Die Aufregung unseres stürmischen Herbsttörns ist gewichen und hat „das haben wir gut gemacht Erleichterung“ Platz gemacht. Wie es dann oft so ist: kleinere Erlebnisse von diesem Törn kommen nach und nach hoch und beschäftigen mich noch. Ich möchte erzählen, was mir ausgerechnet im verwunschen anmutenden Nationalpark alde Feanen1 begegnete: Ein Steg mit versteckter Botschaft.
Im Nationalpark alde Feanen
Im Nationalpark alde Feanen gibt es für Wasser-Reisende viele Anlegemöglichkeiten in der freien Natur, die von der in diesem Blog schon häufiger vorgestellten Vereinigung Marrekrite2 angeboten werden. Anfang Oktober waren wir noch für 2 Nächte an einer Marrekrite-Insel inmitten der Kanäle des Nationalparks. Die alde Feanen strahlen eine besondere Ruhe aus. Klares, kühles Nordlicht trifft auf verwunschene Kanäle und kleine Seen. Hektik und Alltag sind weit weg. Das ganze Gebiet wirkt friedlich, wie verzaubert. Obwohl „Feanen“ wie auch das deutsche „Fenn“ oder „Venn“ die Bezeichnung für ein Moorgebiet ist, klingt es für mich immer ein bißchen wie „Feenreich“ und so wirkt der Nationalpark auch in großen Teilen.
Wenn wir an solchen Plätzen liegen, mache ich gerne mein morgendliches Stretching auf dem Steg. Die Reling ist als Ballettstange zu gebrauchen und ich habe einen nicht schwankenden Boden.
An diesem Morgen im Oktober war ich fast fertig mit meinem Stretching und bei der letzten Übung: mit den Händen flach den Boden zu berühren. Ich stand da also kopfüber, die Sonne kam raus, beschien den Steg und plötzlich sah ich etwas, was mir vorher nicht aufgefallen war.

Die Sonne zeigt das Geheimnis des Stegs
Auf einer Planke des Stegs ist etwas geschrieben. Im Bild oben habe ich die Planke markiert. Fünf Zeilen in ganz ganz kIeiner Schrift. Ich versuchte etliche andere Positionen, sogar flach hingelegt hab ich mich. Es war kaum zu entziffern. Ich fotografierte es. In der Hoffnung, das Foto so auseinander nehmen zu können, dass man etwas lesen kann.

Geschrieben ist die Botschaft am Steg in niederländisch, am Desktop konnte ich stark vergrößert die erste Zeile ganz entziffern die anderen lückenhaft.
Der niederländische Text lautet soweit entzifferbar:
Hij, die drog mijn zonden, die mijn redde van de doed, die mijn pijn drog…..hij was een Jood
Die Quellenangabe ist mein Rätsel – die Pünktchen markieren die unleserlichen Ausschnitte
Hij, die wist van al mijn zorgen, die mij uit de nood, morgen stralend schijnt – hij was een jood.
Hij die spoedig zal regieren ……… die mijn lich en leven loost – hij was een jood.
Hem voor wil nien ….. zal buigen klein en groot ……… die gods liefde weer geboren – hij was en jood
hij die alles heeft verdragen……… aan is zijn armen stod…. hij was en jood
hij zal zeker van ons vragen ……. vij deden – hij was een jood. Shalom.
Sinngemäß habe ich die Botschaft übersetzt mit
Der meine Sünden trug, der mich vom Tod errettete, der meinen Schmerz trug….. er war ein Jude.
Îch habe nur einzelne Vokabeln wie spoedig nachgeschlagen, diese Übersetzung ist komplett von mir und somit möglicherweise fehlerhaft. Auf KI und Tools habe ich bewusst verzichtet
Er, der all meine Sorgen kannte, der aus Not morgen hell erstrahlt……. er war ein Jude.
Er, der bald herrschen wird…… der meinen Leib und mein Leben erlösen wird – er war ein Jude.
Er wird sich…….vor niemandem beugen, weder vor Kleinen noch vor Großen…….der Gottes Liebe neu erweckt – er war ein Jude.
Er, der alles ertrug ….. seine Arme stecken fest…. er war ein Jude.
Er wird gewiss uns fragen, was wir taten – er war ein Jude. Shalom.
Ich habe versucht, die Zeilen zu recherchieren. Gesprochen wird meines Erachtens von Jesus. Das Shalom – der jüdische Gruß Friede sei mit Dir sagt mir aber: es ist ein jüdisches Gebet. Aber – im jüdischen Glauben ist Jesus nicht der Erlöser. Der Text war weder in deutscher noch in niederländischer Sprache exakt zu finden. Ähnliche Texte finden sich im Buch Jesaja, welches es sowohl im alten Testament als auch in der hebräischen Bibel gibt.
Am meisten Sinn ergibt für mich, dass es Zeilen aus dem Tagesgebet im jüdischen Glauben sind, aus dem Schma Jisrael. Sicher bin ich aber nicht, da ich den niederländischen Text dieses Gebets nicht in Gänze finden konnte. Es könnte aber auch sein, dass die Zeilen aus der Geschichte des zu nie endender Ruhelosigkeit verurteilten ewigen Juden sind.
Eine bewegende Botschaft, die Rätsel aufgibt
Reingeritzt oder später draufgeschrieben war es nicht, es muss ein Easter Egg aus der Produktion sein. Nicht nur die Inschrift als solche lässt mich rätseln. Auch die Vorstellung, wie jemand diese Zeilen in eine Planke einarbeitet, von der er nicht weiß, in welchen Steg sie wo eingesetzt wird und ob es überhaupt jemals jemand sieht. Für gewöhnlich läuft man gerade auf Stegen nicht mit gesenktem Kopf, sondern behält die Linie des Stegs an sich im Blick. Sozusagen eher das große Ganze als die kleine versteckte Botschaft. Das alleine empfinde ich als sehr symbolträchtig.
Was mag die Intention des Graveurs gewesen sein?
Mich hat es an diesem Morgen sehr berührt. Die Tatsache, dass ich es kurz vor dem Jahrestag des Terrorangriffs in Israel fand, noch dazu im fühlbaren Frieden der alde Feanen, hat mich noch einmal mehr bewegt. Das aber kann der Graveur nicht gewusst haben. Wir kennen diese Insel, wir waren an diesem Steg das erste Mal vor 5 Jahren und seitdem ist dort keine neue Planke eingesetzt worden. Man sieht das sofort, wenn Teile eines Stegs ersetzt werden.
Natürlich gibt es noch die Möglichkeit, dass der Verfasser unbekannt ist, bzw. dass derjenige, der die Zeilen angebracht hat, der Verfasser ist. Umso mehr beschäftigt mich die Frage, welche Hoffnung er damit verbunden hat. Oder wollte er es einfach verewigt wissen und hat es für sich oder einen Freund getan?
Wer kennt Ähnliches? Wer hat schon mal versteckte Botschaften gefunden?
Mir ist noch an keinem Steg so eine versteckte Botschaft aufgefallen. Wobei – wirklich versteckt ist die Botschaft ja gar nicht, fällt mir gerade auf. Sie ist offen für den, der sie sieht. Ähnlich wie die Stolpersteine in Städten. Noch so eine Symbolik.
Ich mache das morgendliche Stretching an Marrekriten oft auf dem Steg. Da bin ich auch nicht die Einzige. Steg-Yoga ist unter Bootsreisenden weit verbreitet, ganz unterschätzte Sportart. Bisher hat aber noch keiner erzählt, dass er Ähnliches gefunden hat. Ich kenne das von Sitzbänken, da findet man ab und zu Sprüche, die bei der Produktion mit eingearbeitet werden. In Großbritannien soll das weit verbreitet sein, habe ich gelesen.
Was glaubt Ihr, was ich da gefunden habe? Was für eine Botschaft kann das sein?
- Der Nationalpark alde Feanen befindet sich im Norden der niederländischen Provinz Friesland ↩︎
- Marrekrite.frl – gemeinnütziger Verband in Friesland, NL, In diesem Blog häufiger vorgestellt, deshalb beschränke ich mich auf die Verlinkung ↩︎
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Gänsehaut pur!
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort- Du solltest die versteckte Botschaft finden.
Einfach grandios in dem friedlichen Feenland auf einem Steg diese Zeilen- und sehr wahrscheinlich für viele Reisende unsichtbar, zu hinterlassen.
Danke, dass Du die Friedens-Botschaft hier teilst.
Die Welt hat davon zu wenig!
Shalom meine Liebe 😘
Du, meine Süße, wirst nächstes Jahr bestimmt auch Stege auf Botschaften absuchen, ich kenn Dich doch. Warte ab, wir kriegen noch eine echte Lichtblick-Sammlung aus Leuchttürmen und Botschaften zusammen. Ich schreib dann die Texte dazu und Du illustrierst das Ganze. Idee?
Ich hatte auch Gänsehaut. Das hat mich den ganzen Tag an der Insel beschäftigt und zuhause auch wieder. Ich bin mir sicher, dass das kaum einer sieht. Ohne Sonne hätte ich das vielleicht auch kopfüber nicht sehen können.
Und ja – Shalom, Liebes. Frieden gibt es zu wenig. Dabei wünschen wir uns doch alle nichts mehr als das.
Jau meine Liebe bin dabei!
Eine supercoole Idee 👌
Lass uns nächstes Jahr Lichtblicke und Stege kapern ❤️😃
das machen wir ! Wird großartig
Ich bin tief berührt. Auch, weil du den Tag so in Verbindung bringst.
Mir geht so etwas sehr unter die Haut und es ist schön, dass du es, aus vielen Gründen, mit uns teilst.
Ich bin mir auch sicher, dass du sie finden solltest. Zur rechten Zeit, am richtigen Ort gestretcht.
Liebe Grüße
Nicole
Danke liebe Nicole,
das bedeutet mir viel, dass es auch Dich so berührt. Mich hat das nicht losgelassen und mir war aber direkt klar, das braucht einen eigenen Platz im Blog. Das ist nichts, was man eben schnell bei Insta teilt.
Komm gut in ein friedliches Wochenende
LG Britta
Moin nochmal 😉
Sehr spannend und ergreifend das Geschriebene auf dem Steg.
Erst einmal frage ich mich, was hat diese Person mitmachen müssen, um das auf diesem Wege schreiben zu dürfen/müssen.
Das macht so neugierig auf sie.
Selber kenne ich die Stolpersteine, finde sie auch wichtig. So muss man sich hinterfragen, was ist mit diesen Personen geworden, was mussten sie für qualen erleiden. 😒
Durch deine Entdeckung wird man, so denke ich, genauer schauen, was auf dem Weg sein kann.
Danke das du die Entdeckung mitgeteilt hast.
LG Gina
Moin meine Liebe,
ja, das weiß man nicht. Vielleicht ist er/sie Mitarbeiter in einer Werft oder bei der Marrekrite.
Die Stolpersteine fallen mir auch oft auf, auch Gedenktafeln an Häusern. Ich finde diese Erinnerungen auch wichtig, sie können noch Generationen wachrütteln.
Sehr gerne, danke liebe Gina.
LG Britta
Moin liebe Britta,
den Teil mit „Arme stecken fest“ würde ich gern nochmal im Original lesen. Der Text soweit du ihn uns aufbereitet hast, deutet für mich ganz klar auf Jesus, der in der Tat Jude war, hin. Ich vermute, der Teil mit den Armen ist ein Verweis auf die Kreuzigung, aber dazu müsste man noch mehr lesen können.
Ob die Zeilen bekannt oder nicht sind, vermag ich nicht zu sagen und es ist mir zu früh am Tag, um sie durch eine Suchmaschine zu jagen😂.
Für mich klingt es wie eine Mahnung/ Erinnerung in Zeiten von wieder aufkommendem antijüdischen Gedankengut, wobei sowohl in den Niederlanden als auch hier in Deutschland sich wahrlich nicht nur sogenannte Christen dafür verantwortlich zeichnen.
Mit gänzlich unreligiösen Grüßen vonner Weser,
Marie
Moin liebe Marie,
mehr kann ich da beim besten Willen nicht lesen in den Zeilen. Ich dachte aber auch in eine ähnliche Richtung. Ich weiß auch nicht genug über das Judentum, um genau zu wissen, wie diese Religion Jesus einordnet.
Ich habe das für mich auch als Erinnerung gesehen, wobei die Zeiten ja vor Jahren, als diese Planke gesetzt wurde, noch deutlich besser waren.
Wir werden sicherlich nochmal an diesen Steg gehen, der liegt gut auf dem Weg. Vielleicht treffen wir dort ja mal einen Niederländer, der mir das besser übersetzen kann und vielleicht auch Lücken auffüllt, weil ihm die Sprache eben zu eigen ist und er Lücken erraten kann. Mal sehen. Ich werde dann berichten.
Liebe Grüße anne Weser und hab ein schönes Wochenende
Britta
Das ist ja cool! Ich würde sagen dass sich in diesem Text eindeutig Hinweise auf einen Schatz verstecken die es nun zu finden/entschlüsseln gilt…! Ihr seid in eine Tempelritter Geschichte gestolpert…! Oder Indianer Jones! Kauf dem Captain Hut und Peitsche und ab geht die Post…! 😉
Also der Flusenbär hat die ganze Insel ergiebig abgeschnüffelt – er hat schon mal nichts gefunden. Irgendwie bezweifel ich da Deine Hoffnungen…. 😉
Das ist spannend und irgendwie ergreifend. Viele Fragen wirft das auf. Ich habe noch keine solche Botschaft entdeckt. Danke dass Du es geteilt hast Britta.
Ich wünsche Dir ein wunderschönes Wochenende, liebe Grüße Tina
Ergreifend fand ich es auch. Und eben so spannend, dass ich zuhause weiter an diesem Foto rumgefummelt habe.
Sehr gerne.
ich wünsche Dir auch ein schönes Wochenende, liebe Tina.
LG Britta
Wahrscheinlich ist unsere Welt voll von solchen Easter Eggs. Wir sehen sie meist nur nicht, da es schon besondere Aufmerksamkeit erfordert. Wie du schreibst, muss man schon genau hinschauen. Vielleicht motiviert das den einen oder anderen, mit offeneren Augen durch die Welt zu gehen.
In der Softwareentwicklung sind die versteckten Botschaften in Form solcher Ostereier im Quellcode weit verbreitet. Die sieht nur keiner außer anderen Entwicklern und sie sind eher humorvoll. Trotzdem zaubern sie dem Finder ein Lächeln ins Gesicht. Im Ernst des Arbeitsalltags eine schöne Sache, wie ich finde.
Liebe Grüße!
Das IT-Ler schwer zu findende und auch schwer zu verstehende Easter-Eggs verstecken, das wusste ich. Das hat mir mein Sohn mal erzählt. Ich weiß auch, dass bei manchen Online-Kartendiensten Easter Eggs versteckt sind. So dass man z.b. bei bestimmten Adressen, wenn man draufklickt, in die Häuser reingehen kann, Museen z.b. Das hab ich per Zufall mal in social media mitbekommen und fand das auch toll.
Vielleicht nehm ich das mit den versteckten Botschaften überall nochmal in den Monatsrückblick mit auf. Ich finde auch, dass solche Dinge ein Lächeln ins Gesicht zaubern oder eben generell Emotionen auslösen können. Das macht unsere oft so technisierte unpersönliche Welt schöner.
LG Britta
Liebe Britta,
ein solches Erlebnis ist wirklich mal etwas anderes. Ich habe solche Botschaften noch nie gefunden.
Liebe Grüße!
Liebe Jenny,
vielleicht findest Du ja auch mal was. In dänisch wäre das sicher auch spannend.
LG Britta
Das ist richtig spannend und berührend zugleich. Solche Botschaft habe ich noch nie entdeckt. Ich hatte gleich an die Kreuzigung von Jesus gedacht.
Liebe Grüße
Sabine
Fand ich auch beides zugleich. Ich habe daran auch gedacht, einzelne Elemente berührt es ja. Aber ich frage mich eben doch, in welchem Kontext das steht.
LG Britta