft nicht notwendig. Da sind so viele tolle Menschen im Netz unterwegs, man braucht nur zum nächsten weiterziehen. Verbindung war noch nie so einfach. Fluch und Segen zugleich.
    Was mich direkt zum nächsten Punkt bringt. Unsere ganze Entwicklung sorgt dafür, dass sich unsere Werte immer mehr verschieben, denke ich. Gerade heute ist da immer mehr Achtsamkeit gefragt, um sich nicht in die leichte, verführerische Oberflächlichkeit einsaugen zu lassen, sondern bei sich und tiefen Empfindungen zu bleiben.

    Genau wie du denke ich, dass natürlich auch das Älterwerden eine Rolle spielt. Wir haben reichlich Lebenserfahrungen angesammelt. Dadurch haben wir einen ganz anderen Blick auf die Welt und auf Menschen. Unsere Ansprüche und Bedürfnisse verändern sich. Ich kenne auch beide Seiten – Menschen, die gerade jetzt keinen gesteigerten Wert mehr auf Freundschaften legen, aber auch das Gegenteil und hier bitte mit richtig Tiefgang.

    Das ist ein wichtiges Thema, was du dir diesmal vorgenommen hast. Es hat mich auch nochmal sehr zum Nachdenken angeregt. Danke dafür!

    Alles Liebe,
    Britta.

    1. Liebe Britta,
      hab vielen Dank für Deine ausführliche Antwort mit ebenfalls vielen nachdenkenswerten Gedanken. Es gibt sicher viele Gründe dafür, dass Freundschaften sich ändern oder sich ausschleichen. Das mindert aber nicht das Bedauern, ich bin noch etwas von Akzeptanz entfernt.
      Wichtig finde ich auch Deine Gedanken, dass die Hektik und Oberflächlichkeit unserer Zeit sein Übriges dazu beiträgt. Das wird so sein und so sehr auch ich die guten Seiten mag, so sehr stimmt es doch, dass es auch dazu beiträgt, oberflächlicher zu werden und zu agieren.
      Da lobe ich mir unsere Blogs. Ich finde, das sind schon fast Schutzräume, um Themen weiter und näher auf den Grund zu gehen.
      Wünsche Dir erstmal blogfreundschaftlich ein schönes Wochenende und ich glaube, dass das Thema Freundschaften in unseren Blogs noch öfter aufploppen wird.
      Britta

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