Mein Romanprojekt stockt – der Zwischenstand

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In diesem Artikel geht es darum, dass ein Romanprojekt stockt und wie man damit umgeht

Es gibt Blogartikel, die fließen nur so aus den Tasten – und es gibt die anderen. Dieser Artikel ist einer der anderen. Den Tasten mühsam und stockend abgerungen. Was passt. Ihr habt es sicher bemerkt: Nicht nur unsere Bootssaison lief anders als geplant, auch mein Romanprojekt stockt.

Schreibprojekt stagniert – was ist passiert?

In diesem Artikel erzähle ich, warum mein Romanprojekt momentan pausiert, welche Herausforderungen den kreativen Prozess beeinflussen können und welche Gedanken mich zwischen „Aufgeben oder Dranbleiben?“ beschäftigen.

Wie ist der Stand der Dinge bei meinem Romanprojekt?

Die bittere Wahrheit ist: Mein Roman steht auf Pause. Nicht vergessen, (noch) nicht gelöscht, aber keine Ahnung, ob wie oder wann es weitergeht. Wie unser Boot im Hafen, wenn draußen ein Sturm tobt. Schön geht anders. Aber vielleicht tut es mir gut, aufzuschreiben, warum mein Romanprojekt stockt.

Im letzten Jahr habe ich Euch in ersten vorsichtigen Schritten mitgenommen. Ich habe erzählt, wie sich eine vage Idee zu meinem Schreibprojekt verselbstständigte: ein Heimatroman über eine Familie, die das Stadtleben gegen Landleben tauscht und einen Neuanfang wagt. Ein Buch schreiben war für mich eine Herausforderung, die ich mir selbst gesucht und die ich geliebt habe.

Das Manuskript ist komplett fertig geschrieben, eine erste Leseprobe veröffentlicht. Für dieses Jahr war Überarbeitung, Testleser, Korrektur, Vorab-Marketing und schlussendlich Self-Publishing geplant. Alles sah gut aus. Ich überarbeitete, der Gatte las Korrektur, ich lernte alles über »Guillemets1« und korrigierte vor mich hin. Erste Rückmeldungen auf meine Leseprobe waren ermutigend:

  • Macht Lust auf mehr

    Bitte unbedingt dranbleiben.
    Genau mein Thema, finde ich toll
    aus den Kommentaren
    zur Leseprobe

Der Plan war gut – dann kam das Leben dazwischen

Ermutigt steckten wir die weitere Route ab und hatten eine grobe Törnplanung für den Weg mit dem Ziel Self-Publishing. Zeit für eine kurze Atempause an der Nordsee – danach wollte ich meine anvisierten Testleser bezirzen. Der Gatte wollte mit der Technik loslegen, ich mit der Überarbeitung von Teil 2 und 3. Eigentlich dachte ich, ich wäre schon ziemlich weit mit meinem Romanprojekt.

Ich hätte es wissen müssen – der Fehler liegt eben oft im eigentlich: Das echte Leben kam um die Ecke und verkündete: „Nett, dass du so viele Pläne für das Jahr hast. Und damit zurück zu mir“

Das ist der Punkt, den ich leider ehrlich zugeben muss: Ich weiß gerade nicht sicher, ob ich die Leinen für mein Romanprojekt „Das Haus am Deich“ je wieder löse, ob das Buchprojekt nur pausiert oder ob es auf dem Schrottplatz der vielen nie veröffentlichten Bücher landet.

Warum stockt mein Romanprojekt?

Viele fragen sich: Warum komme ich mit meinem Buch ( oder einem anderen kreativen Projekt ) nicht weiter? Die kurze Antwort meistens: Weil das Leben passiert. So auch bei mir.

Es gibt Stürme, die andernorts eine Flaute bescheren.

Es passieren Dinge, die sich nicht für den richtigen Zeitpunkt interessieren. Familienangelegenheiten, für die man in der Verantwortung steht. Entscheidungen, die Kraft kosten. Emotionale Themen, die Zeit brauchen. Trauer, die Raum braucht. Lebenskrisen und Kreativität vertragen sich nicht.

Um literarisch weiter arbeiten zu können, brauche ich emotionale Klarheit. Um den Weg zum Self Publishing weiterzugehen, brauche ich garantierte Zeit und Muße, die ich derzeit nicht habe. Mir an diesem Punkt zu sagen: „Ich mache nichts kaputt, wenn ich pausiere“ ist realistische Selbstfürsorge. Wenn ich irgend kann, will ich nie wieder im meinem Leben an einen Punkt der kompletten Überforderung kommen.

( Mehr werde ich zu den Gründen nicht sagen. Meine Kryptik wurde in Kommentaren schon kritisiert, damit kann ich leben. Ich würde sonst in die Privatsphäre anderer Menschen eingreifen, das wird hier nie passieren )

Wie geht man damit um, wenn man mit seinem Buch nicht weiter kommt?

Ich versuche, mir keine Vorwürfe zu machen und mich nicht zu ärgern. Ich gebe zu: das gelingt mir nur so mittel. Aber ich weigere mich, Deadlines zu produzieren (es reicht, wenn das ein Protagonist aus meinem Roman macht) und bleibe dabei: Es ist mein Herzensprojekt, es soll mich erfüllen und glücklich machen, nicht mich stressen.

Was hilft, ist mir zu sagen: Mein Romanprojekt stockt nicht, weil ich versagt habe. Es pausiert, weil es jetzt nicht gut werden kann.

Habe ich eine Schreibblockade?

Nicht im eigentlichen Sinne. Ich schreibe nach wie vor viel. Manches auch bewusst nur für mich. Es muss raus und verarbeitet werden, für mich wird dann manches klarer. Was öffentlich gut geht, ist bloggen. Diesen Schreibprozess kriege ich auch hin, wenn ich zwischendurch unterbrechen muss. Es lenkt mich ab, bloggen und der Austausch mit Euch erfüllt mich.

Aber an mein Romanprojekt setze ich mich nur, wenn ich mich darauf gedanklich voll und ganz einlassen kann. Was derzeit nicht geht. Es gibt zu vieles in unserem Leben, was noch nicht zu Ende gedacht und passiert ist. Dazu kommt: Der dritte, noch nicht überarbeitete Teil meiner Geschichte spielt in der Corona-Zeit, ebenso wie der noch nicht geschriebene finale Part.

Auch in dieser Zeit habe ich Dinge erlebt, von denen ich dachte, dass ich sie nie erleben müsste. Dinge, die ich nicht verzeihen werde. Dinge, die mich seit dieser Zeit prägen. Mich hinzusetzen und diese Dinge aufzuschreiben, tut weh. Sie gedanklich neu durchleben geht gerade nicht. Auch weil ich mich weigere, mein Leben nur aus Bedauern und Trauer bestehen zu lassen. Dafür bin ich definitiv zu alt.

Auf dem Weg zum Self-Publishing – meine größten Hemmschuhe

Ich habe ein Buch geschrieben – wie geht es weiter?

An dem Punkt sind sicher einige, die Hemmschuhe sind unterschiedlicher Machart und Größe. Mein größter Hemmschuh ist die Technik. Ich hab schon auf die Marketingschiene nur so mittelmäßig Lust. Wenn ich dafür in der Stimmung bin, kriege ich es ganz gut hin. So habe ich auch für mich einen guten Weg gefunden, im Blog mit den Herausforderungen der KI umzugehen.

Aber die Technik plus bürokratisches Drumherum für eine Buchveröffentlichung ist eine ganz andere Nummer für mich. Da fühle ich mich wie eine Landratte auf hoher See. Mir fehlt ein Ansprechpartner, eine Echokammer und Hilfe. Der Captain hatte mit dem Buch-Führerschein begonnen und sich in die Self Publishing Vorbereitung eingelesen. Derzeit dreht er aber meistens an einem anderen Steuerrad.

Alternative wäre: einen Skipper finden, der Betonnung und Fahrrinne des Self-Publishing kennt. Ich weiß noch nicht, ob ich das möchte. Ich bin kritisch, ich lasse niemanden schnell an mein Herzensprojekt. Und bisher gab es niemanden, bei dem ich dachte: „Ja, Dein Angebot ist genau das, was ich suche“

Ist es schlimm, ein Buchprojekt auf unbestimmte Zeit zu pausieren?

Für mich ja. Neben vielem anderen aus diesem Jahr betrauere ich genau das. Es fühlt sich komisch an, weil ich mich tief hineingeschrieben habe in die Geschichte von der Familie im Haus am Deich. Dass es mit meinem Herzensprojekt nicht weitergegangen ist, fühlt sich scheiße an. Ein Buch veröffentlichen, war und ist mein Traum. Ich weiß, dass ich ihn verwirklichen könnte.

Aber ich beginne, mich mit dem Gedanken an eine Pause anzufreunden. Mutig älter werden muss für mich gerade heißen: Ohne Selbstvorwurf zugeben, dass es gerade nicht geht. Nicht, weil ich es nicht kann, sondern weil mein Leben es gerade nicht hergibt. Raus aus der Komfortzone heißt für mich gerade: Dieses Schiff bleibt auf unbestimmte Zeit im Hafen.

Sollte man kreative Projekte wie einen Roman öffentlich pausieren?

Ich finde: Ja. Viele zeigen ihre Hochglanz-Ergebnisse, wenige den steinigen Weg dorthin. Ich war geneigt, die Schublade Romanprojekt Haus am Deich schon alleine deswegen zu schließen, weil ich mir blöd vorkam. Vollmundige Ankündigungen und dann nix. Das bin ich nicht, das will ich auch nicht sein. Derzeit bleibt mir aber nur, ehrlich zu sagen: Ja, das Schreibprojekt stockt.

Ich habe mir mit dem Blog auf die Fahne geschrieben, Euch zu ermutigen, Träume anzugehen und zu leben. Ich bin aber nicht die Chichi Lifestyle Influencerin, bei der alles schick und schön ist. Wenn mein Beispiel gerade schon nicht ermutigt, so kann ich Euch vielleicht inspirieren, ehrlich zu sein und auch ein – vorübergehendes – Scheitern anzunehmen. Das Leben wird immer wieder so sein, dass man mit Belastungen umgehen muss. Manchmal muss man seine Grenzen neu definieren.

Zur Wahrheit gehört eben auch, dass manches nicht so läuft, wie man es sich vorstellt. Manches Ziel erreicht man erst über einen Umweg. Inclusive erzwungenem Aufenthalt an einem Rastplatz.

Vielleicht liest hier gerade jemand, der selbst mit seinem Herzensprojekt kämpft und aus welchem Grund auch immer nicht weiterkommt. Vielleicht hilft mein Text, Druck rauszunehmen. Kreatives Arbeiten ist nicht nur Sonnenschein, es ist auch mal Nieselwetter, manchmal Sturm, manchmal Flaute.

Wie geht es jetzt mit meinem Roman weiter?

Ganz ehrlich: Ich weiß es einfach nicht. Ich habe damit aus reiner Lust und Spaß am Tun angefangen. Ich wollte die Erfahrung machen, literarisch zu schreiben. Es fühlte sich gut an, es machte mich glücklich. Ich mag auch das Ergebnis, ich finde es besser, als am Anfang gedacht.

Noch vor einem Jahr war meine Attitude: „Mit 60 noch ein Buch veröffentlichen? Ja – finde ich auch mutig. Aber soll’n se doch reden! Es ist mein Traum. Punkt. Auch wenn ich nicht viel zu gewinnen habe, ich habe auch nichts zu verlieren. Ich habe mein Leben so eingerichtet, dass ich mit mir, meiner Zeit und meinem Geld machen kann, was ich will

Noch stehe ich zu dieser Attitude, noch bin ich nicht bereit, mein Romanprojekt aufzugeben. Noch ist es eine Schreibpause, in der ich auch weiter Ideen sammele. Ob es dabei bleibt, ob es weitergeht – keine Ahnung. Die Antwort kennt wohl nicht mal der Wind. Darüber zu schreiben, fühlt sich an wie ein erster Schritt. Quasi nach langer Windstille die Segel überprüfen. Aber ich weiß eben nicht, wie es mit den Stürmen in unserem Leben weitergeht.

Arbeitsplatz beim Schreiben: Notizblock, PC und Kaffee – aber das Romanprojekt stockt.
So viele Bücher, die hinaus wollen. Oder war es das?

Leider: Je länger das Buch liegt, je länger einfach nichts passiert, desto stärker werden die Zweifel. Ich hatte eine gute Zeit mit dem Schreiben meines Romanprojekts. Sollte ich es nicht einfach dabei belassen und ein „mehr ist nicht drin, mehr sollte nicht sein“ akzeptieren?

Ist meine kreative Pause eine Frage der Motivation?

Nein. Es ist nicht so, dass ich beim Schreiben die Motivation verloren habe. Theoretisch bin ich hochmotiviert, praktisch brauche ich eine Phase, in der ich mich nur auf mein Projekt konzentrieren kann. Dazu fehlt mir aber Muße. Und ungestörte Zeit. Und oder Hilfe. Eine kreative Pause beim Schreibprojekt ist nicht schlimm, aber es ist bei mir eine erzwungene kreative Pause. Mein Buch hat es nicht verdient, dass ich es zwischendurch hopplahopp abhandele, ich habe das nicht verdient. Schon der Gedanke an eine nebenbei mal eben kurz Aktion macht mich nervös.

Kann ich damit leben, wenn mein Roman nicht veröffentlich wird?

Ich könnte für mich damit leben, wenn ich es nicht veröffentliche. Das würde ich unter „keine Erfahrung ist je umsonst“ ablegen. Mir geht es auch nicht um Ruhm, nicht darum, Geld zu verdienen. Andersrum möchte ich auch kein Geld verbrennen. Auch daher mein Zögern, professionelle Hilfe zu suchen.

Was mich allerdings ärgern würde, wenn ich die Schublade mit meinem Romanprojekt endgültig schließe, sind zwei Dinge. Zum einen möchte ich meine Romanheldin Anni mit Ka in die Welt entlassen und ihr eine Chance geben. Zum anderen möchte ich ab Teil 3 die Corona Zeit aus meiner Perspektive erzählen. Einfach, um sagen zu können: Wenn es sonst schon keiner tut, dann mache ich es. Dann ist es nachzulesen. Macht damit, was Ihr wollt. Und wenn es in 200 Jahren einer liest, der gerne einen Blick auf diese Seite der Historie haben will. Denn aufgearbeitet ist diese Zeit noch ganz und gar nicht.

Mein Fazit zur Flaute im Romanprojekt

Ich kann Euch Stand heute nicht sagen, in welche Richtung das Pendel ausschlägt und auf welcher Seite es stehen bleibt. Ich weiß es einfach nicht. Wir haben im Moment eine klassische Ruhe nach dem ersten Sturm Situation. Es wehen nur laue Lüftchen. Ob es Ruhe vor dem Sturm ist oder ob es ein stetiger Wind wird, mit dem man umgehen und auf den man sich einstellen kann – das ist nicht abzusehen.

Ich weiß nur, wenn ich die Leinen löse und mich auf die Reise begebe, dann muss ich fahren. Ein Boot hat keine Bremse – es muss in einen Hafen oder ankern. Es kann nicht mitten im Meer stehenbleiben und sagen, wird schon irgendwann weitergehen. Genauso ist es mit dem Buch. Wenn ich die nächsten Schritte mache, muss ich den Weg zu Ende gehen. Es gibt keinen Ankerpunkt, an dem ich nochmal pausieren kann.

Autorin schaut skeptisch in die Kamera – Zweifel, ob das Romanprojekt weitergeht.
Es ist mir schwer gefallen, diesen Artikel zu schreiben. Aber es hat mit gut getan. Ich danke Euch für’s Lesen.

Habt ihr auch Projekte, die warten mussten?

Hattet ihr auch schon Projekte, die pausieren mussten? Wie seid Ihr damit umgegangen? Oder habt Ihr gerade ein Projekt, welches stockt? Vielleicht tut es uns das Wissen gut, damit nicht alleine zu sein.

  1. im literarischen Buchdruck bevorzugten Anführungszeichen ↩︎

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Von Britta Langhoff

Bloggerin, Autorin, Ehefrau, Mutter, Hundemama und Bootsfrau. 60 Jahre alt und stolz darauf. Ich schreibe für Menschen, die mutig und entspannt älter werden. Es ist nie zu spät, das Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Jetzt haben wir die Freiheit für neue Abenteuer und ganz viel Lebensfreude. Wenn nicht jetzt - dann vielleicht nie

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