„Ich fühle mich fremd in der Welt“ – diese Aussage treffen immer mehr Menschen. Sich fremd in der Welt fühlen – das ist weniger eine Tatsachen-Feststellung, sondern ein Gefühl. Ein schwer zu beschreibendes noch dazu. In diesem Artikel versuche ich vorsichtig, dem Gefühl fremd in der Welt zu sein auf den Grund zu gehen.
Warum ist sich fremd in der Welt fühlen ein Thema?
Die Gretchen-Frage. Das weiß ich nicht, aber ich wüsste es gerne. Beginnen wir damit, warum ich es jetzt im Blog thematisiere.
Meine Traumerfüllungsreihe ging zu Ende mit einer abschließenden Betrachtung, wie es ist, wenn man seinen Traum erfüllt hat. Der Artikel Traum erfüllt – alles gut? ist nicht nur mein derzeit meistgelesener Artikel, er hat darüber hinaus für jede Menge Erfahrungsaustausch gesorgt. Sowohl im Blog als auch in sozialen Medien.
Ich schrieb zur Frage, ob es eine Kehrseite gibt, wenn man seinen Traum erfüllt hat:
Man zahlt für seine Träume. Nicht nur mit Geld. Ich bezahle auch mit dem Gefühl, ein wenig fremd zu sein in der Welt.
Dieses Bekenntnis griffen viele auf, bestätigten und bedauerten dieses Gefühl. Die Anregung, dem Gefühl auf den Grund zu gehen, kam des Öfteren. Auch mich beschäftigt die Frage Warum fühlen Menschen sich fremd in der Welt? noch mehr, seitdem ich Eure Stimmen dazu gehört habe.

Ich greife im weiteren Verlauf dieses Artikels Eure Kommentare dazu auf. Darüber hinaus habe ich auf X fka Twitter einige Umfragen zum Thema sich fremd in der Welt fühlen gemacht, die ich Euch vorstellen werde.
Vorweg: Den einen und einzigen Grund für das fremdeln mit der Welt um uns herum gibt es nicht. Die Gründe sind so unterschiedlich wie wir Menschen. Ich mache hier jetzt den Anfang und versuche, dieses Gefühl von meiner Warte aus zu beschreiben.
Warum fühle ich mich fremd in der Welt?
Ich schrieb bereits, dass ich in manchen Runden wie ein Fremdkörper sitze. Weil ich so viele „ich würde ja gerne, wenn nicht“ Stoßseufzer höre, so viele Gründe, warum etwas nicht geht und so wenig Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Manche Menschen würde ich gerne schütteln und fragen „hörst Du Dir eigentlich selbst zu?“ Mache ich natürlich nicht.
Aber ich merke, mein Hauptantrieb ist ein anderer als der vieler Menschen. Meine größte Triebfeder ist der Wunsch nach Freiheit und nach Selbstbestimmung.
Dazu kommt: Wenn ich eins in meinem Leben gelernt habe, dann ist das Selbstdisziplin. Mir blieb lange Jahre nichts anderes übrig, um mein und das Leben meiner Kinder zu bewältigen. Das habe ich später genutzt, meine Traumerfüllungsgeschichte zu schreiben.
Ich habe meinem Traum einiges andere untergeordnet. Tue ich bis heute. Damit bin ich nicht alleine. Aber ich bin definitiv nicht in der Mehrheit. Ich spüre um mich herum viel Resignation, wenig Glauben an die eigenen Fähigkeiten, wenig Risikobereitschaft. Ich spüre viel Angst und die Bereitschaft, Unfreiheit der Sicherheit unterzuordnen. Was ich damit verbunden deutlich spüre, ist Verunsicherung. Ja, wir haben unruhige Zeiten. Ohne Frage. Das muss uns aber nicht lähmen. Gelassenheit in unsicheren Zeiten ist schwierig, aber lernbar. Und führt meist dazu, dass man sich mehr (zu)traut.
Die Angst davor, anders zu sein – ich fühle mich fremd im eigenen Leben
Was viele Menschen ebenfalls hemmt, ist die Angst, nicht mehr dazu zu gehören. Anders zu sein, aufzufallen, alleine zu sein. Das habe ich überhaupt nicht. Ich war schon immer gerne mit mir alleine und langweile mich in meiner Gesellschaft absolut nie. Aber ich kann dieses Gefühl auch leben, weil ich weiß, dass ich nicht einsam bin und getragen von Liebe und Freundschaft meiner Lieblingsmenschen bin. Das gebe ich gerne zu. Dennoch ist der Wandel von Freundschaften in späteren Jahren etwas, was bei mir das Gefühl des fremd in der Welt seins verstärkt.
Was mir auch auffällt: Viele Menschen haben das Gefühl, etwas zu verpassen und jagen jedem Event hinterher. Vor allem, um mitreden zu können. Es gibt sogar ein Modewort dafür: FOMO – fear of missing out. Auch das ist mir ganz fremd. Ich freue mich zwar auch sehr über kulturelle Inspiration und Erlebnisse , aber eigentlich möchte ich lieber selbst kreativ sein statt zu konsumieren.
Fühle nur ich mich fremd in der Welt?
Jetzt wird es bemerkenswert. Ich lehne mich aus dem Fenster und beantworte diese Frage mit einem klaren Nein. In einer Welt, die oft überwältigend und chaotisch erscheint, fühlen sich viele Menschen wie Fremde im eigenen Leben. Ich kann das auch begründen. Es begann mit den Kommentaren hier im Blog, aber ich wollte es noch genauer wissen.
Auf Twitter habe ich zunächst die Ja/ Nein Frage gestellt: Fühlt Ihr Euch fremd in der Welt? 83,3 % antworteten mit Ja. Der Tweet wurde 7x re-tweetet und über 600 Menschen haben ihn aktiv gesehen.
An der folgenden Umfrage beteiligten sich leider nicht so viele, immerhin noch knapp 200 Menschen sahen diese. Ich fragte, wann das Gefühl, mit der Welt zu fremdeln, am stärksten sei. Unter Menschen oder wenn man alleine ist. 87,5 % sagten, dass sie das Gefühl am stärksten unter Menschen empfinden. Einsamkeit an sich ist also nicht der häufigste Grund.
Mir ist klar, dass meine Umfragen und die Kommentare, die mich erreichen, nicht repräsentativ sind. Mir ist auch klar, dass sich bei mir Menschen melden, die diese Ermunterung vielleicht auch unbewusst gesucht haben. Dennoch reicht es, um klar sagen zu können:
Ich bin nicht die Einzige, die sich fremd fühlt in der Welt.
Warum fremdeln Menschen mit der Welt?
Schließlich habe ich die Frage offen gestellt und nach den Gründen sowie der Häufigkeit des Fremd-sein-Gefühls gefragt. Keiner hat gesagt, dass er sich immer so fühlt. Die meisten sagten, dass sie das Gefühl manchmal haben. Etliche schrieben aber auch bedauernd ein „immer öfter!“ Bei den Gründen nannten sehr viele das Zeitgeschehen und ein Unsicherheitsgefühl. Viele bezogen sich auch explizit auf die Nachrichten, die sie lesen, sehen und hören.
Fühlen ältere Menschen sich öfter fremd in der Welt?
Auch diese Antwort kam. Wenn auch seltener. Dass man sich fremd fühlt aufgrund eigener Einschränkungen und wegen des Alters. Ich glaube aber, dass fortgeschrittenes Alter nicht per se ein Grund sein muss, um mit der Welt zu fremdeln. Klar kann – und darf – einem manches komisch und fremd vorkommen, was die jüngeren Generationen so denken, hören und meinen. Das war aber schon immer so. Ging mir nicht anders, geht umgekehrt heute auch den Jüngeren nicht anders und könnte auch als Zeichen dafür interpretiert werden, dass die Welt sich normal weiterdreht.
Einige Ausschnitte aus den Stimmen meiner Leser auf Twitter
Wenn ich in die Stadt muss dann ist dieses Gefühl besonders stark. Ich bin immer froh, wenn ich in mein noch beschauliches Dorf zurückkomme
Sisa auf Twitter
Unterschiede in Humor und Gesprächsführung, Themen wechseln im Sekundentakt. In der Zeit von social media und „influencer“ nimmt das natürlich immer ärgere Ausmaße an“
Lady Bossa auf Twitter
„Ich finde ja,die Ellenbogengeselschaft nimmt rasant zu. Wo ist dieser Zusammenhalt geblieben. Auch die Technik (Handy hauptsächlich) macht diese persönliche Kommunikation , wie soll ich sagen, unwichtig, überflüssig?
Gina auf Twitter
„Ja, ich fühl mich fremd in dieser Welt. Weil sie derzeit total verrückt spielt. Keiner weiß mehr was über Geschichte und zieht Lehren daraus.
Michaela auf Twitter
„Ich habe ein großes Interesse für viele Themen, in die ich tiefer eintauche und das teilen anscheinend so wenige. Viel Oberfläche, kaum Substanz.“
privatsekretärin auf Twitter
„Es ist nicht mehr die Welt die ich mal kannte … “ Heike auf Twitter

Ausschnitte aus den Blog- Kommentaren – Anzeichen für das Gefühl der Fremdheit im eigenen Leben
„Ich finde mich weder in den Nachrichten noch in der Werbung wieder. Ich werde nie angesprochen, ich fühle mich nicht gesehen. Ich begreife viele Dinge einfach nicht. Gesunder Menschenverstand ist aus.
Andrea
„Auf der einen Seite natürlich die allgemeine Weltenlage. Obwohl im kalten Krieg groß geworden, hatte ich doch nie eine drohende unmittelbare Gefahr verspürt.“
Uli
„Small Talk kann ich nicht mehr und höre manchmal, dass man sich mit mir gar nicht mehr richtig unterhalten kann.
Britta Thiele
Ich frage mich manchmal, warum das so ist? … Nur, weil wir uns getraut haben und ins Tun gekommen sind? Weil wir uns vielleicht genau dadurch weiterentwickelt haben und die Welt mit anderen, wacheren Augen sehen
“ Einzustehen für seine Ideen, Träume … und die Bereitschaft, den Mut, sich auf Neues einzulassen, das kann auch “einsam” machen. Mir tut es gut, zu lesen, dass es euch anderen auch so geht. Auch wenn wir uns nicht kennen, es verbindet.“
Brigitte
„Was macht uns fremd, lässt uns fremd fühlen, nicht zugehörig?
Gabi Kremeskötter
Weil wir eben anders sind? Weil wir den Mut hatten, den andere womöglich sich nie erarbeiteten und nun ansehen, wie GUT es uns geht, weil wir ins Machen gekommen sind?“
„Wirklich Gleichgesinnte zu treffen ist schwer und leider ist sehr viel nur oberflächlich. Da ist mir meine Zeit zu schade zu. Ich bin gern allein – und ich kann auch gut mit mir allein sein.
Katja
Im Gegenteil: zu viele Menschen, Oberflächlichkeit, zu wenig echtes Gegenüber laugen mich aus. In meiner kleinen Blase bin ich glücklich.
Du bist nicht alleine, wenn Du mit der Welt fremdelst !
Ich finde es absolut bemerkenswert, dass so viele Menschen sich fremd in der Welt fühlen. Mir war das wirklich nicht klar. Mich lässt das aufhorchen. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass da gerade etwas ganz gewaltig schief läuft. Je länger ich mich mit diesem Blogthema beschäftigte, desto stärker wurde dieses Gefühl.
Ab und an lese ich von Rückzug ins Private, von innerer Kündigung aus der Mitte der Gesellschaft. Das kann sein. Ich verstehe zumindest sofort, was damit gemeint ist. Besser gesagt, ich fühle es.
Ist uns Gemeinschaftsgefühl abhanden gekommen? Verständnis füreinander und untereinander? Wenn das Gefühl des fremd in der Welt seins bei vielen so stark ist, dann doch auch, weil etwas fehlt, das ein Wir-Gefühl stützt. Vielleicht, weil die Mehrheitsmeinung die leise ist? Weil die Menschen sich nicht gehört, nicht gesehen fühlen? Ich wage die These:
Die, die am lautesten schreien, sind selten die Mehrheit. Sie schreien nur lauter. Die, die leise sind, sich fremd in der Welt fühlen, weil sie nicht gehört werden – ob sie die Mehrheit sind, vermag ich nicht abschließend zu beurteilen. Aber ich bin mir sicher, dass wir keine kleine Minderheit sind. Also:
Was tun wir, damit wir uns nicht mehr fremd in der Welt fühlen?
Macht Euch das, was meine Umfragen, meine Recherchen zu Tage fördern, in aller Konsequenz klar: Sich fremd fühlen ist in erster Linie das. Ein Gefühl. Benennt es, gebt es zu. Und dann lasst die Erkenntnis sacken, die auch mich so erstaunt:
Ihr fühlt nicht alleine so. Wir sind viele.
Fremd im eigenen Leben: Wege zur Selbstakzeptanz und inneren Balance
Es klingt banal, aber mir geht es so. Alleine diese Erkenntnis, die Bestätigung, das Verständnis hilft mir dabei.
Traut Euch und Eurem Gefühl. Eurer Wahrnehmung. Lasst Euch kein schlechtes Gewissen einreden von denen, die Wasser predigen und Wein saufen. Oder von denen, die Minderheiten-Themen aufzubauschen verstehen, weil es ihnen Aufmerksamkeit verschafft und/oder ihren eigenen Zielen dient. Das zieht sich übrigens durch jede politische Farbe! Die Vokabeln Tastaturkrieger, Tastatursamariter und Salonbolschewist gibt es nicht ohne Grund und nicht erst seit gestern!
Man könnte natürlich einwenden: Wie erstrebenswert ist es, sich nicht mehr fremd in der Welt zu fühlen? Ist es nicht vielleicht auch ganz kommod, sich in seiner Nische einzurichten? Mag sein, aber – damit geben wir Deutungshoheit über gesellschaftlichen Konsens ab! In dem Zusammenhang ein spezielles Wort noch zu den Nachrichten/ Medien, die ja sehr viele ausdrücklich als Grund für Verunsicherung und ihr fremdeln nannten:
Was tragen die Medien zu diesem Gefühl der Verunsicherung bei?
Über die Rolle der Medien habe ich bereits einen Artikel geschrieben, der zwar einen veralteten Aufhänger hat, aber dennoch stehe ich unverändert zu meinen Aussagen. Die Währung der Medien ist Aufmerksamkeit. Dafür tun viele vieles. Auch bewusst spalten und verunsichern. Ich finde es erschreckend, dass so viele angesichts der Nachrichten den Mut verlieren. Beschäftigt Euch damit und sucht Euch Alternativen. Möglichst sachlich orientierte Medien. Bildet Euch Eure Meinung selbst und handelt danach.
Ich will jetzt hier kein weiteres Faß aufmachen, aber ich glaube auch, dass die Corona-Zeit viel zu diesem fremd in der Welt Gefühl beigetragen hat. Ich war zu der Zeit als Teil der kritischen Infrastruktur mehr unter Menschen, als mir lieb war und man konnte Veränderung im Benehmen und Auftreten anderer Menschen wie in Zeitlupe beobachten. Dies nur so am Rande.
Mein Fazit aus meinen Umfragen und Gesprächen zum Thema fremd in der Welt fühlen
Wenn wir so viele sind, die sich manchmal fremd in der Welt fühlen – dann haben wir doch viel gemeinsam.
Das ist nicht nur tröstlich. Ich finde: es lohnt sich, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Wir bekommen für solche Bekenntnisse mehr Zuspruch und mehr Wir-Gefühl, als man gemeinhin meint. Das ausgesprochen zu haben, hat mich Verbundenheit spüren lassen. Unerwarteterweise muss ich dazu sagen. Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet dieser Satz so viel Widerhall findet.
Also: sprecht es aus. Sagt, wie Ihr Euch fühlt. Zeigt Verbundenheit mit anderen. Und schöpft Kraft und Stärke aus dem Wissen, nicht alleine zu sein mit dem Gefühl fremd in der Welt zu sein.
Die Kommentare sind offen. Teilt gerne Eure Erfahrungen und Meinungen zum Thema fremd in der Welt fühlen. Und sehr gerne auch Eure Anregungen, was wir dagegen tun können.
Wenn nicht jetzt – dann vielleicht nie
Ich persönlich bin ein „Freigeist“ und habe schon immer das getan, woran ich Spaß hatte.
Am wohlsten fühle ich mich in der Natur, das kann am Rhein, der Ruhr oder am Rhein-Herne-Kanal. Mal fährt ein Schiff vorbei, mal sieht man einen Graureiher oder eine Möwe.Auf keinen Fall habe ich Lust auf volle Innenstädte oder irgendwelche „Events“ Partys, Festivitäten o.ä ,denn genau da fühle ich mich fremd, weil nicht meine Welt. Ich habe schon als Jugendlicher kein Interesse an Discos gehabt, wohl hingegen an kultigen Szene-Kneipen, die neben Musik auch einen Flipper oder Billard-Tisch besaßen. Weil dort traf man meist auch Freigeister mit ähnlichen Interessen oder zumindest konnte man sich dort über Themen unterhalten, die eben mehr waren als oberflächliches BlaBla, vor allem während meiner Ausbildung in Münster habe ich gerne solche Kneipen besucht. Ich habe bis heute noch nicht das Gefühl, irgend etwas zu verpassen, ich habe weder Smartphone noch Konten bei Social Media, weil auch nicht meine Welt. Mir reicht mein PC mit Internet-Anschluß voll und ganz aus. Nachrichten schaue ich mir einmal am Tag an, dann bin ich vollumfänglich informiert, finde ich,ich höre ohnehin lieber Musik,das ist entspannter. Auf das Smartphone verzichte ich bewußt denn ich möchte nicht so sein wie die vielen Leute, die nur mit gesenktem Haupt an mir vorbeilaufen und sonst offenbar nichts mitbekommen. Wenn mir etwas wichtig ist,dann ist es ein freies und vor allem selbstbestimmtes Leben.
Es ist gut, wenn man so reflektiert und vor allem selbstreflektiert ist und weiß, woran man teilhaben möchte und woran nicht. Dann kann man den Platz, den man in der Welt haben möchte, gut definieren. Und das ist sicher hilfreich, um sich nicht fremd zu fühlen.
Liebe Britta,
aus verschiedenen Gründen komme ich leider erst heute dazu, diesen wertvollen Beitrag zu kommentieren. Ich war schon sehr gespannt darauf und ich finde, er ist absolut wertvoll und wirklich gut aufbereitet.
Ja, ich denke auch, die Corona-Zeit hat sehr gute Vorarbeit geleistet. Mir geht es wie Dir, ich bin seitdem noch nicht so richtig wieder angekommen in dieser Welt. Diese Zeit hat die menschlichen Beziehungen verändert, also richtig in der Tiefe verändert, meine ich.
Mir war auch nicht direkt bewusst, dass wir tatsächlich recht viele sind, die mit der Welt fremdeln. Wie schön ist denn bitte der Gedanke über die Verbundenheit in diesem Zusammenhang?! Er klingt auch für mich tröstlich. Genauso die Idee, dass daraus ein ganz neues Miteinander entstehen könnte.
Dieses Gefühl, sich fremd in der Welt zu fühlen, zu benennen, darüber zu sprechen, finde ich absolut wichtig und stimme Dir uneingeschränkt zu. Es erfordert auch Mut. Leider kenne ich einige Menschen, die daraufhin zum Spinner degradiert wurden, was das Gefühl des Andersseins noch verstärkte. Zeigt es aber auch, dass das Umfeld, in dem sich dieser Mensch öffnen wollte, wohl definitiv nicht das richtige ist und gerne losgelassen werden darf. Trotzdem würde auch ich immer wieder dazu ermutigen, sich zu öffnen. In den Rückzug zu gehen, sollte nicht die Lösung sein.
Danke Dir für diesen wunderbaren Beitrag.
Ich schicke Dir viele liebe Grüße aus unserem alten Wohnwagen. Wir lesen uns wieder.
Britta.
Hallo liebe Britta,
viele liebe Grüße vom Boot in Euren alten Wohnwagen. Das passt doch.
Es ist echt erstaunlich, wieviele das so empfinden, dass sie fremd in der Welt sind. Und ich finde es toll, das jetzt zu wissen und mit diesem Gefühl anders umgehen zu können. Und ja – Corona-Zeit – ein ganz eigenes Thema. ich habe danach auch nie wieder das Gefühl gehabt, 100%ig in meinem Umfeld angekommen zu sein.
Schön, dass auch Du Dich hier geöffnet hast.
Liebe Grüße
Britta
Oh ja, die Coronazeit hat das Gefühl ganz erheblich verstärkt! Was man da für Sachen erlebt hat war echt unglaublich…!
Ja ich fühle mich oft fremd in der Welt, allerdings nur außerhalb meiner Blase! Der Freundeskreis ist mittlerweile so ausgedünnt dass ich nur noch Leute um mich herum habe die die selben Werte haben und sehr vieles, sehr ähnlich wie ich sehe…! In meiner Blase da bin ich zu Hause und fühle mich nicht fremd und mit Blase meine ich auch die Nachbarschaft! Um uns herum sind tolle Leute! Bodenständig, naturverbunden, hilfsbereit und das Herz am rechten Fleck! Unter meinen Lagerjungs im Dreck fühle ich mich auch nicht fremd und das ist so toll…! Ich verlasse meine Blase nur ungern, wüsste aber auch nicht warum ich das unbedingt tun sollte denn mir gefällt es hier…! Morgen muss ich in die große Stadt weil ich für einen feierlichen Anlass etwas schickes zum Anziehen brauche und da graut es mir jetzt schon vor…! Mit schick hab ich während Corona ja aufgehört (nicht dass ich vorher oft schick gewesen bin) und ich vermisse es gar nicht…!
Die neueste Mode, der Beauty-Wahn, das neueste Handy – das ist mir alles soooo fremd…! Ich verlasse meine Blase nur ungern und nehm dafür gern in Kauf keine z.b Konzerte mehr zu erleben! Ich vermisse das aber auch gar nicht! Ist so ein „Blasenleben“ ungesund? Keine Ahnung, es ist mir aber egal denn ich bin damit vollkommen zufrieden und mit mir im Reinen…!
Die Coronazeit war für viele eine Zäsur, haben wir uns ja schon oft drüber unterhalten. Seitdem bin ich nie wieder so ganz angekommen in der „allgemeinen“ Welt. Rund um diese Zeit haben wir ja uns ja auch Träume erfüllt, von denen viele dachten, wir reden nur so bla bla daher wie sie eben auch. Du kennst das, ist bei Euch ja auch so gewesen zu der Zeit.
Dennoch finde ich es schon schade, dass die Blase so ausgedünnt ist. Denk mal 10 bis 15 Jahre zurück, was wir da noch in größeren Gruppen für einen Spaß hatten. Das ist heute nicht mehr. Nicht nur, weil wir uns da rausgezogen haben. Es gibt diese Gruppen nicht mehr. Und das erzeugt bei mir schon ein fremd sein Gefühl.
Den neuesten Tüdelkram brauch ich auch nicht, das geht mir alles sonst wo vorbei.
Definitiv! Ich bin aus der Coronazeit auch nie mehr ganz rausgekommen! Und ja, da nahm es rapide zu dass sich die Spreu vom Weizen trennte! Aber es begann auch schon lange vorher! Wir hatten wirklich viel Spaß in unserer großen Gruppe aber erinnere dich wie schnell es dann doch anfing dass auch diese Gruppe sich ausgedünnt hat weil einige sich auch da schon verhalten haben wie die Axt im Walde…! Erinnere dich mal an unsere Hochzeit, die jetzt auch schon 16 Jahre her ist und da war der Osten ja auch schon nicht mehr dabei…
Ja, da haben wir wirklich eine Menge Leute kommen und gehen sehen. Aber immerhin – wir sind uns geblieben.
Jau und das ist sooo schön…!!
Als das „sich fremd fühlen“ bei Dir das erste Mal aufkam habe ich spontan auch gesagt „Ich fühle mich fremd in dieser Welt“. Seitdem habe ich immer mal wieder drüber nachgedacht.
Fühle wirklich ich mich fremd oder befremdet mich das Verhalten anderer?
Impliziert nicht das sich fremd fühlen, dass man insgeheim und eigentlich dazu gehören möchte?
Der Mensch möchte sich zugehörig fühlen, das ist ein wichtiger Überlebensmodus – isso.
Ich bin mal aus Versehen auf einer „Malleparty“ gelandet ( eigentlich war‘s ein Straßenmusikfestival ). Selten hab ich mich fremder gefühlt. Bis mein Mann meinte „Der Mann 2 schräg vor Dir hat genauso so viel Spass wie Du“. Jupps, seine Körpersprache war eindeutig – wie meine wohl auch 😂.
Und schon fühlte ich mich nicht mehr ganz so fremd. Wieviel eine kleine Gemeinsamkeit doch ändern kann. Ich war nicht allein unter „Verrückten“.
Die Geschichte passt zwar nur entfernt zu Überlebensmodus, aber ich glaube, Du weißt was ich meine.
Ich fremdele…
Wenn ich auf einer Feier lande wo alle betrunken sind, nur ich nicht.
Mit Karneval und ähnlichen Veranstaltungen.
Wenn sich Weihnachten alle in der Kirche versammeln oder sich endlose Schlangen für ein neues Handy oder ein Labubu bilden.
Wenn in einem vollen Bus keiner für eine Schwangere aufsteht.
Wenn in einer Runde fies gelästert und gehetzt oder nur geseufzt und gejammert wird ( wie Du das so treffend beschrieben hast, Britta ).
Wenn nur wichtig ist wer wen kennt und für welche Luxusgüter wieviel Geld ausgegeben wurde.
Wenn Wissenschaft geleugnet wird und Meinung als Fakt und Wahrheit hingestellt wird.
Wenn stigmatisiert wird.
Aber möchte ich dazu gehören?
Nein!!
Auch Hochsensibilität, mentale Hocheffizienz und Traumata spielen bei diesem „sich fremd fühlen“ eine Rolle.
Das war nur so nicht bewusst, da hab ich mich erstmal eingelesen.
Ein weites und spannendes Feld, dass Du aufgegriffen hast, liebe Britta.
Ich danke Dir wieder sehr für diesen Denkanstoß, für diese Therapieeinheit ( 😉😘 ).
Ich nehm daraus für mich mit:
Sich fremd oder befremdet fühlen sind zwei Paar Schuhe.
Beide möchte ich mir nicht anziehen.
Wichtig ist, dass wir nach den Menschen Ausschau halten, die vielleicht auch barfuß oder mit drückenden Schuhen rumlaufen. Könnte sein, dass die perfekt zu uns passen.
Deshalb auch: Sprecht drüber!!
Schön, dass wir uns gefunden haben, liebe Britta.
Liebe Katja,
das gebe ich als erstes zurück: Schön, Dich gefunden zu haben.
Das ist wohl das Fazit, was ich für mich aus den Überlegungen mit diesem Thema mitnehme. Ich hatte es nicht auf dem Zettel, aber der innere Kreis ändert sich nochmal später im Leben. Umso wichtiger nach denen Ausschau zu halten, mit denen gemeinsam den Weg gehen mag. Beruhigend dabei, dass es nicht wenigen so geht und der Wunsch danach da ist.
Etliche der von Dir beschriebenen Situationen kann ich nachvollziehen. Da geht es mir auch so. Aber manche – so wie die Malle Party oder Karneval – kann ich noch freundlich lächelnd aus der Ferne ertragen. Die befremden mich nicht so sehr wie so manch anderes. Mehr Meinung als Ahnung ist so etwas und auch die Verdrehung von Tatsachen. Oder blindes Mitlaufen ohne sich selbst eine Meinung zu bilden. Das sind für mich schlimme Auswüchse des dazugehören wollens, die mich sehr befremden und mich ratlos und fremd zurücklassen.
Ja – wir sprechen darüber. Das ist toll und es ist auch schön, dass das hier im Blog Thema geworden ist. Ist ja auch durch Eure Kommentare entstanden.
Liebe Umarmung
Britta
Das Thema ist spannend und du hast dir ja mit deinen Umfragen und Kommentarauswertungen richtig viel Arbeit gemacht. Dass man sich oft unter Menschen am einsamsten fühlt, habe ich schon oft gehört und auch schon selbst erlebt. Tatsächlich finde ich es aber gar nicht so überraschen, wenn ich mir anschaue, wie wir heutzutage miteinander umgehen und kommunizieren. Da liegt das Handy griffbereit auf dem Tisch und jeder versucht nur, sich selbst zu profilieren, seine Geschichten zu erzählen und quasi in jeder Gesprächspause das Wort an sich zu reißen. Echtes Interesse am Gegenüber erlebe ich erstaunlicherweise oft dann, wenn ich unter völlig Fremden meine Komfortzone verlasse – und mich eben auch auf die Menschen einlasse.
Völlig fremd in der Welt fühle ich mich hingegen gar nicht. Vielleicht, weil ich ebenso gut mir mir alleine sein kann und auch gerne mal still beobachte. Und weil mir klar ist, dass ich damit nicht alleine und schon gar nicht besonders bin sondern in guter Gesellschaft. Menschen, mit denen man zusammen verrückt sein kann, im Leben zu haben, hilft aber auch ungemein. Das wiederum ist besonders und so gar nicht selbstverständlich und dafür bin ich sehr dankbar. Dann darf die Welt auch mal fremd sein – ich muss sie nicht verstehen aber drin leben und vielleicht kann ich sie zumindest im Kleinen sogar ein bisschen besser machen.
Liebe Grüße!
Schön, wie reflektiert und klar Du mit diesem Thema umgehst. Ich finde es auch ganz schwierig, dass immer Menschen das Zuhören verlernen und mag schon gar nicht mehr von mir erzählen in mancher Runde. Denn es ist sofort immer einer da, der es auch erlebt hat und noch eins draufsetzen kann. Auch wenn das Thema ein völlig anderes war. Umgekehrt erzählen mir viele Menschen – auch gerne unaufgefordert – ihre Geschichten und Kümmernisse, natürlich ohne sich umgekehrt für mich zu interessieren. Ich fühle mich nach einer Runde Menschen oft ungut benutzt.
Ich bin meist auch am zufriedensten, wenn ich mit mir alleine bin oder aber mit meinen engsten Liebsten. Dann glaube ich auch immer, dass man die Welt damit ein bißchen besser machen kann.
Mir fehlen aber tatsächlich auch Menschen, die mit mir zusammen ein bißchen verrückt sein wollen. Oder wenigstens unbeschwert.
Liebe Grüße
Britta
An diesen Kommentar möchte ich ein ganz dickes Herzchen pappen!!
Was für eine trotz allem positive Reflexion 🩷🩷!
Und Dich, liebe Britta, möchte ich ganz dolle drücken. Wie oft geht mir das auch so, dass ich von mir gar nichts mehr erzähle – weil es eh keinen wirklich zu interessieren scheint. Menschen wie Du sind Gold wert. Pass gut auf Dich auf.
Liebe Brigitte,
das ist ein sehr großes Thema und erfordert sehr viel Reflexion. Ich darf von mir sagen, dass ich mich selten fremd fühle. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir mein Umfeld sorgsam ausgesucht habe. Meine engsten Menschen um mich herum denke genauso, oder ähnlich wie ich. Unsere Werte ebenfalls.
Wenn mir etwas befremdlich vorkommt konnte ich lernen damit umzugehen. Wichtig, ich versuche so gut wie möglich ich selber zu sein und vieles zu hinterfragen.
Liebe Grüße!
Liebe Jenny,
das freut mich sehr für Dich. Mir ist das mit dem engsten Umfeld nicht so geglückt. Bzw. ändert sich das seit einiger Zeit. Woran es liegt – ich weiß es nicht genau.
Ich lerne noch, damit umzugehen. Aber mir wäre lieber, das nicht lernen zu müssen. Vielleicht ist es bei mir ja so, dass ich zu vieles hinterfrage.
LG Britta
Liebe Britta,
es ist auch gut zu hinterfragen und zu reflektieren. Am Ende ist es wichtig, dass es dir gut geht, mit allen deinen Entscheidungen.
Liebe Grüße!
Liebe Jenny,
genau. Das ist das entscheidende.
Liebe Grüße
Britta
Danke für diesen Beitrag. Ich war schon darauf gespannt. Fremd fühle ich mich im halbprivaten und öffentlichen Raum häufig. Selten im ganz privaten und geschäftlichen Raum. Der Grund ist offenbar ein ähnlicher wie bei anderen ähnlich fühlenden: Ich habe zu vielen Dingen eine andere Einstellung oder treffe andere Entscheidungen. Das verstehen diese Menschen nicht und betonen damit, wie fremd ihnen das ist. In der Folge fühle ich mich fremd. Meine Konsequenz daraus ist, dass ich mich aus dem halbprivaten Raum immer mehr rausziehe. Entweder lasse ich Menschen ganz an mich, die zu mir passen, oder gar nicht. Geht nicht immer aus gesellschaftlicher Konvention und weil ich Dinge meinem Partner zuliebe mache, geht aber immer öfter.
Hab ein schönes Wochenende!
Ich empfinde das ähnlich wie Du. Das Traurige daran ist, es müsste so nicht sein. Warum treffen wir mit unseren Entscheidungen und Einstellungen auf soviel Unverständnis? Warum ist es nicht möglich, sich für andere Lebensentwürfe und Entscheidungen zu interessieren, ohne diese zu übernehmen. Wir schaden ja keinem damit. Oder vielleicht doch? Indem wir vor Augen führen, was möglich wäre, wenn nur das wenn und aber nicht wäre. Ich scheue mich immer davon, von Neid zu sprechen. Aber manchmal glaube ich, dass ist doch des Rätsels Lösung.
Ich lasse auch nur noch sehr sehr wenige Menschen nah an mich heran, handverlesen. Das „gar nicht“ geht bei mir auch nicht immer. Die Bereiche, in denen es nicht geht, sind aber klar definiert und da komme ich auch damit zurecht. Und gewöhne mir mehr und mehr das Wundern ab.
Ich wünsche Dir auch ein schönes Wochenende.
Liebe Britta,
mir geht es ähnlich wie Martin. Im Mikrokosmos (Familie, Freunde, Arbeit, Nachbarschaft…) fühle ich mich nicht fremd. Manchmal anders als die anderen, aber das Empfinden kennt bestimmt jeder. Zum Glück, sonst wären wir alle gleich.
Im Makrokosmos, der bei mir im öffentlichen Raum beginnt und beim Weltgeschehen endet, stellt es sich differenziert dar.
Wenn ich sehe, wie Müll bedenkenlos auf die Straße geschmissen wird; wenn ich Telefongespräche, Musik, Clips mithören muss, die mich nicht nur nicht interessieren, sondern die auch größtenteils so inhaltslos wie lautstark sind; wenn ich nachts ein Taxi zahlen muss, weil ich nicht am Bahnhof in die StraBa umsteigen will; wenn Kaugummi direkt vor mir mit offenem Mund gekaut wird; wenn ich merke, dass Leute, die irgendwo hineingehen wollen, nicht kapieren, dass man andere erst aussteigen lässt… dann fühle ich mich gleichermaßen abgestoßen und fremd. Wie kann es sein, dass Menschen sich derartig rücksichtslos entwickeln? Wie kann es sein, dass sie das nicht merken?
Im Medienbereich frage ich mich häufig, ob ich die Einzige (die Fremde) bin, die den vielfach kultivierten Sensationsjournalismus einerseits (Hitzewarnung ab 24 Grad, Flutwarnung bei 1mm höher als sonst, Windwarnung, Kältewarnung, Lebensmittelwarnung, Sportwarnung, Lebenswarnung…) und dem offensichtlichen Erziehungsauftrag der ÖR TV-Sender (niemals treten Menschen mit dunkler Hautfarbe als Kriminelle auf, sondern immer gutgelaunt und super ausgebildet) als das wahrnimmt, was er ist: Bullsh*t.
Und ob niemand anderes außer mir versucht ist, sich selbst ein Bild vom Wetter (nicht Klima, das ist ein anderes Thema) und geeigneter Kleidung bei Regen etwa zu machen. Oder bei Sturm nicht im Wald spazierengeht, weil man, Teufel noch eins, auch ohne so einen weisen Ratschlag aus dem Netz weiß, dass das ne schlechte Idee ist.
Oder sich überlegt, ob die Geschichten um die stets fröhlichen dunkel Pigmentierten nicht schon wieder in genau die Stereotype umschlagen, die man krampfhaft verhindern will. „Der schwarze Mann tanzt und singt eben gern“. Grauenvoll!
Was einen Riesenteil aller politischen, rechtsstaatlichen und gesellschaftlichen Entscheidungen und Fragestellungen angeht, so bin ich zwischen Resignation und Desillusioniertheit. Ich fühle mich tatsächlich oft fremd im eigenen Land, wenn ich Dinge mittragen muss, die eher aufgrund politischer Seilschaften entschieden wurden als pragmatisch zu schauen, was gut für das Land wäre. Und wenn ich merke, dass man sich tatsächlich über das „blaue Wunder“ erstaunt. Ob es da wohl einen Zusammenhang gibt?
Allerdings – und da schließt der Kreis sich – im Mikrokosmos fühle ich mich im Austausch zu solchen und ähnlichen Themen nicht fremd und das trotz teilweiser sehr unterschiedlicher politischer Ausrichtung.
Fremd mit mir selbst bin ich nie. Früher sicher, heute bin ich zum Glück alt genug, um wenigstens an der Stelle nicht zu zweifeln.
Auf jeden Fall eine sehr interessante Fragestellung. Ich freue mich schon auf die Kommentare!
LG
Marie
Liebe Marie,
danke Dir für die vielen Aspekte, die Du zum Thema beisteuerst. Im Makrokosmos geht es mir meistens ähnlich, wenn ich aus den Niederlanden wieder komme. Da ist auch längst nicht mehr alles Gold, was glänzt. Aber vieles wird doch mit anderer Konsequenz durchgezogen und gleichzeitig liberaler angegangen. Außerdem sind die Niederländer von Haus aus pragmatischer, das ist immer echt wohltuend, wenn an dort lebt.
Die Medien finde ich auch äußerst anstrengend, für mein Gefühl wird das immer schlimmer.
Und was das Benehmen anderer angeht: Ich meine beobachtet zu haben, dass dies eine Spätfolge der Pandemie ist. Ich hab es damals so empfunden, als ob die Leute in Lichtgeschwindigkeit verlernt haben, wie man sich in der Gesellschaft benimmt.
Und was den Mikrokosmos angeht: Ich habe aktuell das Gefühl, dass dieser mein Mikrokosmos immer kleiner wird, was mein persönliches fremd sein Gefühl derzeit durchaus verstärkt.
LG Britta
Das klingt durchaus ein bisschen traurig mit deinem schrumpfenden Mikrokosmos und ich wünsche dir, dass du auch dazu eine gut zu dir passende Lebenseinstellung findest. Ich drücke die Daumen und singe laut: Und immer immer wieder geht die Sonnnnne auf.
Sei froh, dass du mich nicht in echt singen hörst, das fällt unter „was ich nicht kann“
LG vonner Weser
Marie
Ja, das ist auch etwas, was mich derzeit ein bißchen traurig macht. Wie sagt man so schön „Die Einschläge kommen näher“ – dazu kommt eben, dass einiges auseinander bricht, was man für stabiler gehalten hat.
Aber unterkriegen lassen gilt es nicht.
Danke für’s Singen.
LG Britta
Naja worauf bezieht sich denn diese Welt bei jedem Einzelnen? Ist es mein direktes Umfeld, die Gesellschaft an sich oder die allgemeine Weltlage? Und worauf habe ich Einfluss dabei? Ich persönlich ziehe da gerne den Stoizismus zu Rate, wenn ich mich fremd fühle oder das Gefühl habe, nicht mehr mitzukommen. Ich stelle mir die Frage, ob ich überhaupt immer und überall mitkommen muss und welchen Einfluss ich persönlich auf mein persönliches Umfeld, die Gesellschaft und das Weltgeschehen habe. Dann relativiert sich so einiges und dann fühle ich mich auch nicht mehr so fremd, verloren oder abgehängt. Ich finde, das eigene subjektive Empfinden zu hinterfragen ist ein guter Schritt um Lösungen für sich zu finden. Das alles ist nicht einfach aber einfach kann ja jeder. Ich persönlich achte darauf, dass in meiner eigenen kleinen Welt alles rund läuft. Denn in dieser, meiner eigenen Welt, kann ich auf vieles Einfluss nehmen oder teilhaben. Und dann fühle ich mich auch nicht fremd. Den restlichen Teil der Welt beobachte ich mehr oder weniger interessiert und überlege mir ganz genau, woran ich teilhaben möchte oder auch nicht. Für mich passt das sehr gut, denn es bringt Ordnung und Frieden in meinen Kopf und in meine Seele. Andere werden sagen, ich verschließe mich der Welt oder der Gesellschaft. Aber das ist mir, wie immer, total wumpe. Ist eben mein Kopf und der geht nur mich was an. 😉
Lieber Martin, Deine Gedanken und Dein Ansatz sind sehr interessant und regen auch mich zum Nachdenken an. Einiges deckt sich mit dem, was ich im Artikel zum Umgang mit schwierigen Zeiten aufgelistet habe. Subjektives Empfinden zu hinterfragen ist immer eine gute Sache. Bleibt die Frage, was es hilft, wenn das nur wenige machen und sich im Besitz der allumfassenden Weisheit und im ewigen Recht wähnen? Dennoch ist es das erste, in der eigenen kleinen Welt soviel wie möglich zu beeinflussen.
Bei Deinem Satz „überlege mir ganz genau, woran ich teilhaben möchte oder auch nicht“ bin ich hängen geblieben und habe darüber nachgedacht. Ja, einerseits stimme ich Dir zu. Andererseits ist es mir nicht gegeben, dass so zu tun. Ich überlege auch immer, was davon mich betrifft – ob ich will oder nicht. Etliches von dem, was hoch oben über uns passiert, betrifft uns ja dann doch. Und das ist dieses ungute Gefühl, welches ich nicht los werde.
Definitiv aber würde ich niemals zu denen gehören, die sagen, dass Du Dich der Welt oder Gesellschaft verschließt. Denn wenn alle sich erst einmal um das kümmern würden, was sie beeinflussen können, dann wäre die Welt ein viel besserer Ort.
Und letztendlich – Deinen letzten Satz, den unterschreibe ich voll.