So früh wie wir in diesem Jahr an Bord waren – noch vor Ostern wasserten wir ein – so spät war das Ende der Bootssaison. Von O bis O1 haben wir 2025 wörtlich genommen. Aber jetzt ist finito la musica und unsere Aquamarijn im Winterschlaf. Boot müsste man sein. Oder Bär. Bär ginge auch.
Die letzten Tage an Bord
Nach unserer stürmischen Herbsttour wetterten wir eine Sturmlänge vergnüglich zuhause ab und kehrten für eine letzte – selbstredend stürmische – Woche noch einmal zurück an Bord. Außer der Fahrt zum Winterlager planten wir keinen Törn mehr. In dieser Jahreszeit schätzen wir den Komfort und die Infrastruktur unseres Heimathafens. Am Ende der Bootssaison ist zudem genug zu tun, um das Boot winterfest zu machen.

Schön, den ein oder anderen noch einmal zu sehen und sich auszutauschen. Allenthalben wurde „schöne Weihnachten und einen guten Winter“ gewünscht. Im Boot selbst war es kuschelig, die Bordheizung hat alles gegeben, gefroren haben wir nicht.
Viel um die Ohren zum Ende der Saison
Damit der Abschied nicht so schwer fällt, hatten wir nicht nur viele Dinge um die Ohren, sondern auch viel Wind. Um nicht zu sagen Sturm. In dieser Saison einfach unser Dauerbegleiter. Wie eine Klette, man konnte ihn nicht loswerden. An einem Abend meldete der lokale Sender sogar die Sichtung eines Tornados bei uns um die Ecke.
Ende der Bootssaison – das Boot winterfest machen und ausräumen
Unser Boot kommt im Winter in eine Halle. Dort steht es gut und geschützt. Die Aquamarijn ist ein klassisches niederländisches Stahlboot und könnte theoretisch auch im Winter im Wasser bleiben. Es dafür winterfest zu machen, würde aber deutlich mehr Aufwand bedeuten und nicht unbedingt zum Werterhalt des Bootes beitragen. Plätze in Hallen sind rar gesät und sehr begehrt. Wir haben unseren Platz vom Vorbesitzer übernehmen können und sind wirklich froh darüber. Der Winterlager-Meister ist super unkompliziert, sehr kundig und hilfsbereit.

Dennoch ist einiges zu tun. Gasflaschen ausbauen, Batterien auf Null setzen, Wassertank entleeren, Entfeuchter aufstellen und vor allem ausräumen. Da wir in die Halle gehen, lassen wir die Polster drin und auch einen Teil der Ausstattung. Trotzdem ist es jedes Mal ein kleiner Umzug. Während der Saison habe ich alles doppelt, wir schleppen nur Wäsche hin und her. Somit müssen noch nicht aufgebrauchte Pflegeartikel, restliche Lebensmittel und Gewürze, Kaffee, Tee und Klamotten ausgeräumt werden. Kuscheldecken, Kissen, Bettzeug und Handtücher kommen wieder mit nach Hause und diverse Camping-Gadgets. Die will ich zuhause haben, man weiß ja nie. Kommt der große Stromausfall – ich könnte noch Kuchen backen. Wissta Bescheid.

Zeit für letzte Ausflüge in der Bootssaison
Früher haben wir die Auswasserung an einem Wochenende hinter uns gebracht. So schön, wenn man zeitlich nicht mehr so eng getaktet ist. Auf dem Zettel der Woche stand also auch Schönes.

Shopping hatten wir für Montags geplant, wo die Geschäfte in den Niederlanden nur von 13:00 bis 18:00 h geöffnet sind. Genau in dieser Zeit pausierte der Regen. Sehr entgegenkommend.
Shoppen in Sneek – da wo de grote Winkels sein
Egal, wo man in Friesland ist: Wenn man etwas sucht, was das meist sehr übersichtliche Angebot in den kleineren Orten nicht bietet: „Ga ma naar Sneek, waar de grote winkels zijn. Geh mal nach Sneek, da wo die großen Geschäfte sind.“ Ich bin ja nicht so die Shopping-Queen, um nicht zu sagen: Ich gehe sehr ungern shoppen. Aber in Sneek gehe selbst ich gerne shoppen.

Sneek ist übersichtlich, hat die erwähnten große Geschäfte – manche sogar mit Historie. Die Gebrüder Brenninckmeyer begannen ihren Charme und Anmut Siegeszug in Sneek und die heutige Filiale ist tatsächlich noch im schönen Ursprungshaus. Es gibt aber auch inhabergeführte kleinere Geschäfte, die meisten mit gemütlichen Sitzecken für begleitende Shoppingpartner. Hunde dürfen auch fast überall mit rein, der Flusenbär lag abwechselnd entweder mit mir oder dem Captain entspannt rum und wedelte Zustimmung oder Ablehnung. Alle wurden wir fündig. Der Bär bekam seine gemischte Tüte im Pet-Shop plus ein neues Geschicklichkeitsspiel für lange Wintertage, der Captain hat neue Schuhe und Strümpfe, ich immerhin eine Bluse und diverse Basics, die dringend ersetzt werden mussten.
Ein Muss am Ende der Bootssaison: in Harlingen der Nordsee winken
Von Heeg aus sind wir flott an der Nordsee, genauer gesagt am Wattenmeer. In 20 Autominuten sind wir in Harlingen aan Zee, das wir beide sehr gerne mögen. Harlingen ist eine Hafenstadt wie aus dem Bilderbuch.



Außerdem hat Harlingen einen Nordseedeich, auf dem man spazieren gehen kann und einen zwar nicht besonders schönen, aber egal Hauptsache Strand. Für unser tot ziens Nordsee hatten wir den einen wirklich schönen Tag der Woche erwischt und so rundeten wir den Tag mit einem Strandspaziergang ab.


Ich wurde gefragt, ob ich Harlingen als Urlaubsziel empfehlen würde. Mit Einschränkungen habe ich das verneint. Es gibt deutlich schönere Strände und gemütlichere Orte mit besserem touristischen Angebot. Für uns ist Harlingen perfekt, um schnell ein bißchen Nordsee-Feeling zu haben. Aber wenn man in der Gegend oder mit Boot bzw. Camper unterwegs ist und richtiges Hafenflair mag, dann ist Harlingen ein tolles Ausflugsziel.
Ruhe nach dem Sturm ist Ruhe vor dem Sturm
Nach dem Nordsee-Tag frischte es enorm auf, ich sage nur Tornado. Siehe oben. Wie gewohnt, kamen weitere Wetterwarnungen rein. Mittwochs sollte es ins Winterlager gehen, ich checkte nervös fast stündlich die Vorhersagen.

Es kam die erwartete „Code Orange ab Donnerstag Warnung“ für erweiterte Küstengebiete und eine deutliche „Ruhe vor dem Sturm“ Warnung. Für Mittwochs war gutes Wetter angesagt, aber es wurde eindringlich davor gewarnt, Illusionen zu erliegen. Man solle den Tag nutzen, um alles sturmfest zu machen und sich in geschützte Gebiete/Häfen zu begeben.
Für uns hieß das: Manchmal hat man Glück. Exakt das war unser Plan für den Mittwoch, der tatsächlich bis auf einen sehr heftigen Regenguss aus dem Nichts – natürlich zur geplanten Abfahrtzeit – sehr schön war. Ein Spätsommertag wie aus dem Bilderbuch. Windstill, sonnig, warm.

Auf dem Wasser war auch noch einiges los. Ich hoffe, alle haben die „Calm before the storm“ Warnung gesehen und für die Code Orange Tage einen schützenden Hafen gefunden. Das folgende Wochenende war in der Tat heftig. Was wir dann aber schon aus der Sicherheit unseres gemütlichen Zuhause verfolgten.


Nach einem letzten Plausch mit dem Winter-Meister, einem letzten „fijne Winter en fijne Kerstdagen“ gingen wir zu Fuß zurück zum Hafen. Früher hab ich diesen Weg gehasst, weil er echt doofes Pflastertreten durchs Industriegebiet bedeutete. Seitdem der Flusenbär mit dabei ist, haben wir auf unseren Spaziergängen den etwas versteckten Heeger Stadtwald entdeckt und damit einen viel schöneren Weg zurück zum Hafen. Was würden wir nur ohne unseren Bären machen?
Exkurs: Hochwasser in Friesland – eine Gefahr?
Ich werde manchmal gefragt, ob wir keine Bedenken wegen Hochwasser haben. Klare Antwort: Nein. Die Niederländer haben Hochwasserschutz auf der Agenda und gut im Griff. Dazu wird wie jetzt bei der Code Orange Situation umfassend informiert. Alle Pumpstationen werden in Betrieb genommen. Der Wasserstand wird permanent zwischen den Binnenmeeren, Ijsselmeer und Nordsee reguliert. Vor erwarteten Unwettern wird Wasser binnen rausgepumpt, die Wasserstände sind somit niedriger, um Regenmengen aufnehmen zu können. Staumauern werden geschlossen, Überlaufbecken benannt und Wasser dorthin abgeleitet. Wassermanagement ist ein Studienfach in den NL und ein gut besetztes Wirtschaftsfeld.
Ausblick auf das nächste Jahr
Vorsichtige Pläne für die nächste Saison sind angedacht, auch wenn mein Gefühl mir sagt, wir sind durch die Irgendwas ist immer Phase noch nicht durch. Aber planen kann man ja immer. Es soll Pottfriesen 2.0. geben, wenn alles klappt, werden wir Mittsommer mitten in den alde Feanen an und auf einem Hausboot hängen. Ansonsten haben wir ja noch die Pläne aus diesem Jahr. Die werden ja nicht schlecht…..
Was ab und an bei uns hoch kommt: Lassen wir unsere Heimatbasis in Heeg oder orientieren wir uns um? Für Heeg sprechen bekannte drei Gründe: Lage, Lage, Lage. Zentraler kann man in Friesland nicht sein, ein perfekter Ausgangspunkt für Boot, Fahrrad und Auto. Schnell am Ijsselmeer, an der Nordsee oder binnen. Dazu beste Infrastruktur für Wassersportler plus idyllisches Dorfleben in schöner Umgebung. Was in unserem Fall gegen Heeg spricht, ist leider auch die Lage. Das Heeger Meer ist ein ausgesprochenes Segelrevier, die Windlage ähnlich dem Ijsselmeer. Wir haben immer mindestens eine Windstärke mehr als weiter binnen. Fahrtechnisch macht das für uns einen Unterschied, wie wir in diesem Jahr mehrfach erlebt haben. Auf unseren Törns halten wir die Augen offen, aber noch haben wir keine überzeugende Alternative gefunden. Irgendwas ist nicht nur immer, sondern auch überall. Oder wie der Pottmensch weiß: Woanders isset auch Scheiße.
Fazit nach dem Ende der Bootssaison
So wie der Titel dieses Rückblicks war die ganze Saison: zwischen den Stürmen. Den wettertechnischen und denen in der Heimat. Wir mussten oft abbrechen, nicht einmal waren wir länger als zwei Wochen an Bord, der längste Törn dauerte 12 Tage. Zwischen dem ganzen hin und her aber gab es sehr schöne Phasen, es gab lieben Besuch und schöne Treffen. Die gefahrenen Törns führten uns größtenteils in bekannte Gefilde, nur wenig Neues haben wir erkundet. Lieblingsorte wurden besucht, Stavoren an Mittsommer war ein Traum, auch der geliebte Nationalpark alde Feanen war uns eine Zuflucht.
Was immer ist: Bootsleben ist die teuerste Art, unbequem zu leben. Man tut sich das dauerhaft nur an, weil der Mehrwert der erfüllte Traum ist. Der Mehrwert ist die Freiheit, der Blick auf das Wasser, das Licht. Wir lieben es einfach sehr, auf dem Wasser zu leben. Aufwachen und leise bewegtes Wasser zu sehen. Den ersten Kaffee begleitet von Entengeschnatter und Möwengeschrei. Die Boote um uns herum, das Klackern der Masten, der Plausch mit Gleichgesinnten, das durch Reflektionen verstärkte unvergleichliche Licht, welches man nur auf dem Wasser hat.
All das bekommt man auch noch im Oktober, wenn auch milde dosiert. Ja, ich hätte mir mehr Sommer und noch mehr Bootszeit gewünscht. Aber nicht immer ist Wunschkonzert und jetzt gerade ist das Ende der Bootssaison ok. Ab und an hatte ich in der letzten Bootwoche zugegebenermaßen Sehnsucht nach dem Luxus und der Bequemlichkeit zuhause.
Aber bereits auf den letzten Metern zum Winterlager machte sich Wehmut breit. Und erste Anflüge von Sehnsucht. Weiß man jetzt schon, was man vermissen wird. Das Licht und das Wasser, das Gefühl des Friedens.
Hier geht es zu den aktuellen Blogartikeln:
- Ende der Bootssaison – zwischen den StürmenDie Bootssaison ist zu Ende. Letzte Ausflüge, letzte Arbeiten und letzte Stürme.
- Sichtbarkeit als Blogger – ErfahrungsaustauschErfahrungsaustausch zum Thema Sichtbarkeit als Blogger – weiterführende Links und Erfahrungen anderer Blogger
- Sichtbarkeit als BloggerSichtbarkeit als Blogger erreichen – was funktioniert im KI- Zeitalter noch gut? Aufruf zum Erfahrungsaustausch
- Stürmischer HerbsttörnMit dem Boot im Herbst unterwegs. Reisebericht und Erfahrungen
- 12 von 12 Oktober 2025 – Sonntagsruhe12 Bildern durch den Tag. Die beliebte Blogparade 12 von 12 im Oktober 2025
- von O bis O = von Ostern bis Oktober eigentlich der Merksatz für die Sommerreifen ist er auch die grobe Orientierung für die Bootssaison ↩︎
„Das Licht und das Wasser, das Gefühl des Friedens.“ Ja, das ist das Schönste auf und am Wasser …
Zwei Längenfragen: Wie lange fahrt ihr mit dem Auto dahin und wie lang ist euer Boot eigentlich?
Die Daumen sind festens für euch gedrückt, dass ihr 2026 tolle Törns habt!
Wir fahren so zweieinhalb Stunden derzeit. Manchmal länger, wegen der vielen Baustellen im Pott.
Unser Boot ist 10 Meter lang und 3 Meter breit. Für uns eine gute Größe, wir müssen es ja zu zweit manövrieren. Und bei der Größe sind Anlegeplätze nicht ganz so schwer zu finden. Allerdings ist bei uns auch die Raumaufteilung super, weil wir das erhöhte Achterdeck haben und somit eine vernünftige Achterkabine mit Stehhöhe.
Danke für’s Daumen drücken. Uns fällt nächstes Jahr schon der Juli weg, weil da der Sohn heiratet.
Das ist ja ein praktisches Format und Stehhöhe ist unbezahlbar.
Bei der Entfernung will man nicht für zwei Tage allenaselang hinfahren. Soll sich dann schon lohnen.
Wie jetzt? Der Sohn legt seine Hochzeit in die Bootssaison? Was habt ihr da bloß mit der Erziehung gemacht ;).
Das war wieder spannend zu lesen und ich muss immer schmunzeln, wenn ich euren Flusenbär herumliegen sehe. Natürlich würdet ihr ihn nicht vergessen.☺️
In Holland shoppen finde ich schön, die Häuser sind oft so besonders, dass es mich in die Geschäfte zieht. Schön für die lokalen Händler, dass ihr fündig wurdet.
Ich wünsche einen schönen Tag, liebe Grüße Tina
Liebe Britta, was für ein schöner Artikel!
Man möchte nach deinen Zeilen sofort auf so ein Boot und ab in die Natur. Wer, wenn nicht ich, könnte die Sehnsucht nach Ruhe (um einen herum und die im Kopf) nicht nachvollziehen?!
Das Thema „etwas winterfest“ machen kenne ich mittlerweile auch gut – ich habe eine Liste zum Abhaken, weil immer irgendetwas vergessen wird. Noch stets wird sie ergänzt, weil wir, richtig, bisher jedesmal irgendwas vergessen haben.
Den Herbststurm letzte Woche haben wir da, wo ich sowieso immer sein will, auch volle Dröhnung abbekommen. Ich hätte mir ja gern das Meer und die Wellen angesehen, aber es war alles gesperrt und kein Durchkommen. (Kein Durchkommen war einen Tag später auf der Rückfahrt übrigens auch das Stichwort der Stunde im Ruhrgebiet. Ich dachte irgendwann, ich komme nie mehr aus Oberhausen raus! Kein ganz vortrefflicher Gedanke übrigens…)
Das Ruhrpott-Zitat ist großartig – bringt alles auf den Punkt und relativiert pragmatisch. Herrlich.
Frohe Weihnachten und guten Rutsch wünsche ich ausdrücklich noch nicht, das kommt später.
Stattdessen habt eine schöne Zeit an Land, in der ihr einerseits den Komfort eines festen Hauses bei Schweinewetter genießen und andererseits von der nächsten Saison auf dem Wasser träumen könnt!
Viele liebe Grüße von
Marie
Eine etwas ruckelige Saison, wenn man es gesamt betrachtet. Zum Glück seid ihr allen Tornados entkommen. Man muss schon sehr aufpassen. In den NL würde ich gern mal shoppen. Von uns aus ist das aber recht weit entfernt.
Ich wünsche euch eine ruhige Winterzeit. Die Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude.
Liebe Grüße
Sabine